WiSe24 AK ungleiche Universität: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
K (→Protokoll) |
||
Zeile 159: | Zeile 159: | ||
:* ich fand die Ausschnitte auch gut ausgewählt, die Texte müssen aber schon langsam und sorgfältig gelesen werden, manche Fachbegriffe sind nicht die geläufigsten | :* ich fand die Ausschnitte auch gut ausgewählt, die Texte müssen aber schon langsam und sorgfältig gelesen werden, manche Fachbegriffe sind nicht die geläufigsten | ||
''' gemeinschaftliche übergreifende Diskussion ''' | |||
* wie ging es euch in den Kleingruppen, wie leicht viel euch die Diskussion, gab es herausstechende Ergebnisse | * wie ging es euch in den Kleingruppen, wie leicht viel euch die Diskussion, gab es herausstechende Ergebnisse | ||
:* mir hat es generell gut gefallen und es hat auch ganz gut funktioniert | :* mir hat es generell gut gefallen und es hat auch ganz gut funktioniert |
Version vom 3. November 2024, 10:13 Uhr
Vorstellung des AKs
Verantwortliche*r: Steph
Einleitung und Ziel des AK
Diskussion über das Buch "Die ungleiche Universität Diversität, Exzellenz und Anti-Diskriminierung" von Sabine_hark und Johanna Hofbauer
Handelt es sich um einen Folge-AK?
Nein
Wer ist die Zielgruppe?
alle (es ist aber leselastig)
Materialien und weitere Informationen
es ist hilfreich schon in das Material reinzulesen. Hier zu finden https://pads.zapf.in/jrsqKF1qQTyx1kR4Ix_xgA?both
AK ungleiche Universität
Protokoll vom 01.11.2024
- Beginn
- 13:15 Uhr
- Ende
- 15:15 Uhr
- Redeleitung
- Steph (Alumni/HUB)
- Protokoll
- Jakob P. (Alumni)
- Anwesende Fachschaften
- Freie Universität Berlin,
- Heinrich Heine Universität Düsseldorf (Physik und Medizinische Physik),
- Justus-Liebig-Universität Gießen,
- Emmy-Noether-Universität Göttingen,
- Universität Greifswald,
- Universität Hamburg,
- Universität Heidelberg,
- Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,
- Universität zu Köln
- Philipps-Universität Marburg,
Material
1. Etwas ist faul im Staate - Einleitung
Hoffnungslos verloren sei die Universität, schreibt jüngst der englische Erziehungswissenschaftler Richard Hall in seiner Streitschrift *The Hopeless University*. Nichts anderes als eine krankmachende Angstmaschine, beteiligt an der globalen Reproduktion von Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Höchste Zeit, sie aufzugeben. *Imagine the abolition of the university as we know it.* Eine Diagnose mit Vorlauf. Zerstört sei die Universtiät; das hatte schon ein Vierteljahrhundert zuvor, 1996, nüchtern der kanadische Kulturwissenschaftler Bill Readings in seiner gleichnamigen Schrift *University in Ruins* diagnostiziert - bis heute ein viel diskutierter Bezugspunkt in der internationalen Diskussion zur Zukunft der Universität. Und in der Tat: Egal wo wir hinschauen, die Anstalten der höheren Bildung sind in keiner guten Verfassung. Nachgefragt wie vielleicht nie zuvor in ihrer Geschichte, dennoch eine Institution im freien Fall. Vom Sockel gestoßen. *Rhodes Must Fall*. Auch im 21. Jahrhundert noch immer zu *weiß*, zu männlich, sozial und kulturell zu elitär, insgesamt zu wenig inklusiv - und nicht gewillt, wissenschaftliche Exzellenz und Diversität als zwei Seiten *einer* Medaille zu sehen. Die Geichstellung der Geschlechter kommt nur schleppend voran, Diversitätspolitiken werden vielerorts bloß als Imagepolitik betrieben, institutionelle Formen von Rassismus und Sexismus hingegen aktiv ausgeblendet und Anti-Diskriminierungsmaßnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die Universtitäten sozial und kutlurell nachhaltig zu öffnenn und ihre Mitglieder vor Diskriminerung zu schützen. (S.11f.)**
2. In und von der Universität - Schlussbetrachtung
