SoSe21 AK Mittelbau

Aus ZaPFWiki


Vorstellung des AKs

Verantwortliche*r: Philipp

Einleitung und Ziel des AK
Podiumsdiskussion zu Karrierewegen in der Wissenschaft, Erwartungen an nicht-professorale Lehrende, Hindernisse für gute Lehre.

Leitfragen:

  • Welche Erwartungen haben Studierende an nicht-professorale Lehrende?
  • Welche Rahmenbedingungen (Vertragsstruktur, Befristing etc.) sind problematisch fuer gute Lehre?
  • Koennen wir einen gemeinsamen Forderungskatalog an die Hochschulen bzw. der zustaendigen Ministerien von Seiten des Mittelbaus und der Studierenden erarbeiten?

Gäste:

  • Doris Reiter (AGyouLaeP[DPG] Vorsitzende)
  • Andreas Keller (GEW, Mitglied des Hauptvostands für Hochschule und Gesellschaft)
  • Lea Heckmann (PhDNet u. N^2, Sprecherin)
  • Sarah Young (PhDNet u. N^2, stv. Sprecherin)

In der Diskussion sollen Stichpunkte für ein gemeinsames Positionspapier gesammelt werden.

Handelt es sich um einen Folge-AK?
Nein

Wer ist die Zielgruppe?
Alle inkl. Externe

Materialien und weitere Informationen

Im Forum findet ihr den AK hier: https://talk.zapf.in/t/ak-wissenschaftliche-karriere/453

Protokoll Wissenschaftliche Karriere/Mittelbau

Protokoll vom 19.05.2021

Beginn
19:05 Uhr
Ende
21:00 Uhr
Redeleitung
Philipp
Protokollantum
Vicky

Anwesende Fachschaften

Universität Göttingen, Universität Heidelberg, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Technische Universität München, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Bergische Universität Wuppertal, Universität Wien, Universität Freiburg, Universität zu Köln

Protokoll

Chris begrüßt alle Anwesenden und freut sich auf eine interessante Diskussion. Doris Reiter, Lea Heckmann, Andreas Keller und Philipp stellen sich vor.

Doris Reiter (AGyouLaeP[DPG] Vorsitzende) Lea Heckmann (PhDNet u. N^2, Sprecherin) Andreas Keller (GEW, Mitglied des Hauptvostands für Hochschule und Gesellschaft)

Philipp stellt kurz das Positionpapier "Prinzipien wirksamer Karriereunterstützung in der Wissenschaft" der DFG vor. In den 10 Punkten fällt der Begriff Lehre nur zweimal.

Was hat Lehre für einen Stellenwert in diesem Zeitraum der befristeten Stellen: Philipp: Lehre scheint keinen Stellenwert zu haben. Lea: In den außeruniverstären Instituten müssen Doktoranden udn PostDocs keine Lehre machen. Obwohl diese Institute für exzellente "Nachwuchs"wissenschaft(ler) steht. Es bleibt die Frage, was gehört alles zu exzellenter Wissenschaft?

Andreas: Wissenschaft gilt man, wenn man

  • gute Forschung macht
  • Drittmittel einwirbt
  • Paper veröffentlicht
 LEhre findet in den Qualifikationsleveln fast gar nicht statt und wird nicht gefördert.
 Immerhin muss man mittlerweile bei Berufungen auch Lehre nachweisen und Probevorlesungen halten.  

Lehre wird viel von LEuten im Mittelbau übernommen, die aber prekär eingestellt sind (befristet, überlastet...)

Was ist Qualität von Lehre?

  • Ausreichende Mittel
  • Weiterbildungsmöglichkeiten sind wichtig

Doris: Die Zeit für Lehre steht in Konkurrenz zur Zeit, die für Publikationsmenge und Eingeworbenen Drittmitteln steht. es gibt kein MAß für Lehre Bei Anträgen der DFG geht es immer nur um Forschung, was vielleicht auch richtig ist.


Erfahrung, dass viele Leute, die auf Drittmitteln sitzen auch oft Lehre machen. Sollte das nicht stärker berücksicht werden? Erhöhung der Finanzierung?

DFG ist größter Drittmittelgeber in Deutschland, Geld stammt von Bund und Ländern. Das Budget wächst jedes Jahr um 3%, während die Grundsicherung stagniert oder kleiner wird. D.h. Geld wird befristet vergeben durch einen Wettbewerb um die Finanzen. Das ist gewollt.

Bei einer solchen Entwicklung sollte die DFG auch

  • Finanzierung bis Qualifizierungsziele erreicht werden.

Zumindest gute Punkte im Positionspapier, aber überprüft sie das? Über Graduiertenschulen u.ä. ist die DFG auf jeden Fall an der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern beteiligt. #d.h. sie sollte auch Verantwortung übernehmen.


An außeruniversitären Instituten sind Leute rein für die Forschung angestellt, was oft als großer Vorteil dargestellt wird. Je nach Uni/Graduiertenschule, an der man dann aber promoviert, müssen Promovierenden dann Lehre übernehmen.

