WiSe23 AK Machtmissbrauch

Aus ZaPFWiki

Vorstellung des AKs

Verantwortliche*r: Steph (HUB)

Einleitung und Ziel des AK
Diskussion und Austausch über Strategien mit Machtmissbrauch umzugehen. Ggf. Best-practise bsp sammeln.

Handelt es sich um einen Folge-AK?
Nein

Wer ist die Zielgruppe?
Alle Interessierten

Wie läuft der AK ab?


Voraussetzungen (materielle und immaterielle)
keine

Materialien und weitere Informationen

Arbeitskreis: Machtmissbrauch

Protokoll vom 28.10.2022

Beginn
14:00 Uhr
Ende
16:00 Uhr
Redeleitung
Steph (Humboldt-Universität zu Berlin)
Protokoll
Jakob Pohl (Universidad de los Saccos Veteres)
Anwesende Fachschaften
Universidad de los Saccos Veteres,
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,
Bergische Universität Wuppertal,
Freie Universität Berlin,
Humboldt-Universität zu Berlin,
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Karlsruher Institut für Technologie,
Leibniz Universität Hannover,
Ludwig-Maximilians-Universität München,
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,
Ruhr-Universität Bochum,
Technische Universität Darmstadt,
Technische Universität München,
Universität Bremen,
Universität Duisburg-Essen - Duisburg,
Universität Hamburg,
Universität Innsbruck,
Universität Potsdam,
Universität zu Köln,
Universität Münster


Protokoll

Abfrage zum Modus des AK
Austausch oder Zusammentragen von best-practises? - Austausch
Frage zur Definition von "Machtmissbrauch" im Rahmen dieses AKs
sowohl Übergriffe (SBDG) als auch Überlastung durch Vorgesetzte, da beides auch Hand in Hand gehen kann
Sammlung von Themen
Was kann getan werden, um problematische Profs loszuwerden?
Wie kann Fachschaftsarbeit präventiv und reaktiv mit Machtmissbrauch umgehen?
Wie kann Zusammenarbeit mit Instituten und Unis verbessert werden, damit Fachschaftsräten keine Kompetenzen abgesprochen werden?
Wie kann Ansprechbarkeit für Studis verbessert werden?

Präventive Arbeit

Was können FSIs tun und wo stoßen sie tatsächlich an feste Grenzen?

Aktuell sehr öffentlicher Fall an der HU Berlin mit einer Professur, in diesem Rahmen wird die Arbeit gerade überdacht Oft sind FB/GB erste Anlaufstellen für Vorfälle jeglicher Art, an der HU wird gerade versucht über Fachschaftsarbeit niederschwelligere Strukturen aufzubauen und Meldungen leichter zu machen. Aktuell auch Entwicklung einer Initiative für niederschwellige Beratung (awareness Konzepte). Oft gemeldetes Problem: „Das ist doch allen bekannt, das wissen doch alle“ - außer den tatsächlich effektiven Stellen

