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==Zusammenfassung== | |||
Es wurden allgemeine Erfahrungen im Umgang mit diskriminierenden Personen ausgetauscht und zu konkreten Fällen Maßnahmen betrachtet die Anwendung fanden oder möglich wären. Außerdem wurde über mögliche Strukturen gesprochen, die unterstützen können und sich ausgetauscht, was an den Unis an solchen Strukturen schon vorhanden ist. | |||
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Aktuelle Version vom 3. April 2023, 16:41 Uhr
Vorstellung des AKs
- Verantwortliche/r: Svenja (Uni-Wien), Xaver (Uni-Wien), Steph (HUB)
- Ziel des AK: Wir würden gerne berichten über unseren Umgang mit solchen Vorfällen, und anschließend die Diskussion erweitern auf einen allgemeinen Austausch von Erfahrungen. Vielleicht lernen wir gemeinsam neue Methoden oder nützliche Tipps für die Zukunft.
- Handelt es sich um einen Folge-AK: nein
- Materialien und weitere Informationen: Link zu Protokollen, Artikeln, Gesetzen etc. angeben, Dateien hochladen
- Wer ist die Zielgruppe?: Interessierte Menschen allgemein, gerne auch Personen mit Erfahrungen im Umgang mit solchen Situationen.
- Wie läuft der AK ab?: z.B. Auf unseren kurzen Bericht wird ein Austausch von Erfahrungen und Ideen folgen.
- Materielle (und immaterielle) Voraussetzung: keine
- Sonstige Vorstellung: was noch gesagt werden soll
Arbeitskreis: Diskriminierende Personen in der Fachschaft
Protokoll vom dd.11.2022
- Beginn
- hh:mm Uhr
- Ende
- hh:mm Uhr
- Redeleitung
- Svenja, Xavier udn Steph
- Protokoll
- Manu (Wien)
- Anwesende Fachschaften
- Freie Universität Berlin,
- Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
- Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Humboldt-Universität zu Berlin,
- Philipps-Universität Marburg,
- Technische Universität Wien,
- Universität Bielefeld,
- Universität Innsbruck,
- Universität Potsdam,
- Universität Wien,
- Universität zu Köln,
Protokoll
AK in zwei Teile aufgeteilt. 1. Teil: was kann gemacht werden, wenn es schon zu übergriffen gekommen ist 2. Teil: was kann präventiv gemacht werden
Geschichtsstunde
Geschichte aus Uni Wien: Gab sexistische Kommentare eines Erstsemestrigentutoren (Buddy für Erstsemestrige), wurde ausgeladen von Partys, ist trotzdem dort aufgetaucht. Erstsemestrigentutor kannte die Grundsätze der Fachschaft und hätte wissen müssen, dass so ein Verhalten für die Fachschaft nicht in Ordnung ist. Gab sehr viele Meldungen von sexistischen Vorfällen bezüglich dieser Person. Person wird als fachschaftsnah (Dunstkreis) angesehen, schwierige Situation.
Wie kann versucht werden, andere Personen vor dem Verhalten einer Person zu beschützen, wenn betroffene Personen das Fehlverhalten nicht öffentlich ausgesprochen haben?
Ist UW ein Einzelfall? Studie der Leibniz-Gesellschaft: Es ist extrem häufig, dass es entweder unter Studis, zwischen Lehrenden und Studis, oder unter Lehrenden Vorfälle sexueller Belästigung gibt. Was tun wir wenn es in der Fachschaft auftritt?
Stadt 1: Hatte erschreckend ähnlichen Fall dieses Semester, waren nicht darauf vorbereitet, weil dies bis jetzt kein Thema war. Es gibt zwar Awareness-Personen für Erstifahrten, jedoch nicht für Erstiveranstalltungen. Es war nicht klar, wie genau sich verhalten werden soll, weder als Person noch als Fachschaft.
Von der Uni aus gibt es keine direkten Strukturen an die sich Studierende bei solchen Vofällen wenden können. Es gibt nur freiwillig tätige Ansprechpersonen die oft überfordert sind.
Uni C: Ähnliche Situation: Waren nicht vorbereitet, hatten aber einen von der Frauenbeauftragten organisierten Workshop über sexualisierte Gewalt. Personal ist nicht geschult für diese Situationen.
