WiSe16 AK Curicula
Hier sollen bereits umgesetzte Aspekete von Physik Curicula, hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und Problem, mit Blick auf das Schreiben eines neuen Curiculmus besprochen werden.
Arbeitskreis: Curicula Austausch
Protokoll vom 11.11.2016
- Beginn
- 13:53 Uhr
- Ende
- 15:49 Uhr
- Redeleitung
- Fabian Nachname (Uni Wien)
- Protokoll
- Robert Schwarzl (TU Graz)
- Anwesende Fachschaften
- Universität Bayreuth,
- Humboldt-Universität zu Berlin,
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn,
- Heinrich Heine Universität Düsseldorf,
- Goethe-Universität Frankfurt a. Main,
- Technische Universität Graz,
- Technische Universität Kaiserslautern,
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg,
- Technische Universität Wien,
- Universität Wien,
Die Uni Wien ist dabei, ein neues Bachelor-Curriculum aufzubauen und möchte Erfahrungen sammeln. Dezidierte Fragen: - Wie viel Mathematik - Abhaltung von Experimentalphysik, alternativ Einführungskurse - Ausrichtung der Grundlagenpraktika - Abhaltung von Elektrodynamik und statistische Physik
Derzeit ist bei experimentellen Vorlesungen zu wenig Theorie zum Verständnis vorhanden (z.B. keine Thermodynamik vor Festkörperphysik), zusätzlich aber 30 ECTS Wahlmodule. Frankfurt hat einen ähnlichen Zugang mit >= 30 ECTS Wahlfreiheit. Integrierte Kurse (Theorie und Praxis innerhalb eines Semesters) können gut angenommen werden, wenn sie sich einander absprechen, aber auch eher schlecht (HU Berlin). Mögliche Fallen sollten möglichst vermieden werden. Eine bessere Regelung für die Bachelorarbeit soll erarbeitet werden (derzeit: Frist von zwei Monaten nach dem assoziierten Praktikum).
LVen im ersten Semester
Bonn: Drei Pflicht-LVen Experimentalphysik 1, Mathematik 1, EDV für PhysikerInnen, zusätzlich ein- bis zweisemestrige Wahlpflichtfächer. Mathematik soll von Physik getrennt sein und für genug Wissen vorab angeboten werden.
Bayreuth: "Theoretische Physik 1" (Physikalisches Rechnen) ist reine Mathematik, Chemie gibt nur einen Einblick, wird aber zu 100% in höheren Semestern wiederholt. Das Grundpraktikum ist, außer beim Wechsel auf eine andere Universität, unbewertet. LaTeX ist Teil von Informatik.
Zwischendiskussion: Theorie setzt sehr viel Mathematik voraus und sollte nicht zu früh abgehalten werden.
Konstanz: Integrierte Kurse (Theorie und Experimentalphysik) können sehr gut funktionieren. Ergänzung des Leiters: Das ließe sich z.B. auch auf Quantenmechanik erweitern. Es gibt ein kleines Anfängerpraktikum. Es werden die Zweige mathematische Physik und ein regulärer angeboten, ersterer reduziert die Wahlfach-ECTS.
TU Wien: Drei Mathematik-VOs im ersten Semester, Mechanik und Thermodynamik als Einführungsvorlesung mit später einsetzendem Theorieteil (Ergänzung: Status Quo an der Uni Wien). Die Zuständigkeit für integrierte VOs liegt immer bei einem einzelnen Institut.
Düsseldorf: Thematische Trennung (Mechanik und Optik) statt Methode (Experiment/Theorie), mathematische Methoden und weitere Vorlesungen, Grundpraktikum
Würzburg: Experimentelle Mechanik, Mathematik für Physiker und Ingenieure plus Rechen-Vorlesung, Grundpraktikum; Wahlpflicht Chemie oder Informatik (nie verpflichtend)
Frankfurt: Theoretische Physik 1 (physikalische Rechenmethoden), Experimentalphysik 1 (Mechanik), Mathematik 1. Die theoretische Physik findet ein Semester später statt. Bei Start im Sommersemester werden Mechanik und Elektrodynamik beide theoretisch abgehalten und Experimentalphysik folgt später, das kann aber schwierig sein (fehlendes physikalisches Grundverständnis, fehlende Mathematik; spezielles Problem mit Quantenmechanik).