Sammlung von Erfahrungen

  1. Vorfall:
    • Mobbing/Vorfälle gegenüber Studierenden, seit 5 Jahren bekannt, Beschwerde bei Ombudsperson schon ein Mal gelaufen, zweites Mal geplant. Menschen sind deshalb aktiv aus Vorlesungen herausgegangen.
  2. Vorfall:
    • Versucht, mit Awarenessteam immer beim Einstand/Einführung dabei zu sein, letztes Mal Meldung Vorfall über unangemessenes Verhalten, aber meldende Person möchte das nicht weiter verfolgen
    • Sonst nicht viel bekannt außer systematisches Bashing z.B. gegen Lehramt.
  3. Vorfall:
    • Einreichung von schwierig laufenden Sachen bei Fakultät
    • GB wurde durch eine Situation in puncto guter Besetzung in Frage gestellt
    • Meist Klima, Vorfälle lieber intern zu lösen und unter den Teppich zu kehren – konstruktives Feedback scheint ungewünscht. Aber ohne Reden über Erfahrungen keine Verbesserungen und unter dem Klima trauen sich Menschen nicht → stuck. Wie können wir ermutigen?
  4. Gießen: Im Physikpraktikum Problemfall WiMi mit deutlich höherer Durchfallquote für weiblich und mit Rassizität gelesenen Personen. Gespräch mit GB und Fak-Leitung gesucht, WiMi war das angeblich nicht klar und versprach Besserung. Weiter Auge drauf.
  5. Köln: Menschen trauen sich oft erst etwas zu sagen, wenn eine bestimmte Ebene der Macht erreicht wurde, z.B. Professur. Offenbar wird Professoren weiterhin mehr geglaubt als Studierenden.
  6. Vorfall: Praktikum Tutor hat relativ systematisch Menschen Avancen gemacht, oft erfolgreich, nur unter der Hand erzählt. Anderer Vorfall, dass Tutor Studierende auf ein Date gebeten hat. Wie kann eingegriffen werden, wenn so etwas aus Unwissenheit passiert?
  7. Vorfall:
    • Oft besteht gerade für Studierende Angst vor Repressalien, z.B. durch Prüfungen durchzufallen.
    • Studierende haben sich zusammengetan mit Argumentsammlung und versucht offenes Gespräch zu führen, aber Gegenüber hat es als persönlichen Angriff gewertet und 4 von 5 in der Gruppe sind in der folgenden Prüfung durchgefallen. Durch Unwissenheit/mangelnde Ressourcen nicht um Wiederholung gekämpft, jetzt 3 der Betroffenen weg.
    • Oft hilft es, wenn die FSI dann dafür stellvertretend einsteht, damit die Betroffenen nicht bekannt werden.
  8. Vorfall:
    • Studierende wenden sich oft nicht an den Fachschaftsrat
    • Früher war der Fachschaftsrat nicht gut besetzt
    • Es ist immer mal wieder von „allgemein bekannten“ Vorfällen zu hören, z.B. systematisch schlechter bewertete weiblich gelesene Personen. Leute kommen aber nicht direkt zur Fachschaft.
    • Professorengespräch mit Person, die immer wieder sexistische Witze gemacht hat. Mit Direktorin gute Ansprechperson, die zuhört und nicht bei weiteren Schritten im Weg steht.
    • Seit letztem Semester Awareness-Seminar, eingeladene Person erzählt über sexistische Gewalt und was getan werden kann, an wen sich gewendet werden kann.
  9. Vorfall: Ähnliches Problem, es gibt immer wieder Berichte über Professor, der teilweise Frauen schlechter bewertet, aber wegen schlechter Vergleichbarkeit melden sich wenig Menschen mit Vorfällen, nur aus dem Praktikum mehr Infos, aber über Hörensagen. Professur ist zur Verlängerung beantragt, jetzt muss Votum geschrieben werden aber es gibt keine belastbaren, gemeldeten Vorfälle (schon weil es sich über einen langen Zeitraum zieht und viele Betroffene weg sind)

Es ist ein generelles Problem, wie wir an Daten kommen und solche Vorfälle über das Level Buschfunk hinausgehen. Umfrage am Institut für Physik (HUB) zu SBDG und zusätzlich auch vom RefRat eine Umfrage zu Machtmissbrauch, dadurch kommen zumindest ein paar offiziell vorzeigbare Statistiken zusammen. Von der Uni Wien existiert ein ähnliches Konzept mit einem Meldetool ohne Namensangabe, weil fehlende Anonymität ja auch viele Menschen abschreckt. Als das letzte Mal in einem AK über das Wien-Tool geredet wurde, gab es noch nicht so viele gemeldete Fälle. Auch die Umfrage am Institut hatte wenig Feedback von Studierenden, aber trotzem genug Rücklauf für handfeste Daten. Die RefRat-Umfrage läuft noch ein ganzes Semester, bevor sie geschlossen und ausgewertet wird. Zusätzlich gibt es durch die Unisafe Studie (mittlerweile sehr bekannt) Daten, deren Referenzierung teilweise auch gut zur Argumentation gegenüber Verwaltungsstellen genutzt werdenkann. An der HUB wird mittlerweile versucht, mithilfe der Instituts-Umfrage und UniSafe-Daten Workshops und Awareness-Trainings als verpflichtend durchzusetzen. Dass es auch Awareness-Konzepte gibt, die auf bestimmen Meldepersonen wie auf der ZaPF basieren, kann auch das Hinzuziehen dieser Personen eventuell Argumentation unterfüttern.