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte: sind Beschwerde- und Beratungsposition sowie Beschwerdestelle aber meist nicht dafür ausgebildet (kommt auf das HG des Bundeslandes an)
Positive Anmerkung: an vielen Unis wird auf die Problemstellung durch Plakate mit Leitsatz "No means No" aufmerksam gemacht
Stadt 4: Gab einen Vorfall bei WiWi-Fachschaft. Supersexistische Aufgaben auf einem Zettel bei der Orientierungswoche für Erstis (wurde in der ZaPF-Gruppe geteilt). WiWis wurden von Uni/ASTA zur Rede gestellt, mussten entsprechende Sensibilisierungskurse besuchen. Wurde von WiWis als Drangsalierung wahrgenommen, sehen das nicht als Fehlverhalten und sich nicht als in der Verantwortung. Vorfall wurde offiziell nie gemeldet. Es gibt eine Awareness-Person und ASTA möchte Sensibilisierungskurse für alle verpflichtend machen
Uni Z: Gab einen Fall sexueller Übergriffe durch eine fachschaftsnahe Person. Fall wurde der Fachschaft per Brief gemeldet, mit betroffener Person konnte offen darüber geredet werden und sie ist mittlerweile in Beratung. -> es ist ganz wichtig, zuerst die Betroffenen der sexuellen Gewalt zu Wort kommen zu lassen und diese zu ermutigen sich danach die Zeit zu nehmen, die Situation zu ver-/bearbeiten
Uni B12: Person aus der Dunstkreisnähe der Fachschaft machte sexistische Äußerungen bei denen sich alle sehr unwohl gefühlt haben. Auch nach sehr höflicher und verständnissvoller Gesprächsführung wurde das Verhalten nicht abgestellt. Danach deutlicher und rauer um Einstellung gebeten und seitdem gibt es weniger bis keine sexistische Kommentare dieser Person im Fachschaftsumfeld. Die Frage ist wie effektiv dieses Vorgehen langfristig ist.
Die Hilfestellen der Unis sind gnadenlos unterbesetzt und zu schlecht ausgebildet.
Stadt L2: Kein Vorfall expliziter Diskriminierung aber unangenehme Situation bei einer Erstiwoche. Vor ein paar Jahren forderten Helfende Erstis auf, für Extrapunkte bis zu den Knien in den See zu gehen, was von den Erstis als unangenehm empfunden wurde. Fachschaft gibt seitdem Briefing vor Erstiwoche über angemessenes und unangemessenes Verhalten ("Wir stiften niemanden zu Alkoholkonsum an.", "Wir geben erstis keine blöden aufgaben bei denen sie sich unwohl fühlen.", ...) Trotz Notwendigkeit teilweise Gefühl bei Fachschaft etwas unnötiges zu machen. Aber einigen auf Werte und explizite Kommunikation dieser Werte als wichtig erachtet
Maßnahmen
Code of Conducts sind super! Funktionieren am Besten, wenn die Maßnahmen für Nicht-Einhaltung angemessen sind und klar kommuniziert werden, sonst sind sie teilweise wirkungslos
Sensibilisierung kann durch die Fachbereichsleitung stattfinden/organisiert werden.
- auch Lehrende und Mitarbeitende sensibilisieren
Stadt 9: Dekan hat angeboten mit einer problematischen Person zu sprechen. Wurde nicht in Anspruch genommen, gibt der Fachschaft aber Möglichkeiten.
Wichtig: Dinge nur dann tun wenn sie mit betroffenen Personen abgesprochen sind!
Nur geringer rechtlicher Rahmen für Maßnahmen bei Studis, was Maßnahmen nach Vorfällen erschwert, aber Prävention ist sehr gut möglich.
Meldung von Vorfällen führt zu Einführung/Umsetzung von (präventiven) Maßnahmen, auch wenn betroffene Personen selbst diese Maßnahmen nicht wahrnehmen möchten.
Marburg: Wird in der anfangs erwähnten Studie aufgeschlüsselt, ob Machtverhältnisse relevant sind?
- Machtverhältnisse vor allem an Unis (und in der Wissenschaft) ein riesiges Problem
- in manchen Studien werden Machtverhältnisse abgefragt, es gibt allerdings eine große Dunkelziffer
Bielefeld: Statement an Fachschaftstür "Hier ist ein Safe Space." Unklar ob das klug ist, weil damit ein "Schuldeingeständnis" gemacht wird.
- Deklaration von Safe-Spaces sind sehr gefährlich, da sie nicht wirklich garantiert werden können
- Garantierbarkeit gewünscht aber Umsetzung unklar
- Sinvoller sind Statements in Form von Code of Conducts
Sozialer Druck im Fachschaftsumfeld: Wie legitim ist es, hartes Kontra zu geben, um der Person die Plattform zu nehmen?
- wird Täter*innen damit wirklich die Plattform genommen? Gegenwind kann mehr Druck vom Täter*innen auf die Betroffenen erzeugen.
