WiSe17 AK Lehramt (Gespräch)

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Arbeitskreis: Lehramt (Gespräch)

Kenndaten

Datum: 29.10.2017
Uhrzeit: 14:57 -- 16:48

Teilnehmende:

  • Frau Prof. Theyßen (stellv. Sprecherin FV Didaktik DPG)
  • Niklas -- TU Braunschweig (vertritt AK Lehramt)
  • Kai -- TU Darmstadt (vertritt AK Lehramt)
  • Matthias -- Duisburg-Essen, Standort Essen (moderiert)
  • Zuhörer des AK Lehramt

Protokollant: Leon (FU Berlin)

Einladung

Zu folgenden Themen und Thesen wurde geladen:

1. Zuständigkeiten und Verantwortungen des Fachdidaktik-Lehrstuhls

  • Betreuung, Begleitung und Qualitätssicherung der Unterrichts- sowie Experimentierpraktika und der fachdidaktischen Veranstaltungen
  • Betreuung von Abschlussarbeiten im Rahmen der Prüfungsordnung
  • Der Lehrstuhl vernetzt die Fachdidaktik sowohl mit der allgemeinen Erziehungswissenschaft, als auch mit der Fachwissenschaft (Physik) und unterstützt die Kommunikation zwischen den Lehrenden und Studierenden.
  • Er wirkt bei der Modul-/ Inhaltsplanung der Fachphysik für Studierende des Lehramts mit

2. Praxiserfahrung der Lehrstuhlinhaber*innen

  • Ca. 5 Jahre Tätigkeit mit fachdidaktischem Bezug, Beispiele hierfür: Lehre in Schule, Autor*innen/Herausgeber*innen von Schulbüchern, Schülerlabore, Museumspädagogische Tätigkeiten (mit Bezug zu physikalischen Tätigkeiten), Planetarien
  • Der fortwährende Praxisbezug soll in der Lehrstuhltätigkeit sichergestellt sein

3. Akademische Voraussetzung

  • Es muss eine Promotion vorliegen entweder
    • in einem physikalischem Fach, oder
    • in der Physikdidaktik, oder
    • in einem anderen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fach und seiner Fachdidaktik
  • Erfahrung in der didaktischen Forschung, sofern nicht schon in der Promotion/ Praxistätigkeit

Protokoll der Podiumsdiskussion

Mod.: Steigen wir doch gleich mit den Zuständigkeiten und Verantwortungen des Fachdidaktik-Lehrstuhls bei der „Betreuung, Begleitung und Qualitätssicherung der Unterrichts- sowie Experimentierpraktika und der fachdidaktischen Veranstaltungen“ ein.

Niklas: Das Wichtige für uns ist die gelebte Praxis, das heißt, dass der Professor nicht nur formal zuständig, sondern auch tatsächlich mit den Experimentierpraktika betraut ist.

Theyßen: Grundsätzlich stimme ich den Punkten zu, die Fachdidaktikausbildung ist Aufgabe des Fachdidaktiklehrstuhls. Aber wer gehört zum Fachdidaktiklehrstuhl? Was ist z. B. mit abgeordneten Lehrkräften oder Lehrbeauftragten?

Niklas: Abgeordnete Lehrer gehören unserer Meinung nach zum Lehrstuhl. Allerdings sollte die Lehre nicht outgesourct werden, sondern der Professor lehren.

Theyßen: Auch Fachdidaktikprofessoren haben „nur“ 9 SWS Lehrverpflichtung, der Rest muss von anderen Mitgliedern des Lehrstuhls durchgeführt werden. Abgeordnete Lehrkräfte sind in der Regel langfristig in die Arbeitsgruppe eingebunden Bei Lehrbeauftragten ist das nicht immer der Fall, aber es ist gut, wenn es sich realisieren lässt.

Niklas: Wie steht der Fachverband Didaktik der DPG dazu, dass viel Lehre outgesourct wird?

Theyßen: Wir sind über die von Ihnen genannten Extremfälle nicht informiert und können einzelnen Fakultäten nicht reinreden.

Kai: Es sind auch nicht alle Fachbereiche Mitglied der DPG.

Niklas: Konkrete Frage zum nächsten Punkt (Vernetzung): Wie stehen Sie dazu, dass wir fordern, dass die Fachdidaktik an der Modulplanung der Physik mitwirkt, gewissermaßen also „reinredet“.