Als Awareness-Konzepte bieten sich Vertrauenspersonen in Fachschaftstruktur an, die explizit für ein Semester und genau zu diesem Zweck agieren. Diese Personen sind auch hilfreich wenn für andere Veranstaltungsformate wie Ersti-Fahrt im Vorfeld Inforamtionen weitergeben werden müssen wie: „wie können Sachen verhindert werden, was sollten wir vermeiden/beachten“

Evaluationen als Tool

  1. Konzept: Von der Fachschaft durchgeführte anonyme Evaluationen, Fachschaft hat Zugriff auf Freitextantworten. Die können Schilderungen von unangemessenem Verhalten in der Vorlesung geschrieben enthalten. Wenn das der Fall ist, kann dem spezifisch nachgegangen werden?
  2. Bonn: hat noch das Glück, dass Evaluation selber gestaltet und durchgeführt wird. Aber bei Mathe ist es eine Kombi aus Studierenden und Lehrenden und hier eine Option mit Slider „Wie wohl hast du dich in der Veranstaltung gefühlt?“ oder ähnlich vage, aber genug Info, um zumindest Tendenzen abzulesen.
  3. Konzept: hat das Glück, dass immer zentral evaluiert wird, aber Fachschaft hat keinerlei Zugriff und es ist unklar, ob es in Gremien weitergeht, sonst haben Studierende Zugriff immer nur mit Zustimmung der Lehrenden. Außerdem besteht oft Angst vor Evaluationen unter Studierenden, ob sich die Ergebnisse nicht auf Prüfungen/Klausuren auswirken und immer nur am Ende der Veranstaltung ein Mal.
  4. Konzept: In der Erstiewoche stellt sich die Fachschaft vor und die Leute sind unter den Studierenden bekannt. Gutes Tool, um sich als Ansprechperson/Stelle vorzustellen. Kurzer Werbeblock für Evaluation gestartet, ist dann ausgeartet in Diskussion über die bestehenden Probleme, jetzt noch bekannter wohin sich die Menschen melden müssen.
  5. Konzept: Fachschaft macht Evaluation auch selber und nutzt sehr großes Tool, ist anonymisiert, aber handschriftlich, deshalb unglaublich wichtig, dass es durch Hände der Fachschaft geht und nicht irgendwas bei Profs beeinflusst. Antworten werden an Profs weitergegeben mit zeitlicher Verzögerung, ist dann auch unglaublich viel Aufwand, aber sehr wichtig
  6. Köln: Seit SysAkk Zugriff auf Evaluationsbögen von Seiten des Qualitätszirkels, zu dem alle Studierende eingeladen sind. Fachschaft hätte sogar das Recht, die Evaluationsergebnisse auf der Webseite zu veröffentlichen. So ein Recht muss aber erstritten werden, am besten in Ordnungen schauen, wie die Regelung ist und zur Not Änderung veranlassen/Stunk machen.

Nicht alle Unis machen anonyme Evaluationen, nicht alle haben Freitextfelder. Zudem können selbst wenn diese vorhanden sind, die Freitextantworten nicht immer abgefragt werden (Berliner Unis sind ein Beispiel, hier ist die Abfrage nur mit Zustimmung der jeweiligen Lehrenden möglich). Wie sind Evaluationsantworten einsehbar? Wenn es sich um eine von der Fachschaft erstellte Evaluation handelt dann mittlerweie einfach über Online-Tool, früher haben Menschen einfach Freitext-Antworten abgetippt. Wenn die Evaluation von der Uni durchgeführt wird, gestaltet es sich schwieriger. Gleichstellungs- oder Frauenbeauftragte haben oft mehr rechtliche Mittel, an genau solche Ergebnisse zu kommen, wenn Fachschaften scheitern, hier lohnt sich die Kooperation.