In *institutioneller* Hinsicht geht es um die politischen und rechtlichen, aber auch die sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen, die die strukturellen Formen von Diskriminierung, Schichtung und Ausgrenzung organisieren und absichern; um den formellen und informellen Zugang zu Bildung, (gut) bezahlter Arbeit, akademischen Karrieren und hochschulpolitischen Ämtern; um Fragen der Repräsentation - der Name der Universität oder ihrer Gebäude, Statuen auf dem Campus, Bildergalierien bekannter weißer männlicher Universitätsmitglieder in der Eingangshalle und so weiter. Und hinsichtlich der *subjektiven* Dimension müssen in der Tat auch bewusste und intuitive Überzeugungen und Einstellungen der Einzelnen in Bezug auf die Unter- oder Überlegenheit anderer in den Blick gerückt und aktiv verlernt werden. Hier gilt es, eine Haltung zu erlernen, wie sie Bartleby, der Schreiber in Herman Melvilles berühmter Erzählung, praktiziert, die Haltung des *I would prefer not to*: Ich möchte lieber nicht - an Dominanzkultur partizipieren. Auch im Denken, Forschen, Lehren nicht. [...] An der Universität über Diskriminierung und Benachteiligung, Rassismus und Sexismus, Misogynie und Misogynoir, Homo- und Transfeindlichkeit, Ableismus und Xenophobie zu sprechen, ist längst noch keine Selbstverständlichkeit. Eine der Auswirkungen dieses Ver/Schweigens ist, dass eine spezifische Angst immer nur einen Wimperschlag entfernt ist, die Angst nämlich, von Rassismus, Sexismus oder Homophobie zu sprechen, werde nur als Lärm, als Störung gehört werden können. Es ist die Angst, als *killjoy* abgestempelt zu werden, die den anderen den Spaß und das Spiel verdirbt [...]: Diejenigen, die ersuchen Diskriminierung, Marginalisierung und Anfeindungen anzusprechen, machen häufig die Erfahrung, selbst zu dem Problem zu werden, das sie zu thematisieren suchen. Sie sind es, die dann scheinbar die Abläufe stören, Ungemach in die Gremien tragen, die Stimmung verderben. Um in den akademischen Einrichtungen zu überleben, scheint es daher oft angebracht zu sein, Rassismus und Sexismus, Homo-, Trans- und Cripfeindlichkeit nicht anzusprechen, sich ruhig zu verhalten und die eigene Sichtbarkeit aktiv zu verringern, anstatt sie duch solcherart Interventionen noch zu erhöhen. Bedeutet daher Demokratisierung des Zugangs zu Bildung im Allgemeinen und zu Hochschulbildung im Besonderen, dass in Zukunft ausnahmslos jede Person wird sagen können, sie sei *von* und nicht nur *in* der Institution, dass sie wird sagen können, mein Platz ist auf dem Rasen und die Universität mein Zuhause, dann gilt es eine akademische Kultur zu schaffen, in der die schon vor mehr als hundert Jahren von W.E.B. Du Bois gestellte Frage "Wie fühlt es sich an, ein Problem zu sein?", endlich eine Frage der Vergangenheit ist. Die Universität der Zukunft ist die Universität der Vielen - oder sie ist nicht.(S.123f.)
Protokoll
Steph präsentiert das Buch "Die ungleiche Universität" im Material sind zwei Ausschnitte aus Einleitung und Schlusswort des Buches, die einen Rahmen für den AK bieten, es gibt weitere Ausschnitte sortiert in drei Gruppen, die wir dann aufteilen und am Ende gemeinsam diskutieren können
1. Die unternehmerische Hochschule
- Institutionelle Gleichstellungspolitik hat zu wenig/keine Macht
- Wird teilweise aus Gremien rausgeschmissen (Göttingen)
- Hessen: Gesetzlich vorgeschrieben, kann aus meisten Gremien nicht rausgeschmissen werden, aber arbeitet nur anhand rechtlicher Grundlagen (Minimalforderungen)
- Gleichstellungsberatung vom AStA finanziert, nicht von Uni an sich; Büro für Chancengleichheit nur dazu da, sich selbst Fördergelder einzuwerden (keine Kosten für Uni); Teilweise Gelder aus Fördertopf übrig (Uni hat kein Interesse daran, etwas zu organisieren)
- Kleine Zeichen/Sichtbarkeitspolitik hilft privilegierten Menschen aus der Gruppe, aber löst nicht das strukturelle Problem
- Beispiel Gießen ("Vom heimischen Herd in die akademische Welt - 100 Jahre Frauenstudium in Gießen", Irene Häderle, 2008): 1968-73 Freier Frauenkampf -> 1973-89 Autonomes AStA Referat -> 1989 Institutionalisierung und damit Kampf "beendet", da weniger Zulauf zum Referat -> Uni erreicht ihr unternehmerisches Ziel
- Beispiel FUB: Nahost Konflikt: Diversity Stelle kann ja mal ein paar Vorträge organiseren (Studis und ihre Belange kommen nicht mehr selbst zu Wort)
- FUB: Professur Physik und Geschlechtergerechtigkeit
- Physik von unternehmerischer Hochschule besonders stark betroffen, da Forschung stärker kommerzialisierbar
- Forschung immer weiter weg von Grundlagen, immer mehr Anwendungsorientiert (s. Die Macht des Wettbewerbs von Ariane Leendertz, Analyse MPI Reden)
2. Zugang zur Hochschule und Karriereperspektive
3. Die Illusion von Chancengleichheit und Diversitätspolitik
- es werden oft nicht Menschen nach Qualifikation für Stellen gewählt sondern oft männlich, weiß, hetero...