Oft wird es als positiv gesehen, wenn man keine Lehre machen muss. Aber wo soll dann NAchwuchs herkommen?

Durch verschiedene Finanzierungen und verschiedene Arten von Anträgen gibt es sehr unterschiedliche Arbeitsbedingungen.

Chemiker und Biologen sind teilweise sogar auf 1/8 Stellen. Dafür stellt die DFG eigentlich Regelungen auf, die aber weiterhin fächerabhängig sind.

Teilzeitstellen sind eigentlich Vollzeitstellen mit geringerem Gehalt. Das ist vor allem möglich, weil die Forschungsgesellschaften keinen Tarifvertrag unterschrieben haben, sondern nur NACH TVöD bezahlen (akzeptiert von Bund, Ländern und DFG). Aber immerhin besser als Stipendien, was quasi Schwarzarbeit ist. Ohne Rentenversicherung usw.

Warum gibt es überhaupt Teilzeitverträge und warum wird nach Fächern bezahlt, wenn doch alle Grundlagenforschung machen. Das ist doch unabhängig von der Marktwirtschaft.

Die Promotion ist Grundlage für die Befristung, also sollte die Arbeit auch dafür bezahlt werden. Die GEW fordert Vollzeitstelle oder Teilzeitverträge bei Bedarf des Arbeitnehmers.

Wie kann man denn vermeiden, dass so ein Tarifvertrag einfach die Zahl der Promotionsstellen verringert? (Die Institute können ja auch nicht mehr Geld für Personal ausgeben, als sie haben)

Bleiben die Mittel gleich, aber Vollbezahlung würden natürlich Stellen wegfallen. Die Arbeitszeit bleibt aber gleich. Bei der Umstellung der W-Professuren mussten auch die Gehälter angepasst werden. D.h. bei Verbesserungen der Arbeitsbedingungen müsste man auch eine Erhöhung des Finanzvolumens fordern.

Oder hat man vllt eh zuviele PRomovierende? Vermutlich eher nicht, weil diese auch in der freien Wirtschaft gebraucht werden.

  • Es ist immer Geld da, wenn etwas wichtig ist (siehe Coronamittel)

Gerade bei Drittmitteln geht es ja auch zB um das Thema Zeit. Ist jemand zum richtigen Zeitpunkt da? Man muss immer viel Geld rumschubsen.


Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz sagt, dass Befristung nur bei Drittmitteln oder zur Qualifizierung möglich ist. Das dumme ist, das Qualifizierung in dem Gesetz nicht definiert ist. Dann gibt es noch das Teilzeit...gesetz, da sind dann noch andere Befristungen für 2 Jahre möglich.

Hier kann man einen Ratgeber zum Thema befristungen herunterladen: https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/gew-ratgeber-befristete-arbeitsvertraege-in-der-wissenschaft/

Einstellungskriterien sind in erster Linie Forschung --> Leute werden eingestellt, die jahrelang keine Lehre gemacht haben und keine Erfahrung haben. Auf der anderen Seite muss man sich auf weitere Stellen vorbereiten und dafür qualifizeren (mehr und besser Forschen)

Natürlich gibt es viele, die sich für Lehre engagieren, aber das wird nicht wertgeschätzt. Was ist gute Lehre? Man bekommt kaum Feedback. Evaluationen von Studis sind manchmal erratisch und es bleibt wenig Zeit für Verbesserungen.

Kein Vorwurf an Mitarbeiter. Studis sehen, dass besonders jüngere Profs, Mitarbeiter viel an Konzepten arbeiten.

Anerkennung durch Studis ist immerhin etwas, aber es wäre schön, wenn es in die Qualifizierung mit reinzählen würde.

Es sind zu viele Aufgaben für Nachwuschswissenschaftler:innen (Lehre, Forschung, akademische Selbstverwaltung, ...), die Work-Life-Balance kaputt machen.

Auch für Professoren gibt es Befristungen (Erstprofessuren in Berlin) Hauptteil der Lehre wird von befristeten Mitarbeitenden durchgeführt. D.h. oft nur für wenige Semester. Kontinuität in Lehre gestört und Ansprechpersonen können in nächsten Semesterferien schon weg sein


Der Output von Wissenschaftler:innen mit Kinderbetreuung (aber hauptsächlich Wissenschaftlerinnen) ist 2020 zurückgegangen, bei männlichen Kollegen nicht. Lehre konnte aber nicht einfach verringert werden. Vielmehr war das klarer Mehraufwand durch Konzeptänderungen und Umstellung auf Onlinelehre.

Befristungen sind schlecht für Mitarbeitende, Studis und auch Wissenschaft (v.a. innovativer Teil im Vergleich zu etablierten Feldern). Macht man Forschung, die vllt nicht funktioniert? Eher nicht.

Zusätzlich gibt es auch noch die Lehraufträge. Es ist schön, wenn da mal Leute aus der Praxis, kommen. aber mittlerweile gibt es immer mehr Lehrbeauftragte, die Lehre stemmen, aber nicht Mitglied der Uni sind und sich damit auch nicht finanzieren können.