Frauenbeauftragte/Gleichstellungsbeauftragte

Jedes Institut und Fakultät hat Gleichstellungsbeauftragte oder Frauenbeauftragte, die sind auch zentrale Beschwerdestelle. Diese Tatsache ist oft unbekannt, selbst in den Fachschaften. Die Arbeit zwischen GB und Fachschaften sollte nicht parallel, sondern verschränkt erfolgen, denn gesetzlicher Handlungsspielraum von Fachschaften ist begrenzter als der von GB und GB sind tendenziell besser geschützt (plus zur Geheimhaltung verpflichtet).

  1. Umsetzung: am Institut mittlerweile zu viele Beratungsangebote, wollten Flow-Chart machen und auf jedem Weg lautete Antwort: „Nein, du musst danach zur GB gehen“. Das war dann eine Sackgasse, weil gar nicht klar war, ob diese für Studierende, Angestellte etc. zuständig ist. Außerdem wurde die GB bisher eigentlich nur in BeKos oder ähnlichem angefragt, am Institut also nicht wirklich gut genutzt.
  2. Umsetzung: auch GB/FB, aber nicht für Machtmissbrauch zuständig. Dekan hilft hier direkt und mit Erfolg: ein Mensch wurde deshalb nicht verlängert.

Für Studierende kann es hilfreich sein, das Awareness-Konzept samt Ansprechpersonen permanent als geltenden Standard präsentiert zu bekommen, startend im ersten Semester auf Einführungsveranstaltungen und dann begleitend in allen weiteren Semestern. Je öfter das Konzept wiederholt und vorgelebt wird, desto eher brennt es sich ein. Je höher ihr in der Hierarchie geht, desto eher könnt ihr vielleicht auch Führungskräfte entsprechend Gesetz (wo es halt drin steht) zu solchen Trainings zu zwingen (z.B. verpflichtende Weiterbildungstrainings für Führungskräfte). Auch leistungsorientierte Mittel können ausgenutzt werden, um solche Konzepte durchzusetzen, aus Studierenden-Sicht zwar nicht ideal aber besser das als gar nichts. Eine kritische Masse zu erreichen ist unbezahlbar, manchmal erstaunlich, wie sehr Gruppenzwang zu Teilnahme führt. Ansonsten lohnt es sich auch, Menschen proaktiv immer wieder persönlich anzusprechen und zu erzählen. Zum Einen wirkt das manchmal als erster Kristallisationskeim für Nachdenken und zum Anderen können Menschen bei persönlicher Konfrontation schlechter nein sagen.

Es gibt viele positive Erfahrungen bei vielen Beratungsstellen, weshalb die Verzahnung mit den offiziellen Stellen so wichtig ist. Im Zweifel sollten alle Vorfälle immer an die nächstbesser geeignete Stelle übergeben werden, deshalb sollte immer bekannt sein, wohin als nächstes weitergeleitet wird. Für Fachschaftsarbeit und Awareness-Personen - die unglaublich wichtig und sinnvoll als erste Ansprechpersonen sind - heißt das also eher kurzfristig an die nächste Stelle weiterzuleiten. Auch die FB/GB geben ab einem bestimmten Pubjt dann an die jeweilig nächsthöhere Stelle ab. Auch solche Stellen zu kennen gehört zur Präventiv-Arbeit und beeinflusst dann umgekehrt auch die Fachschaftsarbeit.

Rechtliche Beschränkungen

Aktueller Tagesspiegel-Artikel zu Machtmissbrauch an der HUB macht klar, Schweigepflicht ist tatsächlich ein Problem auch in der präventieven Arbeit, vorher sind Aussagen rein rechtlich nur sehr vage möglich ("wäre es nicht toll/hilfreich, wenn wir…") und konkrete Präventivmaßnahmen trotz bekannter Probleme können nur beschränkt umgesetzt werden.