- es wäre aber auch nicht gerecht, "objektive Kriterien" zu wählen, weil es keine objektiven Kriterien gibt, die Zufall und Chancen mit abbilden
- also z.B. eine Person, die besser qualifiziert ist als der Bewerbungspool bekommt von der Ausschreibung vielleicht gar nichts mit
- FINTA-Personen haben auch Nachteile durch die bestehenden Systeme und Berufsvorraussetzungen und können gar nicht die gleichen Referenzen mitbringen wie Männer, weil z.B. schon die Geburt eines Kindes die Publikationsliste um Längen hinter die der Männer zurücksetzt und dieser Nachteil nie wieder ausgeglichen werden kann
- Beispiel: Wenn der Nobelpreis an einen Mann geht und die Leistung grundlegend auf den Erkenntnissen der beschäftigten Doktorandin beruht, die Doktorandin aber nur in einem Nebensatz erwähnt wird, kann es nicht zu einer gerechten Wertschätzung der Leistung kommen
- die Idee der Bestenauslese ist oft auch ein Argument, sich nicht um echte Gleichstellung zu bemühen, weil Gleichstellung als äußerst subjektiv wahrgenommen wird und das dementsprechend einen guten Vorwand liefert, nur "objektive" Kriterien zu bewerten
- hätte es einen positiven Effekt, in Bewerbungen Namen auszulassen?
- die Chancen sinken schon beim Zugang zum Studium und das Verbauen von Chancen lässt bei komplett anonymisierten Bewerbungen den Lebenslauf und die Leistung von Frauen noch schlechter als die von Männern aussehen zu lassen
- ähnlich wie mit den Gleichstellungsbeauftragten im Text verhält es sich auch mit Behindertenbeauftragten, Diversitätsbeauftragten etc.
- Gleichstellungsbeauftragte haben einen sehr undankbaren Job, oft bleiben die Stellen unbesetzt
- die Personen haben aber keine Macht, auch die Fachschaften haben keine Macht, selbst wenn sie z.B. Barrierefreiheit umsetzen wollen die gesetzlich vorgeschrieben ist, es gibt immer Vorgaben, die die Umsetzung dann real verbieten
- wie ist der Eindruck von den allgemeinen Texten im Bezug auf die Gruppentexte?
- es vermittelt ein Gefühl von Hilflosigkeit, ausgeliefert zu sein
- spiegeln die Texte eure Realität an der Uni wieder?