Theyßen: In Duisburg-Essen herrscht durch die räumliche Trennung sehr viel Offenheit bezüglich der Mitgestaltung bei fachlichen Modulen für das Lehramt, an anderen Fachbereichen sind die Rahmenbedingungen anders, teils laufen die Lehramtsstudierenden bei den Monobachelor-Studierenden mit. Dann ist es schwieriger, die Fachmodule an die speziellen Bedürfnisse der Lehramtsstudierenden anzupassen. Es gibt aber zur Zeit viele Projekte in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ zur Vernetzung von Fach und Fachdidaktik. Das ist eine positive Entwicklung. Die DPG kann auch hier nicht einzelnen Fakultäten in die Vernetzung „reinreden“.

Niklas: Aber kann die DPG nicht darauf hinarbeiten, dass besser vernetzt wird?

Theyßen: Wollen Sie darauf hinaus, dass der Fachverband Didaktik der DPG ein Hinweisblatt ausgibt?

Niklas: Das wäre eine Idee.

Theyßen: Es ist im Rahmen der Qualitätsoffensive gerade viel in Bewegung. Diese Entwicklungen würde ich abwarten. Man kann dann z. B. „best practice“ Beispiele sammeln und veröffentlichen

Kai: Gibt es Bestrebungen, dass Physik und Erziehungswissenschaften sich besser abstimmen?

Theyßen: Das ist seitens der Erziehungswissenschaften ein multidimensionales Problem und die Physik kann als Fach mit eher wenigen Studierenden keine Vorgaben machen. Da muss sich eher die Physik richten als andersherum.

Kai: Erfahrungsgemäß fallen Physik und Mathe immer hinten runter, wenn sich zum Beispiel Vorlesungen der Bildungswissenschaften ständig mit denen der Mathematik und Physik überschneiden.

Theyßen: Dagegen wird von vielen Unis etwas unternommen, z. B. durch Zeitfenstermodelle oder Empfehlungen, wie überschneidungsfrei studiert werden kann. Oft haben sich auch Zeitraster eingespielt und werden respektiert. Wir können aber nicht die Erziehungswissenschaften bitten die Vorlesung mit mehreren hunderten Studierenden zu verlegen.

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Niklas: Interessanter Punkt ist die Modularisierung: Wie stehen Sie zur Umstellung von Staatsexamen auf Bachelor/ Master? Gerade im Lehramt wurde das Studium ja in sehr viele kleine Teile geteilt.

Theyßen: Hat sich denn wirklich so viel geändert? Es gab auch früher eine Vorlesung plus Übung, evtl. plus Praktikum und heute heißt das eben Modul. Das Schreiben der Bachelorarbeit und die stärkere Verschulung ist wohl ein größerer Teil der Umstellung.

Niklas: Zum Thema Verschulung: Auf der einen Seite steht der wissenschaftlicher Bildungsanspruch, auf der anderen Seite viele kleine Seminare und die Vorstellung des Lehrers als Ausbildungsberuf.

Theyßen: Bei der Verschulung geht es für mich eher um den klaren, fixen Stundenplan in der Physik im Gegensatz zu Fächern mit umfangreicheren Wahlmöglichkeiten.

Plenum: Bei uns ist Analysis 3 und 4 genau vertauscht zu einer Nachbaruni. Module sind auch in Mathe und Physik oft abgeschlossen.

Theyßen: Ein Spezifikum der Physik ist das umfangreiche Basiscurriculum. Die meisten Universitäten fangen mit Mechanik an. Man könnte vielleicht auch mit Elektrodynamik oder Optik anfangen, aber insgesamt muss alles gehört werden.

Kai: Verschulung ist für mich vor allem durch einen Wechsel der Methodik gekennzeichnet: auf der einen Seite das Ideal des forschenden Lernens, gleichzeitig aber Anwesenheitspflicht in Übungen und viele Seminare, wie Niklas bereits ansprach.

Niklas: Ich persönlich kann das vergleichen, ich studiere sowohl im Masterstudiengang Physik als auch im Lehramtsstudiengang. In meiner Lehramtsprüfungsordnung finde ich fast zwei Dutzend Module, in der Physik passt es auf eine Seite im Doppelspaltenlayout.

Theyßen: In Physik hat jede Uni ihre Schwerpunkte, z. B. Festkörperphysik, Teilchenphysik. Im Lehramt ist man stärker durch die rechtlichen Vorgaben gebunden: x LP Inklusion und y LP Didaktik und so weiter. Der Grundkanon nimmt bereits einen großen Anteil der LP für Physik im Lehramtsstudium in Anspruch, so dass wenig für Wahlmodule bleibt.