  • Schweigepflicht gilt gegenüber meldenden/beratenen Personen
  • solange nicht explizit freigegeben, darf bis ans Lebensende nichts über Beratungen berichtet werden
  • davor nur politisches und präventives Arbeiten, mit Fortbildungen, Sensibilisierungsangeboten u.Ä. möglich
  • wenn die namentliche Informationsfreigabe für Vorfälle gestattet wird, kann eine Beschwerde verfolgt werden. Erst dann ist reaktive und wirksam präventive Arbeit möglich

Oft genügt eine einzige namentliche Meldung um andere Menschen ebenfalls zu ermutigen. Bei einer Häufung sind Kündigungen oder Suspensionen möglich. Vor offiziellen Schritten von Seiten der Unileitung ist aber trotz vorliegender Meldungen ein Ausschluss von Kommissionen nicht so einfach möglich und das ist auch schwer für FB/GB. Zudem dürfen Menschen ihr Prüfungsrecht auch nicht abgesprochen bekommen, das macht es auch schwer.

  1. Bericht: Informationstag für alle in allen Fachschaften an Uni, Rektor fand es äußerst schwierig, dass Rechte für Sanktionen so eingeschränkt sind und er im Zweifel persönlich für jede Fehlentscheidung haftet. Situation in Deutschland sehr restriktiv in der Hinsicht, drumherum arbeiten ist oft nötig.

Rechtlicher Spezialfall: LADG in Berlin Dieses Gesetz ist für Diskriminierung von Institutionen gegen Personen zuständig. Es gibt eine Ombudsstelle, an die sich Menschen wegen jeglicher Diskriminierung wenden können und es gibt Handlungsspielraum auch für Studis, weil es um Diskriminierung von Institution geht. Die beschuldigte Institution hat dann die Belegpflicht, nicht die beschwerende Person. Es lohnt sich innerhalb eines Bundeslandes Kräfte zu bündeln und zu versuchen, solche Gesetzesgrundlagen überall lokal durchzudrücken. Das ist langfristig eine große Hilfe, selbst wenn nur der Kampf darum für viel Aufmerksamkeit sorgt.