- ich erlebe das bisher als Studentin nicht so, sehe es aber bei anderen
- bei uns sind 1-2 Mal im Semester Sitzungen mit dem Direktorat, in der ganzen Gruppe sind nur 3 oder 4 Frauen, 2 sind Professorinnen, eine macht das komplette Praktikum. Und dann gibt es noch eine Sekretärin
- bei uns wird nach außen hin gezeigt, dass Diversität gewünscht und gefördert wird, real rennt man aber zu schnell in Kleinigkeiten, die zeigen, dass es kein ernster effort ist
- fast alle hilfreiche Veranstaltungen gehen von der Fachschaft aus
- die Gremien sind fast ausschließlich von Männern besetzt
- es wird immer beworben, dass alle Vorstöße zur Gleichstellung unterstützt werden aber jeder ernsthafte Vorschlag wird abgeschlagen, egal um was es geht
- ich sehe das bei uns auch, die Stellen werden neu geschaffen aber sie bekommen nicht die benötigte Macht. Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte können z.B. bei Vorgängen aufschiebende Vetos einlegen, aber wenn die Kommissionen einfach die 2 Wochen verstreichen lassen können sie danach trotzdem machen was immer sie vorhatten
- die Zusammensetzung der Professuren sieht bei uns auch so aus, dass die meisten aus priviligierten Hintergründen kommen, die Zahln aus den 70ern könnten durchaus auch heute noch stimmen
- Ich sehe auch das Problem, dass in unserer Generation das Thema präsenter ist als in den Generationen über uns (z.B. 30-40)
- es sollte sie aber eigentlich interessieren, weil diese Altersgruppe gerade in der Postdoc-Phase ist oder ankommen sollte
- die Gelder werden vor allem verfügbar für die diversen Exzellenzcluster
- die Stelle die jährlich Vorgehen für Universitäten empfiehlt sagt mittlerweile, dass Unis von dem Prinzip Wettbewerb weggehen sollten, weil gerade fähige Menschen zu früh ausgebrannt werden
- wir haben auch eine sehr zähe Personalstruktur, es gibt halt den einen Professor und der hat alle Macht und darunter sitzen alle Doktorand\*innen, in der Wirtschaft findet sich so etwas kaum noch, da wären Führungsteams
- es ist auch sehr wichtig, dass die Studierendenschaft in den Gremien vertreten ist und versucht sich durchzusetzen
- das ist manchmal schwer, weil eine Wand aus Professoren gegenübersitzt, aber es ist unglaublich wichtig, weil sie sonst kein Mitspracherecht haben und für Studierende alles von den Bedingungen abhängt. Profs haben ihre Karriere hinter sich, viel größere Sprünge außer von W2 auf W3 sind nicht möglich, für Studis ist es eine Entscheidung von ganz oder gar nicht
- zu oft kommt auch das Argument, wir haben es ja auch geschafft, das ist ja schön und gut, aber wir haben andere Konditionen, viel mehr Prüfungen, größere finanzielle Unsicherheit, das kann nicht verglichen werden
- wie fandet ihr die Texte (so rein aus Interesse)
- sehr spannend, habe überlegt mir das Buch jetzt mal zu besorgen
- ich fand die Ausschnitte auch gut ausgewählt, die Texte müssen aber schon langsam und sorgfältig gelesen werden, manche Fachbegriffe sind nicht die geläufigsten
gemeinschaftliche übergreifende Diskussion
- wie ging es euch in den Kleingruppen, wie leicht viel euch die Diskussion, gab es herausstechende Ergebnisse
- mir hat es generell gut gefallen und es hat auch ganz gut funktioniert
- eigentlich hatten wir alle die gleiche Meinung
- lange hingen wir an dem Satz "tun was gut ist und wenig kostet" und wir haben diskutiert, was unsere jeweiligen Unis da machen und die Wirksamkeit verglichen
- in der Einleitung steht das Zitat, dass die Uni sich durch ihre Haltung effektiv abgeschafft hat. Was denkt ihr müsste sich verändern, damit diese Aussage nicht länger wahr wäre und Sachen sich effektiv ändern?