Niklas: Würden sie es befürworten, wenn es freier wäre, wenn die Unis da die Wahl hätten?

Theyßen: Nicht wirklich. Die LP-Zahl für die Physik ist nun mal begrenzt durch die drei Fächer. Vorgeschrieben ist das Verhältnis Fach zu Fachdidaktik zu Bildungswissenschaft und manche Fachbereiche sind froh, dass sie sich auf eine Mindest-LP-Zahl für die Fachdidaktik berufen können.
Ich nehme an, dass die DPG-Lehramts-Studie bekannt ist? Die DPG ist grundsätzlich für ein Studium sui generis, das wurde bereits in 2 Studien (2014 und 2006) empfohlen. Aber auch das kann die DPG nur empfehlen, nicht befehlen.

Niklas: War das in der DPG eigentlich kontrovers?

Theyßen: Ich denke schon, aber letztendlich hat der Vorstand zugestimmt, dass die Studien veröffentlicht wurden.

Kai: Können sie das quantifizieren?

Theyßen: Das kann ich nicht quantifizieren. Einige Fakultäten haben inzwischen auch im Sinne der Studie Änderungen umgesetzt, z. B. spezifische Veranstaltungen für das Lehramt in höheren Semestern oder separate Übungen für Lehramtsstudierende.

Plenum: Sollte das Land nicht Standards vorgeben, damit gute Lehrer ausgebildet werden?

Theyßen: Wir wissen ja nicht, was genau das Beste ist. Es spricht viel für sui generis, aber wir wissen es nicht.
In der Studie steht: am Besten wären die Ausbildungen exakt getrennt. Aber das ist nicht überall umsetzbar. Was wäre Plan B, wäre der vielleicht umsetzbar?
Und häufig wird auch eingewandt, wenn man Lehramt strikt vom Fachstudium trennt dann wissen die Lehramtsstudierenden ja gar nicht mehr, was „echte Physik“ ist.

Niklas: Eine umfassende Trennung wollen die meisten wohl auch nicht.

Plenum: Ist in andern Fachrichtungen die Grätsche auch so groß zwischen Studium und Schulunterricht?

Theyßen: Ich kenne mich in anderen Fächern nicht gut genug aus, um das zu beurteilen.

Plenum: Ich habe Geschichte als Zweitfach und Geschichte ist viel weniger exakt. Auch Geschichtsdidaktiker sind sich mit den Fachwissenschaftlern nicht so grün, wie es von außen scheinen mag.

Plenum: In allen Naturwissenschaften gibt es Teile aus dem Studium, die nicht in der Schule vorkommen.

Theyßen: In der Physik kommen die meisten Inhaltsbereiche in der Schule schon dran, aber methodisch ganz anders und mit ganz anderem Abstraktionsgrad.

Mod.: Das ist natürlich eine ganz große Frage: wie viel mehr muss ein Lehrer wissen? Haben Sie denn noch Anmerkungen zum ersten Punkt?

Theyßen: Mir fehlt ganz erheblich die Forschung.

Niklas: Wir hatten nicht das Gefühl, explizit Forschung zu fordern, da die anderen Statusgruppen dies schon machen, daher haben wir die Lehre an die erste Stelle gesetzt, sie ist für uns am wichtigsten.

Theyßen: Von den meisten Fachdidaktikern wird fachdidaktische Forschung gefordert, von Fachwissenschaftlern dagegen teilweise nicht. Deshalb wäre eine solche Forderung nicht überflüssig. Außerdem profitiert die Lehre auch stark von Forschung.

Niklas: Natürlich wollen wir damit nicht die Einheit von Lehre und Forschung in Frage stellen.

Kai: Ließe sich der Punkt „Forschung“ in „Betreuung von Abschlussarbeiten“ einarbeiten?

Theyßen: Im Lehramt gibt es auch Abschlussarbeiten (z.B. Entwicklung und Evaluation von Unterrichtsreihen), die nicht zur Forschung der AG Fachdidaktik beitragen. Ich halte es umgekehrt für unrealistisch, dass die Fachdidaktik an einem Standort ihre Forschung rein über BA- und MA - Arbeiten macht.

Plenum: Als Studierende sind wir selten mit der Forschung konfrontiert. Sie geht aber auch ein in den Punkt „ständiger Praxisbezug“.