weiterführende Fragen

Sind Dekane bei direkter Einmischung abgesichert?
  • Meist vermutlich nicht.
  • Viele würden sich genau deshalb dann auch nicht damit befassen, aus Angst oder wegen mangelnder Sensibilisierung.
Im Rahmen von Info-Veranstaltung äußert Dekan „Wir haben kein Problem“. Wie kann mit solchen Antworten umgegangen werden, wenn der Fachbereich strukturell desinteressiert an der Beschäftigung mit dem Thema ist? FB/GB ist dafür zuständig, aber trotzdem gibt es nicht wirklich Bewegung.
  • Wenn Dinge passieren, ist die Präsidentin zum Glück mit offenem Ohr da, auch wenn Termine schwer zu bekommen sind. Auch hier passiert nicht immer was, aber manchmal ist es die einzige Stelle, die etwas tun kann. Auch hier sind natürlich Grenzen gesetzt. Konfliktberatung zuckt dagegen eher mit den Schultern, versucht sich in Mediation und ist nie erfolgreich (zumindest nicht ohne Erfahrungsbericht). Option wäre an die Presse zu gehen, aber viellicht eine Eskalation zu viel.
  • Sensibilisierung hilft massiv. Meiste GB-Stellen sind sehr offen, mitzuplanen oder zuzuarbeiten, haben oft Infomaterial wie Poster, Flyer, Slides. Häufig ist aus eigener Erfahrung Menschen nicht klar, wohin sich wenden oder nur ein „komische Gefühl“. Häufiges Muster, warum Menschen nicht zu Beschwerdestellen gehen, weil wir alle beigebracht bekommen, dass unsere „Lappalien“ ja gar nicht so schlimm sind. Das ändert sich aber, je mehr Menschen erzählt wird, dass es sehr wohl relevant ist und was alles darunter fallen könnte.
Helfen Sensibilisierung und Aufklärung nur dabei, dass mehr Menschen sich melden oder helfen sie auch, die Meinung engstirniger/ignoranter Menschen zu ändern?
  • Beides. Auch die „Wir haben kein Problem“-Menschen hinterfragen dann oft das eigene Verhalten, wenn zufällig ein passendes Beispiel trifft. Betroffene zu ermutigen hilft öfter, aber dann kann z.B. auch wieder etwas offizieller vorgegangen werden und so auch Sensibilisierung fördern. Mit mehr Sensibilisierung gibt es auch weniger Gegenwind, muss aber nicht immer klappen.
  • Bei unserem Standort öfter Dinge ins Rollen gebracht, weil Studi-Zahlen einbrechen. Wettbewerb mit anderen Unis klappt oft als Argument, außer bei sehr beratungsresistenten. Wenn es sonst nicht weiter geht, hilft als letztes Mittel doch oft „Aber das würde den Standort so viel attraktiver machen“.
  • Wenn es verantwortungsvolle Personen sind die etwas sagen, sind auch immer Gespräche mit GB/FB möglich. Mit FB/GB als „ältere“ Person kommt seltener die Antwort, dass es keine Probleme gäbe.
  • So etwas wie die Umfrage kann auch erweitert werden, um Schwarz auf Weiß zu haben, dass keinesfalls alles okay ist.
Wo sind eigentlich unterstützende Stellen zu finden?
  • generell eigentlich immer FB/GB/Sensibilisierungsbeauftragte, die sind immer interessiert etwas zu verändern
  • BuKoF als Bundesverband, haben auch queere Untergruppe und können gut unterstützen, weil sie das ganze Material schon haben. Material kann einfach angefragt werden
  • BFF (Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe), darunter ist auch Lara. Hier Material auch wie Strafverfahren funktionieren, wie Mensch an Unterstützung kommt, Trainierende ggf. für bestimmte Themen. ::* Außerdem auch Unterstützungsfonds, z.B. Bundesmittel bei einem ganz großen Projekt (besser nicht alleine versuchen, solange ihr studiert).
  • Wenn die eigene Gleichstellungsstelle nicht gut funktioniert, haben Studis in vielen Bundesländern das Recht, auch zu Personen in anderen Fachbereichen zu gehen. Auch AStA RefRat hat oft Interesse daran und Möglichkeiten zu helfen.
  • Es gibt spezielle Workshop-Stellen, die auch auf Fairness-Minimalpreis-Basis arbeiten, so dass es sich auch Fachschaften leisten können.
Wie groß ist die Chance, dass nach einem offiziellen/namentlichen Prozedere etwas passiert?
  • Keine offizielle Antwort möglich, aber ohnehin ist strafrechtliche Verfolgbarkeit nicht immer gegeben
  • Es gibt Statistiken von Stellen, die Begleitung bis zu Gerichten machen, zumindest für die Stellen intern
Nachtrag
Auch wenn nicht viele Personen zu Veranstaltungen kommen, trägt es sich trotzdem weiter. Auch wenn nur in einem kleinen Teil der Fachberatung ein Safe Space eingerichtet wird, wird die Atmosphäre insgesamt angenehmer. Nicht unbedingt, um Sachen anzuprangern, sondern schon allein um zu sehen „ich bin nicht alleine“ oder was anderen eventuell passiert. Das Konzept war Kaffeetrinken nach einem oft genderspezifischen Fachvortrag mit der vortragenden Person. Es wird aktiv eingeladen dazu, auch über Probleme reden zu können, ohne dass gewertet wird.

Unfairness von Prüfungen/Bewertungen

Schaut in Hochschulgesetze, Ordungen, Verfassungen. Oft besteht das Gefühl, dass es nicht gut läuft aber keine Handhabe gibt, aber in Berlin z.B. sind Prüfungen standardmäßig hochschulöffentlich und nur die geprüfte Person darf entscheiden, wer mit in der Prüfung sitzt. Dieses Gesetzt war lange nur sehr wenigen Menschen bekannt obwohl der Paragraph schon 2003 verabschiedet wurde. Solche Lücken können von der gesamten Fachschaft ausgenutzt werden, sind aber oft nicht genug bekannt. Erfahrungen damit?