- die Finanzierung müsste sich ändern. Die kommerzialisierung von Unis macht viele Sachen zwar angenehmer als die staatliche Unterfinanzierung aber es priorisiert die falschen Sachen, z.B. Forschung über Lehre
- wir müssen auch fragen, wer "Die Uni" ist. Oft wahrgenommen wird nur das Rektorat und die Personen die die Uni nach außen vertreten aber wir sind alle "Die Uni" und können unsere Beiträge leisten. Wir sollten den Mut aufbringen, manche Veränderungen von unten anzustoßen
- ich finde gar nicht, dass der Satz zutrift und die Uni sich abschafft, auch wenn ich mir wünsche, dass das die Folger der geforderten Ungleichheit wäre. Leider ist die Uni mit dem Konzept aber erfolgreich, seit hunderten Jahren. Wir brauchen mehr Anreize, damit die Uni etwas ändern möchte und finanzielle Anreize sind nicht immer die sinnvollsten
- wie genau meinst du das wenn du sagst, dass die Uni sich gar nicht abschafft
- in der Gesellschaft hat die Uni noch zu viel Ansehen und solange das verstärkend von außen einwirkt und sich zum Beispiel die Förderung vom Bund nicht ändert, wird sich auch an der Rolle der Universität nichts ändern
- und noch hat die Universität die primäre Rolle, Wissen und Erkenntnisse zu schaffen die von anderen Institutionen nicht übernommen werden können, weshalb sie weiter bestehen wird
- in der geschichtlichen Analyse des IMB sieht man sehr deutlich, dass es einen Übergang von Grundlagenforschung ausschließlich staatsfinanziert hin zu ausschließlich anwendungsbezogener Drittmittelforschung gab. Eigentlich wird nicht mehr ernsthaft wissen sondern Konsumgut geschaffen
- eine provozierende Frage: ich höre oft, dass Gruppen ihre Stellen nicht besetzen können, weil sich keine geeigneten Menschen auf die Ausschreibungen bewerben. Gleichzeitig gibt es diverse Gesetzesänderungen, die die Bedingungen für Menschen in der akademischen Laufbahn verändern. In dem Zusammenhang: sehen wir nicht schon, dass das System sich selbst abschafft, weil immer mehr Menschen immer schneller aus der Wissenschaft getrieben werden?
- ich denke die Uni ist sehr effektiv in dem was sie machen *will*. Die Uni ist nicht interessiert an einer breit aufgestellten diversen Wissenschaftslandschaft. Die Uni möchte eine kleine priviligierte Gruppe in Spitzenforschung und den Rest in die Wirtschaft verdrängen, die von guten Forschungskräften profitiert.
- ich frage mich, ob die verbleibenden Menschen dann wirklich Spitzenforschung betreiben oder auf die falschen Kriterien selektiert werden
- ich denke nur, dass sie effektiv in das System passen
- Die Universitäten haben ja einen Ausbildungsauftrag. In meinem Studium habe ich schon erlebt, dass die meisten Dozierenden dazu nicht gut in der Lage sind
- Studierenden sind der größte Anteil der Uni und es ist eigentlich ein Unding, dass sie nicht ernst genommen werden und jederzeit durch Professuren überstimmt werden können, selbst wenn es um Belange geht, die ausschließlich Studierende betreffen
- wir hatten während Corona ein System, bei dem 4 große Übungsblätter über den Verlauf des Semesters bearbeitet und bewertet wurden und als Ersatzleistung für die Prüfung dienten. Wir wollten das fortsetzen aber die Professuren haben uns überstimmt
- das ist auch eine Folge der Kommerzialisierung, der studentische Betrieb der Hochschule kostet Geld statt Geld einzunehmen
- ohne ein Anreizsystem für die Unis, diese Ziele zu stärken, wird sich das auch nicht ändern. Unis handeln nicht nach ihren Leitbildern sondern nach den Fördertöpfen
- Nachem ich das Buch gelesen habe, hatte ich das Gefühl, die einzige Lösung wäre es, dass System ein Mal platt zu machen und komplett neu aufzubauen. Das ist aber keine praktikable Lösung. Seht ihr Alternativen, mit denen Veränderungen erreicht werden könnten, z.B. auch von Fachschaftsarbeit ausgehend? Wo habt ihr/haben wir Handlungsmacht?
- ich habe während der Diskussion über einen Gremienstreik nachgedacht. Bislang wird uns höflich zugehört in den Gremien aber es passiert nichts, ernsthafte Änderungen finden nur außerhalb der Gremien statt. Wenn wir also an keinen Gremien teilnehmen, wird deutlicher, dass wir kein Mitspracherecht haben und das kratzt dann vielleicht am Image der Uni
- es ist vielleicht noch effektiver, wenn die WiMis, die Abstimmungsrecht haben, einen solchen Streik durchführen. Ich vermute, wenn keine Protestschrift von den Studis kommt, fällt nirgendwo auf, dass dieser Streik stattfindet
- die meisten Sudis bekommen nichts von HoPo mit, weil sie nicht politisiert sind. Und das ist auch kein Wunder, wenn sie gezwungen sind, 80-Stunden-Wochen abzuleisten
- Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, hat mich nichts daran auf HoPo vorbereitet. Ich habe dann zum Beispiel einen Berufungsleitfaden in die Hand gedrückt bekommen, wusste aber nicht, wo ich dann Macht-Angriffspunkte habe. Habt ihr das Gefühl, ihr bekommt für die Arbeit in der HoPo das richtige Handwerk?