HU Berlin: Mathematik-VOs sind Pflicht und werden von Mathematik-Profs gehalten, es gibt eine halbsemestrige VO in mathematischem Rechnen mit einer Prüfung innerhalb des Semesters. Integrierte Kurse wurden ausprobiert und wieder abgeschafft, weil die Kommunikation nicht funktioniert. Thermodynamik wird erst im sechsten Semester theoretisch abgehalten. Es gibt das Hauptfach Physik und Beifach Mathematik (sie liefern den Mathematik-Stoff, Inskription verpflichtend), 12 ECTS sind freies Wahlfach. Das Grundpraktikum enthält einfache Versuche und Grundlagen der Fehlerrechnung, es wird nicht benotet, eine Wiederholung kann aber vorgeschrieben werden; sie nehmen nach deren Ende den Platz der mathematischen Methoden ein. Oft halten Experimentalphysiker sehr theoretische Lehrveranstaltungen.
Kaiserslautern: Experimentalphysik 1 mit vielen Experimenten, Fehlerrechnung; Rechenmethoden, Mathematik ab dem zweiten Semester (mit Mathematikern); Grundpraktikum wird sehr kompakt abgehalten (innerhalb vier Wochen), die Note geht nicht in die Bewertung ein. (Status quo Uni Wien: Am Anfang des Studiums muss man noch kein Multimeter bedient haben.); eine Sicherheitseinweisung ist Voraussetzung für einen Prüfungstermin.
TU Graz: Experimentalphysik 1 (Probleme, falls relevante Mathematik noch nicht vorgekommen ist), mathematische Methoden
Köln: Viele Studiengänge mit gemeinsamen Lehrveranstaltungen, klare Trennung zwischen Theorie und Experimentalphysik. Der Studienplan ist unrealistisch und nicht studierbar (teils chaotischer Umgang). Methoden (z.B. LaTeX) werden nur im persönlichen Umgang besprochen, nicht in Lehrveranstaltungen. Teils wurde theoretische Physik früher ergänzend angeboten, teils werden bei Unklarheiten noch immer Termine während des Semesters angeboten. Mathematik für Physiker wurde statt den Mathematik-LVen angeboten, war aber inhaltlich überfüllt; jetzt wird Analysis wieder mit ihnen abgehalten, zusätzlich Vektoranalysis und mathematische Methoden (lineare Algebra). Praktika können beliebig oft verbessert werden. Lehrveranstaltungen werden in sich geschlossen betrachtet.
LaTeX
Bonn: Teil der EDV-Vorlesung
TU Wien: LaTeX Voraussetzung für die Bachelorarbeit, aber kein Teil des Studiums - eine angebotene Mathematik-VO wird rege von Physikern besucht
Konstanz: Der LaTeX-Kurs wird von der Fachschaft angeboten, normalerweise wird er im dritten und fünften Semester wahrgenommen, er findet in Kooperation mit den Anfängerpraktika statt. (Hier: Verweis auf den AK in Konstanz)
Bachelorarbeiten
Status quo an der Uni Wien ist das Schreiben der Bachelorarbeit im Rahmen eines Praktikums oder als Seminararbeit. Das Problem ist, dass nach dem Ende der Anwesenheitspflicht nur wenige Wochen Zeit sind, die Bachelorarbeit abzugeben, weil die Bewertung gemeinsam vergeben werden muss.
Hauptseminar und Projektpraktium im sechsten Semester, der erfolgreiche Abschluss des Seminars setzt die Abhaltung eines Vortrags voraus. Der Umgang ist kulant, die Anmeldung erfolgt vor dem Beginn der ersten Niederschrift.
Köln: Bei Bakk-Vorträgen kommen üblicherweise um die 50 Leute inklusive weiterer Vortragender, einmal in der Woche wird der Fortschritt der Bachelorarbeit in einem Gruppenmeeting besprochen. Es fehlt teilweise aber die Kommunikation zwischen Forschung und Lehre (z.B. belegte Experimente.)
HU Berlin: Arbeitsgruppenvorstellung, dann stark professorenabhängiges Verhalten; der Anmeldezeitpunkt entspricht dem Einreichzeitpunkt der Arbeit. Gerade beim Programmieren kann sehr viel Zeit verstreichen. Es gibt ein kleines Rigorosum mit Prüfungsfragen.
Freies Wahlfach
FU Berlin: Es werden einige ECTS vergeben, für die keine Physik-Fächer gewählt werden können (beliebt sind z.B. Sprachen.)
HU Berlin: In das freie Wahlfach lassen sich nicht-kompatible ECTS aus Auslandssemestern eintragen.
Bonn: 8 ECTS frei.