  1. Erfahrung: Problem mit Prof im Lehramt, der weiblich gelesene Personen offensichtlich schlechter bewertet hat. Dafür genau so eine Klausel für Prüfungen genutzt, Kontakt mit Studiendekan zur Abklärung, jetzt immer Begleitung in den Prüfungen und seitdem statistisch sichtbar Besserung.
Fragen
Wie genau ist Prüfung in dem Zusammenhang zu verstehen?
  • Bei uns ist das Problem z.B. in Praktika wo Menschen bekanntermaßen versteckt sexistisch sind (weiblich gelesene Personen einfach nicht reden lassen, um Durchfallen zu begründen).
  • Hängt davon ab, ob es Studienleistung oder Prüfungsleistung ist. Gerade Protokolle sind oft nur Studienleistung. Das ist ein kleiner aber wichtiger Punkt, kommt sehr auf die Uni an.
  • Rechtlich gesehen könnte es vermutlich einfach mal drauf anlegt werden, es ist nicht unsere Aufgabe, zu beweisen, dass wir das dürfen, die Gegenseite sollte nachweisen, dass wir es nicht dürfen.
Wie wird es angenommen, wenn Beisitzer in der Prüfung sind?
  • Hatten überlegt, das langfristig einzuführen, aber viele Studierende empfinden jede anwesende Person als zu stressig und deshalb gibt es nicht viel Mitarbeit
  • Wenn es sich um Zweit- und Drittversuche handelt, wird es oft besser angenommen, vor allem wenn es dann auch im Vorfeld abgesprochen wurde
  • Statistisch gesehen gibt es Stereotypen, bei denen Prüfungsergebnisse für bestimmte Personengruppen schlechter werden abhängig davon, wer prüft. Den Betroffenen ist es oft bewusst und diese wollen dann lieber bestimmte Personen anwesend haben, z.B. als Ruhepol oder als Bestätigung.

rechtliche Beratung

  1. Erfahrung: Verlockung, bei Rechtsabteilung anzufragen und oft sind Dekanate dann verstimmt, weil hinter den Kulissen genau so was weitergetragen wird. Viele ASten haben einen extra Prozess, um Rechtsberatung zu bekommen.
  2. Erfahrung: Oft geht es um mündliche Prüfungen und dann heißt es, dass es keine beisitzende Person gibt. Oft wählt der Prof aber tatsächlich den Beisitz, das ist nicht ideal, weil die auch selten eingreifen wenn etwas aus dem Ruder läuft.
  3. Erfahrung: wenn doch etwas von der Rechtsabteilung benötigt wird, kann es sinnvoll sein, das Verfahren z.B. über Mitarbeitende in Service/Technik/Verwaltung zu delegieren, denn dann ist es nicht rückverfolgbar. Funktioniert bisher gut, aber auch vor allem mit unkritischen Themen versucht.
  4. Erfahrung: Systemakkreditierung und Ähnliches in besonders guten oder schlechten Zeiten gemacht, also alles reinschreiben, bei dem ihr euch Änderung erhofft. Von Gewerkschaften Möglichkeit für kostenlose Rechtsberatung, z.B. GEW explizit für Hochschulen, also nach Mitgliedern Ausschau halten. Eventuell auch Kanzleien mit Spezialisierung auf Studi vs. Uni. Führt am Ende manchmal zu Einlenken, aber kann eben auch lange dauern.
Fragen
Ab welchem Punkt ist ein Vorfall tatsächlich ein Vorfall? Oft ist es nicht eine spezielle Erfahrung, sondern eben ein ungutes Bauchgefühl, das sich akkumuliert. Wie kann bewerkstelligt werden, dass genau diese gehäuften Vorfälle nicht einfach unter den Tisch fallen?
  • Haben zuerst einen Flurfunk aufgebaut und sich dann mal zusammengesetzt, um genau das alles aufzulisten und zu sammeln. Immer kommunizieren, dass es nichts zu kleines und zu unwichtiges gibt. Zum Beispiel bei Einführungstagen immer wieder betonen, alles ist meldewert, alles geht anonym (Zettelkasten). Fachschaft sammelt, und wenn es signifikant wird, wird eskaliert.
  • Eventuell kann auch die Fachschaft dann mal in entsprechende Veranstaltungen gehen und überprüfen.
  • Auch selbst beobachtete Vorfälle aufzuschreiben hilft, damit im Gedächtnis nichts verwischt.
  • Ganz wichtig beim Aufschreiben: Datum, Beteiligte, evtl. Zeugen, was genau gesagt wurde oder Situation beschreiben (Templates für solche Berichte helfen).
Fall im Praktikum, genauer Praktikumskolloqium, fällt das unter Prüfung?
  • hängt von der jeweiligen Prüfungsordnung ab, Klauseln genau lesen