- es wird oft gesagt, gerade von Profs, früher hätte es weniger Gegenrede gegeben. Gleichzeitig gab es mehr Kampf von Studis. Ich glaube, es war auch früher einfach dieser Elfenbeinturm und mittlerweile hat sich die Struktur einfach weit genug aufgelockert
- viele Studis sehen die Uni auch nicht als Lebensmittelpunkt sondern eher als notwendiges Übel, einen Karriereschritt den sie hinter sich bringen müssen und engagieren sich deshalb nicht
- Genau aus dem Grund denke ich, Regelstudienzeit ist auch ein Punkt der dringend abgeschafft werden müsste, damit wieder Platz für Uni-Leben bleibt
- In der Diskussion des Buches in einem Seminar wurde auch eingeworfen, dass früher die ASten riesige Proteste auf die Beine gestellt haben und das heute nicht mehr passiert. In Berlin wurde das Ordnungsrecht wieder eingeführt, in NRW wird es diskutiert und wenn Studis heute Hörsäle besetzen wird mit ihnen auch ganz anders umgegangen als früher und unverhältnismäßige Strafmaßnahmen eingesetzt gegen die den Studis - anders als früher - kein Beistand von Seite der Professuren zukommt
- vielleicht sollte wirklich so ein größerer Streik organisiert werden, an dem möglichst viele Studis teilnehmen, auch keine Übungsblätter mehr gelöst werden. Dann bekommen Studis wieder etwas mehr Luft und wenn die Uni vollständig zum Stillstand kommt, bewegt sich vielleicht endlich etwas
- Weg vom Thema, mir ist der Buchtitel wieder eingefallen, da haben einige der ersten Professorinnen über ihren Werdegang berichtet und eine Professorin hatte auch gesagt, die fehlende Begeisterung von Studis für die Wissenschaft wird halt durch Bologna hervorgerufen, entsprechend sollten wir das dann ändern
- in einem meiner ersten Semester habe ich auch einen Vergleich zwischen zu leistenden Studienpunkten im Diplom und im Bachelor/Master gesehen und im Diplom musste tatsächlich viel weniger geleistet werden. Ich finde es lächerlich, wenn Profs dann Studis vorwerfen, zu faul zu sein
- Wie fandet ihr das Thema insgesamt?
- mir hat die offene Diskussion sehr gefallen, es gab auch viele tolle Ansatzpunkte, die ich mit nach Hause für Diskussionen in unserer Fachschaft nehmen kann
- der rote Faden der Kommerzialisierung hat mich auch sehr an Punkte erinnert, die in der Pflege oft aufkommen
- Ich habe nächste Woche das erste Treffen unserer Gleichstellungskommission. Worauf kann ich mich denn vorbereiten, wenn es eigentlich keine gute Vorbereitung auf solche Arbeit gibt?
- bei uns wird oft mit dem Personalrat geredet, das funktioniert gut um Allianzen zu knüpfen
- ich würde damit vorsichtig sein, Personalvertretung steht nicht automatisch auf Seite der Studis, wenn angestellte Personen durch Vorstöße kritisiert werden, kann die Unterstüztung schnell ins Gegenteil umkippen
- Eine Uni hat ja auch mehrere Institutionen die alle unterschiedliche Ziele verfolgen. Ich überlege mir immer gut, welche Ziele die Gegenseite verfolgt, in manchen Punkten kann ich dann Unterstützung erwirken und in anderen Punkten bin ich vorsichtig, damit mir nicht in den Rücken gefallen wird
- meiner Erfahrung nach funktioniert Gleichstellungsarbeit immer in einem Spannungsfeld. Es wird etwas aufgeschrieben, dass durchaus funktionieren kann, es besteht aber immer das Wechselspiel mit dem Image der Uni, auch oder besonders wenn es um die Umsetzung vs. intendierten Zielen geht
- was auch im Buch angesprochen wurde, das Ansprechen von Problemen macht meiner Erfahrung nach die aussprechende Person gerne zu dem Problem und hier sollte auch gut überlegt werden, wie Vorstöße verteilt werden, um die Gruppe der Studis nicht zu isolieren
- wenn ich wichtige Punkte durchsetzen möchte, warte ich auch auf günstige Zeitpunkte. Wenn die Profs dringend schnell etwas von mir brauchen kann ich mehr durchsetzen als wenn für sie kein Zeitdruck besteht
- Was nehmt ihr aus dem AK für euch oder für euere Fachschaftsarbeit mit?