Bayreuth: Frei-ECTS können aus einer Vorschlagsliste oder nach Rücksprache frei gewählt werden, Sprachen sind ausgeschlossen. Chemie OC ist nicht sehr beliebt, es sollte vielleicht nicht verpflichtend sein.
TU Wien: Technische Qualifikationen (physikalischer Katalog), Soft-Skill-Katalog (TU-weit, Absolvierung explizit nicht auf der Uni Wien möglich), freie Wahlfächer
Düsseldorf: Im allgemeinen Wahlfach dürfen keine unbewerteten LVen gewählt werden, im freien Wahlbereich schon. 6 ECTS werden für eine frei gewählte Physikveranstaltung vergeben.
Frankfurt: Es gibt ECTS, die nicht aus Physik und Sport gewählt werden dürfen und nicht zugangsbeschränkt sind (z.B. Jus-LVen), zusammen mit Physik-assoziierten LVen werden 30 ECTS vergeben. Ein Teil nach Wahl wird benotet. Die Fachschaft schlägt Listen vor, die sinnvoll kombinierbare LVen enthält.
HU Berlin: KET (Kern-, Elementarteilchen-)versuche sind anstrengend. Bachelorarbeiten können extern geschrieben werden (in Köln sehr ungern gesehen). Man muss einmal im Bachelorstudium einen Vortrag halten, der nicht das gleiche Thema wie Bachelor- und Masterstudium haben darf.
Kaiserslautern: Nebenfächer können nur aus einem Katalog gewählt werden.
Köln: Es gibt ein freies Wahlfach, LaTeX und Excel werden dafür ungern angerechnet ("über den Tellerrand"). Das allgemeine Wahlfach hat ein enorm großes LV-Angebot (ca. ein Drittel aller LVen an der Universität).
Konstanz: Schlüsselqualifikationen, Wahlfach Physik (4-5 ECTS) mit festem Angebot. LVen müssen nicht benotet sein, Nebenfächer teils begründet werden (naturwissenschaftliche Fächer nicht). Die Nebenfächern müssen im thematisch passenden Paket aus mindestens 8 ECTS gewählt werden.
Master
Uni Wien: Es werden 50 ECTS aus allgemeinen Wahlmodulen gewählt, ein Vorbereitungsseminar für den Master, 30 ECTS für die Masterarbeit und 15 ECTS Soft-Skills.
Bayreuth hat auch einen sehr freien Master.
TU Wien: Der Master ist theorie-lastig.
Wichtige Informationen zum AK
Fortsetzung im Back-Up-AK
Protokoll vom 12.11.2016
- Beginn
- 21:01 Uhr
- Ende
- 22:04 Uhr
- Redeleitung
- Fabian (Uni Wien)
- Protokoll
- Matthias Lüth (BuFaK WiSo)
- Anwesende Fachschaften
- Technische Universität Graz,
- Technische Universität Wien,
- Universität Wien,
- BuFaK WiSo,
Es wird die ZöPF ausgerufen.
An der TU Wien gibt es insgesamt 4 verschiedene Master-Studiengänge mit unterschiedlichen Ausrichtungen, die ihre Versprechen in der Regel auch eingehalten werden. Es gibt bspw. den Studiengang Technische Physik mit 35 ECTS Pflichtfächer, 9 ECTS Softskills, 46 ECTS Technische Qualifikation, 30 ECTS Master-Arbeit. Es gibt kaum Experimentalphysiker, die hier den Master machen. Auch der Bachelor ist schon eher theoretisch und mit ohne Wahlmöglichkeiten ausgestattet (außer im Softskill-Bereich). Die Studenten streben an, den Studiengang flexibler gestalten. Der Name ist sehr irreführend, Theoretische Physik wäre passender. Dies wird aber abgelehnt, da keine Festkörperphysik 3 angeboten wird. Alternativ könnte das Pflichtprogramm umgestellt werden. An der Uni Wien gibt es ein Spezialisierungsmodul, welches vom Betreuer der Master-Arbeit im Umfang von 10 ECTS für den Studenten bestimmt wird.
An der Uni Wien wird zur Zeit ein offener Master diskutiert, der komplett freie Wahlmöglichkeiten bietet. Dies wird von den anwesenden sehr positiv gesehen. Es gibt zwar Kooperation zwischen TU und Uni Wien bzgl. des Angebots, aber es besteht eine leichte Abneigung gegeneinander unter den Professoren/Mitarbeitern. Es sollen 5 ECTS Softskills geben, die wissenschaftliches Arbeiten umfassen oder Einführungsveranstaltung für Bachelor-Erstsemster betreuen. Man überlegt, ob man verpflichtend vorschreibt, dass Inhalte/Module außerhalb des Masterarbeitsthemas belegt werden müssen.