Niklas: Das ist der Punkt, wo es früher viel Reibung mit der DPG und GDCP und unserem Arbeitskreis gab: Praxisbezug statt akademischer Forschung. Wären Sie einverstanden, wenn wir vom klassischen Bild der Promotion und Habilitation abweichen zu Gunsten des Praxisbezugs?

Theyßen: Das war in vorherigen Fassungen ihrer Positionen ja schärfer formuliert. Ich finde die Ausweitung beim Praxisbezug gut und fast schon zu weitgehend. Sie betonen die außerschulische Praxiserfahrung jetzt mehr als die schulische. Hilft z. B. die Arbeit im Planetarium wirklich viel, um zu unterrichten, um zu lernen, wie man an der Schule arbeitet? Außerdem sind fünf Jahre ziemlich lange für die Vorbereitung auf eine Professur.

Niklas: Als Praxisbezug ist das eher wenig.

Theyßen: Für künftige Professoren ist das als Voraussetzung ziemlich viel. Als Doktorand oder Postdoc in der Fachdidaktik hat man auch an anderen Stellen Kontakt mit der Schulpraxis, z.B. in Lehr-Lern-Laboren.

Kai: Kurzer Rückblick, was in Wien, Düsseldorf und Bremen geschehen ist und wo die Forderungen herkommen. Dies soll eine Orientierung für Berufungskommissionen sein, im besten Fall von ZaPF, DPG und GDCP unterschrieben und veröffentlicht.

Niklas: Aufs Planetarium bezogen: Uns geht es darum, dass der Bewerber ein Commitment zur Fachdidaktik zeigt, weg von der „grauen Theorie“.

Theyßen: Da bin ich völlig dabei. Manche denken aber, dass sie, weil sie einen Hörsaal oder ein Planetarium begeistern können, gute Fachdidaktiker sind. Das ist aber etwas deutlich anderes. Ich würde z. B. auch Lehrveranstaltungen mit schulpraktischem Bezug ergänzen, diese fehlen mir hier. Darin kann man auch während der Promotions- und Postdoc-Zeit Erfahrungen sammeln. Fünf Jahre Praxisbezug als Voraussetzung halte ich trotzdem für viel.

Niklas: Wir dachten auch daran, dass das Referendariat mit einfließt. Die breite Fächerung ist auch pragmatisch: wir wollen die Berufungskommissionen nicht einschränken

Kai: Das Außeruniversitäre sollte nicht abgewertet werden. Auch dort findet viel Fachdidaktik statt.

Theyßen: Ich würde im Text nicht so viele Beispiele für Außerschulisches geben und lieber Lehrveranstaltungen mit schulpraktischem Bezug erwähnen. Auch die Betreuung von Nebenfachpraktika kann zur Lehrerfahrung beitragen.

Kai: Aber grundsätzlich sind wir alle bei mehr Praxiserfahrung, wenn auch nicht mehr 10 Jahre?

Theyßen: Und offenbar nicht unbedingt Vollzeit.

Niklas: Es war auch Angst und Vorsicht dabei, bzgl. Juniorprofessuren. In Braunschweig haben wir jemanden mit wenig Praxiserfahrung und er ist sehr gut. Es geht um Commitment.

Theyßen: Aber dieses Commitment ist schwer zu messen. Man kann das schlecht über eine Resolution steuern.
Als Studierende können Sie ja auch andere Dinge priorisieren. Setzen Sie ruhig Ihre Schwerpunkte. Setzen Sie aber die fachdidaktische Forschung auf keinen Fall mit der Lehrpraxis gleich, wie ich es eben verstanden habe. Letztere ist häufig bald Routine.

Niklas: Danke für diese andere Sicht, Studierende haben vielleicht oft „nur“ schlechte Bespiele was die Forschung angeht vor den Augen, also der Professor der sich mehr oder weniger von der Lehre abwendet um nur noch zu forschen.

Mod.: Ich denke, das passt hier gut zum nächsten Thema, dem andauernden Praxisbezug.

Theyßen: Die Frage ist: Wie kann man das leisten? Ich wäre gerne jeden Dienstag in der Schule, aber von welcher Zeit wird das abgezogen? Mit der Formulierung habe ich keine Probleme. Es gibt aber Möglichkeiten, an der Praxis zu bleiben z.B. durch Zusammenarbeit mit Lehrkräften oder Mitwirkung an den Lehrplänen.

