SoSe16 AK NC
Vorstellung des AKs
Verantwortliche/r: Stefan (Uni Köln), Jan (Uni Köln)
1972 hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass es "ein Recht auf Zulassung zum Hochschulstudium" gibt. Dennoch gibt es an vielen Hochschulen auch in Physik NCs, teilwese sogar in Studiengängen, in denen die Kapazität nicht ausgeschöpft ist.
Warum ist das so? Was ist der Erziehungseffekt, was die kulturbildende Wirkung dieser "Bestenauslese"?
Beginnen wollen wir, indem wir uns einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion an den verschiedenen Hochschulen verschaffen, enden wollen wir hoffentlich mit einer Resolution.
Formalia: AK NC
Protokoll vom 7.5.2016
- Beginn
- 18:00 Uhr
- Ende
- 20:00 Uhr
- Redeleitung
- Stefan Brackertz (Uni Köln)
- Protokoll
- Judith Eilts, Jan-Philip Kraayvanger (Uni Köln)
- Anwesende Fachschaften
FU Berlin, Uni Heidelberg, HU Berlin, Uni Kassel, TU Berlin, Wuppertal, TU München, Rostock, Dresden, Bonn, Bremen, Ilmenau, Wien, Saarland, Uni München, Köln
Protokoll
Begriffsklärung
Kurzvortrag:
- Zugang: Passe ich zum Studiengang?
- Zulassung: Wenn es mehr Studierwillige als Plätze gibt: Bekomme ich einen Platz?
- NC (numerus clausus): Zulassungsverfahren für Festlegung der zu vergebenen Plätze nach Bestnote bei nicht ausreichenden Plätzen
Berichte
Was ist der Stand vor Ort?
Uni | Bachelor | Master |
---|---|---|
FU Berlin | - | mit NC aber faktisch kommen alle durch |
Heidelberg | Summe der Noten zählt und Interview im weiteren Verfahren | Für Leute von außerhalb 2,9 und Interview |
HU Berlin | kein NC aber Bewerbungsverfahren (auch über Ausbildung und Arbeitserfahrung) | |
Kassel | kein NC oder andere Beschränkungen auch über Fachabi (nur Lehramt Grundschule mit NC) | nur formal aber alle dürfen |
TU Berlin | - | |
Wuppertal | - | 3.0 |
TU München | kein NC aber Bewerbungsverfahren über verschiedene Tests bei denen ca 60 Prozent gefiltert werden | 60 Punktesystem mit Motivationsschreiben, Abschlussnote und Überlappungen der Module und Interviews |
Rostock | - | |
Dresden | - | |
Bremen | - | höchstens Englischkenntnisse |
Bonn | nur vorübergehend wegen Doppeljahrgang aber keine Notwendigkeit | Bonn Bachelor-Absolventen sicheren Platz aber außerhalb mit Verfahren ohne greifbaren NC nur Nachweise von diversen Leistungen |
Uni München | - | Aktuell in Diskussion |
Saarland | - | 2.7 und im Zweifel Interview |
Wien | Eignungstest aber Ergebnis irrelevant | |
Ilmenau | - | Gespräch und Motivationsschreiben |
Köln | 4.0 Beschränkung und für Lehramt NC für Pädagogik und beide Fächer | 2.5 Grenznote, mit Möglichkeit von Ausnahmeantrag und Absolvent*Innen deutscher Hochschulen immer und international immer geprüft, im Endeffekt nur Abschreckung |
Entwicklung vor Ort
- Köln vor einigen Jahren nichts, dann Exzellenz und Gesamtzahl der Studierenden an der UzK halbiert (Physik konstant), in letzter Zeit wieder ansteigende Zahlen aber flächendeckend NC für BA, Physik und Geo letzten ohne NC aber Änderung wegen „Bahnstudis“, leicht rückläufige Zahlen in der Physik durch Einführung des Ncs wegen kompliziertem Anmeldeverfahren und später Rückmeldung, jetzt neue Diskussion;
- Uni München meint sie brauchen NC weil alte Beschränkungen rechtswidrig sind? Müssen NC einführen;
- Bonn WS14 nur Winter jetzt auch Sommer, jetzt erstes Jahr im Sommer über 800 Einschreibungen aber nur 30 bis 40 Aktive, Grund: einzige Uni deutschlandweit ohne NC im Sommer;
- Uni München überlegen über Master NC um die Besten der Besten zu erwischen,
Diskussion
Aufgrund kaum vorhandener NC im BA beziehen sich die Gespräche vorwiegend auf MA
Leitfragen
- Gibt es Studienplatzmangel? Ggf: Wieso?