An manchen Unis gibt es Jura-Studi-Gruppen, die kostenlose Rechtsberatung zu Themen anbieten und dann auch Gutachten erstellen (z.B. als Gegengutachten zu Rechtsabteilung). Teilweise sind diese auch in Vereinen organisiert, selbst wenn es nur um eine Einschätzung geht. An manchen Unis sind sogar Dozierende dazu bereit.

binäre Gleichstellung oder allgemeine Gleichstellung?

  1. Bericht: An der Fakultät ist die GB nur für Gleichstellung zwischen männlich und weiblich zuständig, es gibt keine Vertretung für inter, es gibt keine weiteren Antidiskriminierungs- oder Gleichstellungsstellen. Die Uni verbietet, das zu ändern, ist das normal?
  2. Rostock: Positivbeispiel in der Physik, es gibt zwar immer wieder Menschen, die damit nicht einverstanden sind, aber GB sind für FLINTA da und FLINTA wird überall berücksichtigt. Liegt vielleicht an Standortgröße, aber definitiv auch an Vorarbeit vorangehender Semester. AG-Leiter queerer Gruppe ist mittlerweile Institutsleitung, das war Unterwanderung von unten.
  3. Bericht: Die Fachkultur spielt eine große Rolle, oft besteht gegenüber queeren Personen und Themen Zurückhaltung. Bisher wurde allerdings nie gesagt, es ginge nicht und zumindest das Präsidium erkennt an, dass es nicht nur binäre Gleichstellung gibt und will lieber Diversitätsbeauftragte.
  4. Bericht: GB mittlerweile für alle Themen offen und zuständig, aber nicht geschult worden, bevor Verantwortung übertragen und andere Stellen abgeschafft – hier muss dann eventuell auch gefördert werden.
  5. Bericht: in Bayern sind GB noch FB, die meisten setzen sich aber mittlerweile schon für alle Personengruppen ein und es gibt auch weiterführend aktive Netzwerke (zur Verbreitung von Diversity-Themen), die dann von den FB unterstützt werden. Offiziell sind sie nicht zuständig, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die FB damit beschäftigen.
  6. Bericht: Uniweite Sachen scheinen sehr fortschrittlich, offiziell wird bei Transfeindlichkeit beraten. Auch der AStA pusht wohl sehr viele Sachen durch, wenn involviert. Am Fachbereich „Frauengremium“ und jenseits von binärer Gleichstellung wird eigentlich bisher nichts getan.

Es ist eine Frage des Bundeslandes, denn in manchen Hochschulgesetzen ist die Rolle sehr stark beschränkt, aber auch Hochschul-Lobby-Arbeit kann problematisch werden. Da ihr die Menschen, die verantwortlich sind, selbst wählt, könnt ihr mitentscheiden, wie offen eure Vertretungen unabhängig von der gesetzlichen Lage sind. Wenn eure Fachschaft Veranstaltungen organisieren will und noch nicht so erfahren ist, gibt es einen Gleichstellungs-Maßnahmenkatalog der ZaPF. Der ist aber eventuell nicht für präventive Strukturen geeignet, eher für informative Strukturen.

Weiterführende Materialien

Liste von Beratungs-/Unterstützungs-Stellen

  • ToDo Redeleitung

Kontakt für Fragen/Anregungen

Steph (HUB) steht immer zur Verfügung, wenn ihr Beratung oder Weiterleitung braucht. Signal, Telegram und Threema verfügbar.


Zusammenfassung/Ausblick

WiSe23_AK_Machtmissbrauch