- negative Folgen sind bei allen Maßnahmen möglich
- Betroffenenschutz ist das wichtigste. Maßnahmen müssen mit den Betroffenen abgeklärt werden.
Beispiel waren generalisierte Aussagen gegen weiblich gelesene Personen. Entsprechende Gespräche wurden mit der äußernden Person geführt, es fiel aber schwer, effektiv Kontra zu geben.
- trotzdem wichtig, Plattform muss genommen werden
- Person reflektiert von sich aus nicht, es braucht input von außen
Aussagen wie "Täter*innen werden immer Täter*innen bleiben" werden als problematisch wahrgenommen
- Täter*innen können sich in vorgegebenen Räumen und Strukturen auch weiterentwickeln
- Wie kann diese Weiterentwicklung initiiert werden, speziell wenn Täter*innen sich provokant verhalten
Gerade bei Vorfällen mit Betroffenen ist es ganz wichtig, die Betroffenenperspektive zu sehen und schnell zu handeln. Entstehen von Gerüchten kann die Situation für betroffene Personen zusätzlich erschweren. Mit einer Positionierung gegen das Verhalten wird die Macht gebrochen. Solidarisches Verhalten und sich hinter die Person zu stellen ist essentiell. Das Schlimmste und Schmerzvollste ist die Angst davor, sich anderen gegenüber zu öffnen. Und die Angst vor den Täter*innen zwischen Meldung und Maßnahmen, in dieser Zeit ist der Schutz der betroffenen Personen ungemein schwer.
Es ist wichtig sich bewusst zu machen, was als Fachschaft geleistet werden kann und wo wir uns Hilfe holen müssen. Wir sind nicht ausgebildet, um Menschen psychologisch zu begleiten! Ein optimaler Prozess ist oft unmöglich, als Fachschaft ist es auch sehr schwer, alleine vorzugehen. Entsprechende helfende Stellen existieren aber an den meisten Unis, müssen aktiv und vor Vorfällen gefunden werden!
Was können Fachschaften machen um einen Rahmen zu bieten, in dem sich Opfer sicher melden können (als Alternative zur Deklaration von Safe Spaces)?
- Es können Vertrauenspersonen von der Fachschaft implementiert werden, die eine niederschwellige Anlaufstelle bieten (AK Vertrauenspersonen - https://zapf.wiki/WiSe19_AK_Vertrauenspersonen_f%C3%BCr_Fachschaften)
- Fachschaften können sich für mehr Ressourcen von Seiten der Uni einsetzen
- es können speziell mit der Thematik betraute Personen von der Fakultät eingestellt werden
- siehe auch https://zapf.wiki/SoSe22_AK_Antidiskriminierungsmassnahmen, https://zapf.wiki/WiSe21_Frauenf%C3%B6rderung_und_Frauenfeindlichkeit
Ergibt ein Kummerkasten als niederschwelliges Angebot für anonyme Meldungen einen Sinne?
- hängt davon ab, wie die Fachschaft aufgestellt ist und welche Ressourcen vorhanden sind, um sich um die eingehenden Fälle zu kümmern
Sensibilisierte Menschen sind nicht Psychologen und können diese nicht ersetzen. Die meisten Frauenbeauftragten dienen der Erstberatung. Fachschaften sind ebenso nur Erstberatungsstellen. Achtet auf Selbstschutz, sonst könnt ihr anderen Menschen nicht helfen!!!
Code of Conduct
In NRW gibt es für Sportvereine die Verpflichtung, eine Erklärung/Code of Conduct zu unterschreiben. Inwieweit so eine Unterschrift etwas bringt ist noch unklar.
An einer Uni bei Erstifahrt: Helfende müssen sich an den Code of Conduct halten. Wer das nicht tut, fährt nach Hause. Erstis lassen sich bei Vorfällen nicht verweisen.
Gibt regelmäßig einen Tag gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Dazu machen Unis oft viel, Fachschaften beteiligen sich seltener. Ist auch schon eine präventive Maßnahme, in der Woche um diesen Tag Veranstalltungen zu der Thematik anzubieten bzw. sich bei Veranstaltungen der Uni einzubringen.
Zur Sensibilisierung kann auch das Awarenessspiel dienen: https://zapf.wiki/WiSe21_Awareness_Spiel
Wie würde bzw. kann so ein Workshop zum aktiven empowerment von FLINTA-Personen ausschauen? Beispiel Workshop Mutausbruch: Trainerin für feministischen Kampfsport
- Wie gehst du damit um, mit Alltagssexismen konfrontiert zu werden?