(Bericht aus Wien: führt zu Verlosung von Veranstaltungen wegen Platzmangel, dürfen keinen Ablehnen) Ansonsten kein tatsächlicher Studienplatzmangel → Motivation insgesamt also eher Elite-Anspruch als Platzmangel
- Wozu führen NCs? Kulturelle Prägung?
- Alternativen und Möglichkeiten:
- Anrecht
- NC
- Losen
- Willkür
- Österreich (Aufnahmeprüfung beliebig oft wiederholbar mit teilweise Testgebühr von 100€)
Diskussionsverlauf
- HU Berlin sehr bürokratisch aber eigentlich nicht wirklich eine Beschränkung;
- Lehramt Köln hoher NC für Master führt zu strukturellem Einfluss auf Kultur durch Konkurrenzdenken und Ellbogengesellschaft, Beispiel Saarland (Schwärzen von Büchern oder Verhinderung von Informationsfluss)
- Hauptproblem des NC: kein einheitliches Niveau der Abiturnoten und kein Vergleich möglich. Kann Wahlverhalten im Abitur beeinflussen, Interessen treten in den Hintergrund weil man sich alles offen halten möchte auch bei schwankendem NC,
- Wuppertal: Wahlfächer werden aus der Wertung ausgenommen um dem entgegenzuwirken.
- München: Spezialisierung schon im Abi, Priorisierter NC nach Fächern Gegenthese: kein wirklicher Nachteil nach dem ersten Semester für Studierende ohne Mathe LK im Abi und frühe Spezialisierung nicht wünschenswert
- Köln: lieber Fachspezifizierung entgegenwirken und Allgemeinbildung fördern und Leute mit Vorkursen auffangen;
- TU München: Erstes Semester ohne Voraussetzung viel zu hart und Vorkurs nur sehr kurz und heftig, bestimmte Module müssen im ersten Semester bestanden werden;
- Wien: großes Platzproblem aber holt Leute beim Abi ab um alle auf einem Level zu haben. Neue Idee: Anfang mit Optik um nicht direkt mit Mathe abzuschrecken und den Einstieg einfacher zu machen, Einwand: Abschweifen vom Thema?
Gedankenexperiment
allgemeines Losverfahren für bewusste heterogene Studierendenschaft mit Berichten aus Sommersemester in Köln, Leute mit vielen Perspektiven und Bereicherung für den Fachbereich. Alle anderen Verfahren führen zum Aussieben
- HU Berlin: sieht kein Problem, die meisten haben kein NC und bei ihnen ist es eine sehr heterogene Gruppe,
- Bonn: Differenzieren zwischen Master und Bachelor: Master schon sehr heterogen durch Internationalität der Studierenden, welche oft Probleme haben leider, Gefahr den Ruf der Uni dadurch kaputt zu machen. Also NC im Master. Gegenthese: Abgleich von Inhalten sollte passieren und die Module müssen einzeln abgeglichen werden und der Ruf der Uni hat damit nichts zu tun
Diskussion über Probleme internationaler Masterstudierender
Probleme: Finanzierung, unerwartetes Scheitern, unerwartet komplett falsche Voraussetzungen.
- Köln: lieber bessere Information nach außen und genaue Angaben der Anforderungen an Masterstudierende aus dem Ausland, denn NC führt zu Bevormundung dieser Menschen, was nicht Ziel sein sollte
- Wien: offizielle Anerkennung in europäischen Raum wozu auch Weißrussland gehört, problematisch?
