Übungskonzepte Erlangen-Nürnberg

Aus ZaPFWiki

Doppelsteckung

An unserer Uni gibt es in der Physik seit einigen Jahren ein Modell für die Präsenzübungen, welches sich 'Doppelsteckung' nennt. Dabei wird jede Übung von zwei Übungsleitern betreut.

Motivation

Ein Ziel der Doppelsteckung ist, von einer Zentralübung auf Schulart mit einem Übungsleiter, der an der Tafel vor den Üblingen vorrechnet, wegzukommen. Ein anderes Ziel ist, die Gruppengrößen auf deutlich unter 20 zu drücken und die Gelegenheit zu geben, die Üblinge rein in Gruppenarbeit arbeiten zu lassen, mit ein wenig Hilfestellung der Übungsleiter. Da diese zu zwei sind, funktioniert das auch recht gut.

Die Erfahrungen zeigen ganz klar, dass die Idee ziemlich gut aufgeht. Zum einen herrscht eine ganz andere Atmosphäre in den Seminarräumen: kreative Diskussionen in Kleingruppen scheinen deutlich mehr Lernerfolg zu haben, als sich in Sitzreihen zu drücken, wo einzelne (leistunsschwächere) Studierende rasch untertauchen und damit nicht gefördert werden können und letztlich unter den Tisch fallen. Zum anderen liegt der Schwerpunkt nicht darin, (alle) Aufgaben zu lösen und am Ende viele Lösungen zu haben, sondern es geht um die Konzepte, die hinter dem Aufgabenlösen stehen. Diese zu verstehen und aufzunehmen soll in den Übungen vermittelt und anhand einiger Aufgaben ausprobiert werden. Zusätzlich gibt es Vorbereitungsaufgaben, die zu Hause bearbeitet werden können (keine Pflicht).

Übungsleiter

Durch die Verkleinerung der Gruppengrößen und Doppelbesetzung der Übungen werden natürlich viel mehr Leute benötigt. Dies ist aber nicht der elementare Grund, weswegen zu einem guten Teil auch (noch) Studierende für Übungsleiterposten gewählt werden. Natürlich sind auch viele Doktoranden dabei, die die benötigten Lehreinheiten ihres Lehrstuhls mit Übungsleiterposten abbauen. Das Argument, Studierende wären nicht so weit vom Stoff entfernt, ist natürlich nicht falsch. Insbesondere in den Anfängervorlesungen werden viele Studierende eingesetzt. Der Stoff ist dort nicht fortgeschritten genug, als dass man trotz gewissenhafter Vorbereitung als höheres Semester aussteigen müsste. Später wird es dann zunehmend schwierig, ausreichend bewanderte Studierende zu finden, um fortgeschrittenere Vorlesungen zu betreuen.

Üblicherweise werden Studierende ab dem 5. Semester als Übungsleiter für Doppelsteckungen angenommen. In diesem Jahr (2011) sind aufgrund des doppelten Jahrgangs in Bayern (Umstellung auf das achtstufige Gymnasium + Aussetzung der Wehrpflicht in Deutschland) auch Studierende ab dem dritten Semester mit am Start. Von der Mathe ist bekannt, dass dort standardmäßig auch Zweitsemester Mathematik die Mathe-Übungen für die Exportvorlesungen (Ingeneurwesen, Wirtschaft usw) halten und ab dem dritten Semester die Erstsemestervorlesungen betreuen.

Wie werden die (Nicht-Dokoranden-) Übungsleiter 'rekrutiert'? Nun, das System funktioniert mit HiWi-Jobs. Die Übungsleiter werden zu einem Stundensatz von 6,80€ (in Bayern; Bachelor-Tarif) als Hilfswissenschaftler angestellt. Üblicherweise werden zwischen 10 und 13 Stunden bezahlt, was letztlich doch einen etwas höheren 'echten' Stundensatz ergibt. Mit Ausnahme von einigen sehr starken Vorlesungen hört man jedoch selten von ernsthaften Schwierigkeiten, ausreichend Übungsleiter für die Übungen zu finden. Die Situation in Erlangen ist so, dass man gänzlich ohne Job leicht in kleinere finanzielle Bedrängnis kommen kann und der Bedarf an HiWi-Jobs meist ausreichend hoch ist. Ein anderer Punkt ist, dass es sehr nützlich ist, einen Übungsleiterposten anzunehmen, um die eigenen didaktischen Fähigkeiten zu trainieren. Um dies weiter zu unterstützen, bietet die Physik vor jedem Semester ein mehrtägiges (2-3) Seminar an, um den Übungsleiter Methoden für den Übungsbetrieb näher zu bringen.

Sonstiges

Wie läuft die Korrektur? Es gibt die genannten Vorbereitungsaufgaben, welche daheim bearbeitet, in der Vorlesung abgegeben und von Übungsleitern korrigiert werden. Dies dient dann auch als Feedback, wie viel die Üblinge können und wo es Probleme gibt. In der Übung kann dann auch alternativ zu den Präsenzaufgaben, noch mal auf die Vorbereitungen eingegangen werden - da sind die Betreuer frei.

Gruppengröße: In der Physik wird darauf geachtet, nicht mehr als 14 Leute in einer Übung zu haben. Mit Verlauf des Semesters pendelt sich normalerweise ein Wert von etwa 12 Leute ein. Da kann man super mit arbeiten!

Evaluation: Die Übungsleiter selber werden nicht namentlich evaluiert. Jeder Professor aber schon. Im Rahmen dieser Evaluation gibt es dann auch vielerlei Möglichkeiten, die Übungen zu bewerten und auch ausführliche Kritiken zu schreiben. Diese Evaluation ist natürlich anonym. Es bietet sich zudem an, in der Übung 2 bis 3 mal im Semester Feedback anzufordern.