- Argumentationsstrukturen gegen Sexismus in Vorlesungen
- Umgang mit Mikroaggressionen kann gelernt werden
Ergibt es Sinn einen Selbstverteidigungskurs zu organisieren oder ergibt es mehr Sinn, sich auf Kommunikation zu konzentrieren?
- bei Selbstverteidigungskursen wird eine Person benötigt, die sich sowohl damit als auch mit der Struktur hinter sexuellen Übergriffen auskennt
- es muss kein entweder/oder sein, jede Person benötigt eine andere Strategie zur verteidigung
Es ist sehr wichtig, Dinge im Kontext zu betrachten. Körperliche Selbstverteidigung steht nicht im Vordergrund. Konfrontation mit mentaler Gewalt ist ebenso problematisch. Mentale Stärke ist wichtig. Ziel ist, in der Lage zu sein, mit Situationen klarzukommen
Hochschule hat eine Verpflichtung die Studierenden zu schützen. Steht in den meisten Hochschul-Gesetzen. Prävention ist damit gut argumentierbar. Bringt etwas, um mit höheren hierarchischen Ebenen ins Gespräch zu kommen. Fachschaften sind nicht allein, Hochschulen haben hier auch einen Auftrag. Die Frauenbeauftragten der einzelnen Bereiche sind hier anzusprechen. Holt die mit ins Boot, die wollen das gleiche wie ihr, kennen aber oft die rechtlichen Grundlagen und können das auch ausnutzen.
Kommentar: Dinge können ja auch traumatisierend sein. Gibt psychologische Erstberatung an vielen Unis. Da kann es direkt auch zu Nachteilsausgleich kommen (ist jedoch abhängig von der Uni und Hochschulgesetz) Psychologische Beratung von Studwerk ist oft besser als die von Uni (z.b. viel mehr Termine)
Wie kann mehr Awareness in männlich dominierter Fachschaft geschaffen werden? Wie können strukturelle Änderungen vollzogen und mehr Verständnis für Diversitäts-Themen geschaffen werden?
- Menschen aus dem Asta bzw. aus den Referaten einzuladen und sich da weiterbilden
- Vielleicht auch Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte
- Kluge Menschen einladen die da was zu wissen, gibt auch viele andere Vereine: Queerleben, ABQueer, TriQ, Ombutstelle LADG (Berlin), und viele weitere
Für Österreich: Wir haben die BundesÖH. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat auch sehr gute Materialien.
Quotierung kann bedeuten, weibliche Redebeiträge vor männliche zu ziehen.
Viele haben Parties und Awarenessteams. Manchmal ist es hilfreich zu bewerben, dass es ein Awarenessteam gibt. Es kann helfen einfach zu sagen: "Wir haben ein Awareness-Team.", "Wir kümmern uns um Vorfälle.", Flyer an Toiletten: "Wenn was ist komm zur Bar.", Plakate: "Kein Raum für Übergriffe!"
Auch Alkoholkonsum einzuschränken kann helfen.
System, bei dem ein Codewort gewissen Personen oder an der Bar gesagt wird, wenn etwas passiert ist. Codewort hilft, um sich nicht erklären zu müssen, sondern direkt in einen sicheren Raum gebracht zu werden, wo Weiteres geklärt werden kann.
Rufmord-Thema: Wenig darüber tratschen, sondern mit Betroffenen und Täter*innen klären was passiert ist und welche Konsequenzen es gibt.
- Es muss nicht publik gemacht werden.
- Möglichst wenige Personen einbinden.
Wenn im Vorhinein schon geklärt ist, was bei Vorfällen gemacht wird, dann muss im Fall der Fälle nicht darüber geredet werden welche Maßnahmen einsetzen.
Zu sagen, dass es ein Awareness-Team gibt ist kein Schuldeingeständnis!
Für alle, die sich damit noch nicht so auseinander gesetzt haben: gibt ganz neues Material von der Bukof, da ist viel hilfreiches drin https://bukof.de/service/materialien/ Ist sinnvoll sich das alles gut anzuschauen. https://pad.zapf.in/WiSe22_AK_Diskriminierende_Personen_in_der_Fachschaft
Zusammenfassung
Es wurden allgemeine Erfahrungen im Umgang mit diskriminierenden Personen ausgetauscht und zu konkreten Fällen Maßnahmen betrachtet die Anwendung fanden oder möglich wären. Außerdem wurde über mögliche Strukturen gesprochen, die unterstützen können und sich ausgetauscht, was an den Unis an solchen Strukturen schon vorhanden ist.