In Graz gibt es 2 Master-Programme: ein allgemeines und ein technisches (englischsprachig). Der Unterschied besteht im Besonderen Pflichtbereich. Es gibt aktuell keine Beschränkungen für die Studiengänge. In Graz wird statistische Physik im Bachelor nicht angeboten, sondern erst im Master. An der TU Wien gibt es einen deutschsprachigen Master, der aber englisch unterrichtet werden. Der Nachteil rein fremdsprachiger Studiengänge kann ohne Begründung durch das Rektorat beschränkt werden. An der Uni Wien sind sowohl englisch als auch deutsch als Lehrsprache im Master-Programm festgeschrieben. Die Studierenden wünschen sich mehr englischsprachiges Angebot, allerdings besteht die willkürliche Beschränkungsmöglichkeit für das Rektorat bei Studiengängen in fremder Sprache. Über die Gründe dieser Regelungen gibt es einige Vermutungen, wie dem angeblichen Schutz vor Überfremdung.
Als generelles Problem wird analysiert, dass die Curicula von den Studenten nicht gelesen werden und dies zum Teil zu massiven Problemen führt. Außerdem gibt es zu wenig Zeit für einige Module, weil nicht mehr ECTS zur Verfügung stehen. Dies wird als Grund dafür gesehen, dass einige Inhalte nicht ausreichend aufbereitet werden können und somit die Durchfallquote steigt. An der TU Wien gibt es zusätzlich das Problem, dass Folge-Lehrveransaltungen nicht im nächsten Semester beginnen, sondern erst im Jahr drauf, so dass die Auffrischung des Stoffs umfangreicher sein muss. Hinzu kommt, dass die Grundlagenveranstaltungen nicht ausreichend auf die Vertiefungsveranstaltungen vorbereiten. Teilweise gibt es auch Überschneidungen zwischen den Grundlagenveranstaltung, welche dazu führen, dass Inhalte mehrfach „halb“, aber nie „ganz“ gelehrt werden.
An der Uni Wien werden Voraussetzungsketten zwischen den Modulen und Lehrveranstaltungen diskutiert, bspw. Labor 0 (Sicherheit und Einführung) als Voraussetzung für Labor 1 (Praktika). Grundsätzlich ist dies nachvollziehbar und kann im Einzelfall Sinn ergeben, jedoch führt es insgesamt zu einem Stau an Modulleistungen, welcher zu Studienablaufverzögerungen führt, da nicht parallel vorausgesetzte Module belegt werden können.
Aus der Uni Köln und der TU Dresden sind komplett getrennte Schienen für Mathe, ExPhy und TheoPhy bekannt, so dass quasi keine direkten inhaltlichen Quervoraussetzungen zwischen den einzelnen Schienen existieren.
Inwieweit die separate Lehre von Mathematik, insbesondere außerhalb der Theoretischen Physik, sinnvoll ist, wird kontrovers diskutiert. An sich wäre es möglicherweise ausreichend, wenn man die notwendigen mathematischen Grundlagen dann legt, wenn sie mit der physikalischen Anwendung verknüpft gelehrt werden können.
Zusammenfassung
Dieser AK verglich Bachelor-Curricula der teilnehmenden Universitäten um das Schreiben eines neuen Curriculums zu erleichtern. Thema waren der Ablauf der Lehrveranstaltungen zum Einstieg ins Studium. Es wurde festgehalten, dass v.a. Theorie nicht ohne ein ausreichendes mathematisches Verständnis möglich ist. Ob eine strikte Trennung verschiedener Teilgebiete (z.B. Theorie - Experimentalphysik - Mathematik) wie in einigen Universitäten praktiziert, ertragreich sei, wurde kontrovers diskutiert.
Außerdem wurde die Handhabung von Wahlpflichtpunkten sowie von einer möglichen LaTeX-Schulung verglichen und die Regelungen zu Bachelorarbeit und einem anschließenden Master besprochen. An der Uni Wien wird zurzeit ein offener Master diskutiert, der komplett freie Wahlmöglichkeiten bietet. Dieses Konzept stieß auf positive Resonanz.
Als generelles Problem wurde analysiert, dass die Curricula von den Studierenden nicht oder nicht ausreichend gelesen werden.