Was ist mit pädagogischen Ausbildung? Gibt es Angebote und werden die genutzt? Und gilt Lehre als Qualifikation?

Bei Habilitation wird Lehrfähigkeit offiziel geprüft. In welcher Form ist sehr unterschiedlich. Bei Berufungen wird Lehre immer nachgefragt und es gibt Lehrproben. D.h. es ist ein Qualitätsmerkmal, aber nicht gleichwertig zu anderen.

Viele Dinge, auch LEhre lernt man nebenbei. Es gibt Angebote für Lehrbildung, aber werden selten besucht. Man möchte auch nicht gezwungen werden.

An einigen Unis gibt es Vorschriften, dass LEhrbeauftragte, Kurse besuchen oder nachweisen müssen, dass sie gute Lehre gemacht haben,


Was müsste sich ändern, damit man Lehre macht / darauf vorbereitet wird?

Idee: Verschiedene Stellen für Administration, Lehre und Forschung. Oder warum müssen das alle zu einem gleich großen Anteil machen?

Kombination von Forschung und Lehre ist Kernkompetenz für deutsches Universitätssystem. Vllt Erhöhung und Entfristungen von Lehrunterstützenden Stellen.


Studierendenzahlen wachsen immer weiter. Deswegen wurden immer mehr Stellen mit hohem Lehrdeputat eingestellt. Lehre sollte Forschungsorientiert sein, damit Inhalte wirklich verstanden werden können, nicht nur wiedergekäut werden und auch aktuelle Inhalte einbezogen werdne. Unterschiedliche Aufteilung wären aber eine gute Idee.

Für alle sollte Lehre aufgewertet werden. d.h. es soll mehr in der Qualifizierung zählen.

Man braucht Dauerstellen für Daueraufgaben! https://www.gew.de/dauerstellen/ Bei geringerem Druck wäre vermutlich auch mehr Engagement in der Lehre möglich.

Gerade in Grundlagenvorlesungen sollten nicht nur die Inhalte wiedergegeben werden, sondern vor allem auch Interesse geweckt werden. Das kann man zB durch Einbeziehen der eigenen Forschung und nicht dauernder Wiederholung der gleichen Veranstaltung.

? In der Theorie ist Forschungsorientierte Lehre toll, aber das wird gerade im Bachelor-Bereich so nicht umgesetzt. In der aktuellen Forschung gibt es doch kaum direkten Bezug, könnten nicht extra Lehrbeauftragte, sich da vielleicht Sachen heraussuchen und dann mit mehr Enthusiasmus vortragen können.



Was sind unsere gemeinsame Ziele und wie können wir vllt in Zukunft gut zusammenarbeiten?

Einige Punkte des DFG-Papiers sind schon sehr gut Vielfalt, Flexibilität und Durchlässigkeit

  • Durchlässigkeit muss in beide Richtungen gehen
  • Promotionen mit Firmen?
  • Promotion als Nebentätigkeit?
  • Ist man nach der 2 PostDocStelle / über 40 noch interessant für Wirtschaft?
  • als Physiker:in hat man meist noch gute Chancen


  • wie ist die Finanzierung?
  • Viele Dingen spielen zusammen

Dauerstellen, wollen das wirklich alle? oder ist man da nicht vllt irgendwann gelangweilt


Eine Wunschvorstellung steht eigentlich schon im PApier: "Die individuellen Leistungen jeder Wissenschaftlerin und jedes Wissenschaftlers in frühen Karrierestadien, etwa in der Lehre, beim Verfassen von Projektanträgen oder Publikationen, werden adäquat abgebildet und anerkannt" Aber wird das wirklich anerkannt? Vielleicht kann man diese Aussage irgendwie stärken?

Anderes Problem Verlängerungen durch Corona bis WissZeitVer

In Deutschland gelten bei vielen Anträgen das akademische Alter, wo vllt Pflege- und Erziehungszeiten einberechnet werden. Aber Konzentration auf Lehre o.ä. nicht. In anderen Ländern (Amerika) oft das richtige Alter. Kommt in Deutschland bei diversen Preisen auch immer wieder vor.

KAtrin: Eine Übersicht an Deadlines mit Bezug auf akademisches Alter würde Karriereplanung einfacher machen.

Tipps:     
  • Planung ist das erste Problem.
  • Mentor suchen, der einem Tipps geben kann
  • Viele Unis, Institute und auch DPG haben übersichten für verschiedene Programme
  • DPG hat auch ein Mentorenprogramm, bei dem man Mentoren für seine aktuelle Karriereplanung bekommt (sowohl aus der Industrie als auch Akademia)
Danke für die tolle Diskussion.
Das Protokoll wird noch überarbeitet und dann an alle verteilt.

Wir schauen mal, ob man gemeinsame Punkte herausfiltern kann und zu einer gemeinsamen Stellungnahme oder so weiterentwickeln kann.


P.S.: Ehrenamtliche Arbeit kann also auch noch zum Workload dazukommen. XD