- wir haben eine Fachschaftszeitung und ich überlege jetzt, ob ich das Thema da mit hereinschreiben kann, um für ein bisschen mehr Aktivität zu sorgen
- wir haben auch eine Fachschaftszeitung, wir nehmen gerne Input von dir für Veröffentlichungen
- ich bin mit sehr wenig Erwartung in den AK gegangen und war begeistert wie schnell wir in der Diskussion bei den wichtigen Punkten angekommen sind. ich glaube damit können Fachschaften schnell begeistert werden
- es wäre ein tolle Idee, aus dem Buch ein Pamphlet zu machen, das an Unis verteilt werden kann, um breit auf das Problem aufmerksam zu machen
- bei mir sorgen die Texte dafür, dass ich aktiv werden will und streiken und Sachen bewegen will
- ich wurde eher desillusioniert und es hat mich ein wenig hoffnungslos gemacht
- bei mir auch, da floss in den letzten Wochen sehr viel Zeit in Gremienarbeit ohne Output und das deprimiert
- in anderen Ländern funktioniert es auch, dass aus einer Studi-Bewegung eine Regierungskampagne werden kann, und das finde ich dann motivierend
- die Frage ist, wie schlimm die Situation noch werden muss, bis eine Studibewegung so große Wellen schlagen kann. Oder ist es vielleicht sogar schon so schlimm? Zum Thema Machtmissbrauch werden ja auch immer häufiger Themen aufgegriffen, aber sie ebben nach einem kurzen Skandal viel zu schnell wieder ab
- Du hast eben angesprochen, dass ihr euch in der feministischen Hochschulgruppen Gedanken dazu macht, inwieweit ihr die Imagepflege eurer Uni mit eurer Arbeit unterstüten wollt. Ich biete einen queeren Abend bei uns an und um das System nicht weiter zu unterstützen müsste ich den eigentlich absagen, aber es ist eine wichtige Veranstaltung.
- ich finde, etwas was du politisch unterstützt oder wichtig findest solltest du nicht aufgeben, nur weil es von anderen ausgenutzt werden sollte. Dann lieber anders präsentieren, damit die Uni nicht damit für sich werben kann
- es ist ein langer Atem und sehr viel Kraft nötig, aber gerade solche Aktionen von unten können auf lange Sicht sogar die Haltung der Uni ändern, und das ist es Wert am Ball zu bleiben
- Am Ende von Der Wolkenatlas fragt der Vater, warum tust du das, du bist doch nur ein Wassertropfen im Meer und der Sohn antwortet aber wir brauchen ganz viele Wassertropfen im Meer und das finde ich ist eine inspirierende Analogie dazu
- bei uns gibt es Hochschulgruppen die wirklich gute Arbeit im Bereich Antidiskriminierung leisten aber dann von der Hochschulleitung so sehr alleine gelassen werden, dass sie Hilfe nur nach Veröffentlichung über die Presse bekommen können. Es gibt aber auch Mitteltöpfe, die verfallen oder gekürzt werden, wenn sie nicht komplett ausgeschöpft werden und wenig effektive Aktionen sind zum Ausgeben der Mittel besser als die Kürzung beim nächsten Mal und über jede Aktion von euch habt ihr Kontrolle und es können sich nicht z.B. rechte Gruppen stattdessen an den Mitteln bedienen
Plan im Backup-AK eine Session zum Schreiben eines solchen Flyers aufzunehmen?
- Backup-AK2 wird angefragt
Begriffsammlungen
- Androzentrismus* - eine Weltbildern, kulturellen und institutionellen Praktiken zugrundeliegende Sichtweise, die den Mann als Zentrum sieht bzw. männliche Lebensmuster und Denksysteme zur Norm erklärt und so unterschiedslose Generalisierungen von „Mann“ zu „Mensch“ trifft
https://pads.zapf.in/Wise24_Mainz_AK_Ungleiche_Universit%C3%A4ten
Zusammenfassung/Ausblick
Bitte überlege vorher, ob der AK vielleicht in eine bereits existierende Kategorie einordbar ist (im Kategorienbaum unter Inhalte). Falls nicht kann die Sonstige Kategorie verwendet werden ([1]).