Niklas: Es gibt auch viele, die die sich verändernden Lehrpläne kritisieren. Wenn ich daran arbeite, ist das keine Praxis sondern das Gegenteil: ich verändere die Praxis.

Theyßen: Aber man arbeitet ja nicht alleine an den Lehrplänen, sondern im Austausch mit Lehrkräften. Auch bei Lehrerfortbildungen tritt man in Austausch mit Lehrkräften.

Mod.: Die Angst des Arbeitskreises war, den Professor zu haben, der Lehrer ausbildet aber selber seit 20 Jahren keinen Schüler mehr gesehen hat.

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Mod.: Vielleicht begeben wir uns zum letzten großen Thema, den akademischen Voraussetzungen.

Niklas: Hier werden wohl die meisten Unterschiede entstehen. Auch wir wurden geerdet was z.B. die Promotion angeht. Viele Wege können zur Professur führen. Wir haben die Promotion letztendlich doch aufgenommen, da es näher an die universitäre Forschung bindet.

Theyßen: Vom Hochschulgesetz ist eine Promotion als Regelfall vorgeschrieben. Die ist nicht zuletzt auch deshalb wichtig, um ernst genommen zu werden.

Niklas: Aber das Ernst nehmen ist ja mehr eine Sache der Kollegen.

Theyßen: Aber das rechtliche Argument bleibt. Ich kenne auch einige, die nach einer fachlichen Promotion in der Fachdidaktik weiter gearbeitet haben und Professoren wurden. Ich halte die aktuelle Formulierung für gut.

Kai: Keine Promotion ist hier auch keine Mehrheitsmeinung mehr.

Theyßen: Wobei mich die Formulierung des „mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachs“ stört. Soll eine Biologiedidaktik-Promotion zu einer Physikdidaktik-Professur führen können?

Niklas: Wir sehen dieses Kriterium mehr als eine notwendige, keinesfalls jedoch hinreichende Bedingung. Außerdem haben ja auch die Studierenden immer eine Fächerkombination.

Theyßen: Ich würde auf Physik oder Physikdidaktik einschränken.

Kai: Aber dann würden Sie kategorisch Bewerber mit anderen Promotionen ausschließen?

Theyßen: Nein, etwas Spielraum bleibt bei Ausschreibungen immer.

Plenum: Wir wollten nicht hinschreiben: „Es muss auf der Promotion 'Physik' oder 'Physikdidaktik' stehen“. Der Didaktiker mit einer Promotion in Physikalischer Chemie kann gut sein.

Theyßen: Aber in Berufungsverfahren gibt es kein "1. 2. 3. ". Sie würden mit einer entsprechenden Ausschreibung u. U. eine Bewerberflut erzeugen. Anders herum könnte man trotz formaler Abweichungen von der Ausschreibung trotzdem einladen.

Plenum: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit einer physikfremden Promotion auf so etwas bewirbt.

Theyßen: Doch. Es kommt häufig vor, dass die Bewerbungen die Ausschreibung nicht in allen Punkten erfüllen.

Niklas: Was machen wir, wenn z.B. in Rostock eine Physikdidaktikprofessur jahrelang unbesetzt ist?

Theyßen: Dann würde ich eher auf vorübergehende Vertretungsregelungen setzen. Das ist aber nur meine persönliche Meinung.
Insgesamt denke ich, sie sollten nicht "mathematisch-naturwissenschaftliches Fach" schreiben, da fällt zu viel hinein.

Niklas: Wie wäre es mit „physikalischen Fächern“? Was z.B. mit der Geophysik?
Unsere Meinung stellt ja immer Maximalforderungen dar, das wird in der Berufungskommission ohnehin alles geglättet.

Theyßen: Ja, aber wie ernst wollen sie damit genommen werden? So wie es jetzt formuliert ist, wird das vielleicht gelesen und weggelegt.

Niklas: Das stimmt natürlich. Vielleicht sollten wir die Forderung in eine Äquivalenzformulierung umarbeiten.

Kai: Zum Abschluss: Welche Sachen sollten wir am stärksten/ wichtigsten ändern?

Theyßen: Sie sollten die fachdidaktische Forschung stärker heraus stellen und den schulpraktischen Bezug in den Beispielen für Praxistätigkeit gleichwertiger aufnehmen. Außerdem muss die Vernetzung mit dem Fach nicht immer nur von der Physikdidaktik ausgehen. Das wird oft der Fall sein, aber ich würde sie nicht explizit der Physikdidaktik in das „Pflichtenheft“ schreiben.