- Bonn: Hauptproblem das Praktikum im Master, die meisten scheitern im Praktikum, da das Vorwissen und die praktische Arbeit fehlt;
- Kassel: Differenzierung von Master und Bachelor wieder wichtig, im Master eventuell sinnvoll wegen Spezialisierung aber Bevormundung nicht erwünscht und Aufklärung wichtiger;
- Bonn: Kommunikationsproblem zwischen Kulturen, andere grundlegende Werte und kein Verständnis;
- München: man kann von einem erwachsenen Menschen erwarten, dass verstanden wird, was eine Pflichtveranstaltung ist;
- HUB: mit vernünftiger Kommunikation sollte das Problem behoben werden können, keine Randnotiz sondern offen und eindringlich. Werte wie Pünktlichkeit kommunizieren;
- Heidelberg: deutsche Zeitarbeitsgefühl keine Selbstverständlichkeit in anderen Kulturen und gewöhnungsbedürftig, vorhandenes Buddy-System mit zugeordneten Studierenden aber wenig Erfolg;
- Köln: Problem bekannt, Auflagen für Master nicht nur „Bachelor“ sondern besser informierendes „Bachelor mit Spezifizierung“ (ausführlich erläutern z.B. Praktika) und Angebote um wichtige Dinge nachzubereiten (auch auf Englisch),
- Website Auftritt miserabel und nur Werbung mit Exzellenz statt über Anforderungen zu reden,
- Köln: Überlegen über ganz neue Ansätze für Integration,
- TU München: Platz bekommen = Bestanden?, Vergleich England: sehr hartes Aufnahmeverfahren mit Test für zweitägiges Interview aber dann bestehen fast alle, deutscher Master wie Englischer Doktor, also aufpassen mit Bezeichnungen, zum Thema Aufklärung: sollte ausreichen und sollten die Unis hinbekommen,
- Rostock: internationaler Studiengang extra für Internationale neu seit 2015, einzige Aufklärung nur Bachelor und Verhältnis von Theorie und Experimentalphysik;
- Köln: NC kein Argument um kulturelle Hintergründe in den Griff bekommen und vor allem keine Lösung
- Wien: Stellungnahme zu NC?,
- Bonn: nicht gegen internationale Studierende sondern Bedenken der Integration und eventuell im Zweifel ein NC zum Ablehnen um Leute zu schützen;
- Heidelberg Vorschlag: Bachelor zulassungsfrei! Und Master Diskussionsbedarf;
- Saarland: Kritik an Zwischenprüfung nach zwei Semestern in München;
- München: Aussieben von schlechten Studierenden gerechtfertigt, weil die nicht geeignet sind und Prüfung darf auch härter sein.
Meinungsbild Bachelor
Bachelor mit Zulassung gewünscht?
3 Stimmen dafür, Rest dagegen
Stellungnahme für mehr Transparenz und gegen Willkür erarbeiten? Antrag: Grobe Überlegungen jetzt und grobe Formulierung für Folge-AK festhalten.
Meinungsbild Master
Master mit Zulassung gewünscht?
2 Stimmen dafür, Rest dagegen
Positionspapier
Folgendes Positionspapier wird erarbeitet (keine längere Diskussion nötig): Media: Positionspapier_AK_NCs.odt
Aber: Frage der Orientierungslosigkeit ausländischer Master-Studis noch ungeklärt. Deshalb erstmal Ergebnisse nur als Positionspapier festhalten. Diese Frage soll in Nachfolge-AK bearbeitet werden und dann eine Resolution entstehen. Positionspapier wird im Abschlussplenum mit großer Mehrheit beschlossen.
Zusammenfassung
Es wurde der Zwischenstand der Situation des NCs der einzelnen Unis erhoben und über den Sinn eines NCs beim Bachelor sowie beim Master Studiengang diskutiert. Folgendes Positionspapier, welches sich gegen einen NC ausspricht, ist dabei entstanden und soll in einem Folge-AK noch zu einer Resolution ausgearbeitet werden. Außerdem wurde die Problematik internationaler Studierenden im Master deutlich, welche mit falschen Voraussetzungen und/oder falschen Erwartungen kommen. Es soll ebenfalls in einem Folge-AK diskutiert werden, ob ein NC eine angemessene Lösung oder Aufklärung wichtiger ist.