SoSe17 AK Rote Faeden der Studienreform

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Vorstellung des AKs

Verantwortliche/r: Stefan (Köln)

Arbeitskreis: Rote Fäden der Studienreform

Protokoll vom 26.5.2017
Beginn: 17:30
Ende: 19:30 Uhr
Redeleitung: Stefan, Uni Köln"
Protokoll: Judith, Uni Köln"

Anwesende Fachschaften

  • [x] RWTH Aachen
  • [ ] Universität Augsburg
  • [ ] Universität Bayreuth
  • [ ] Universität Bern
  • [x] Freie Universität Berlin
  • [ ] Humboldt-Universität zu Berlin
  • [x] Technische Universität Berlin
  • [ ] Universität Bielefeld
  • [x] Ruhr-Universität Bochum
  • [ ] Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • [ ] Technische Universität Braunschweig
  • [ ] Universität Bremen
  • [ ] Chemnitz
  • [ ] Technische Universität Clausthal
  • [ ] Technische Universität Darmstadt
  • [ ] Technische Universität Dortmund
  • [ ] Technische Universität Dresden
  • [ ] Heinrich Heine Universität Düsseldorf
  • [ ] Universität Duisburg-Essen; Standort Duisburg
  • [ ] Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • [x] Universität Duisburg-Essen; Standort Essen
  • [x] Technik Essen
  • [ ] Goethe-Universität Frankfurt a. Main
  • [ ] Technische Universität Bergakademie Freiberg
  • [x] Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • [ ] Justus-Liebig-Universität Gießen
  • [ ] Georg-August-Universität Göttingen
  • [ ] Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald
  • [ ] Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • [x] Universität Heidelberg
  • [ ] Technische Universität Ilmenau
  • [ ] JDPG; Junge Deutsche physikalische Gesellschaft
  • [x] Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • [x] Universität zu Köln
  • [ ] Technische Universität Kaiserslautern
  • [ ] Universität Kassel
  • [ ] Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  • [ ] Karlsruher Institut für Technologie
  • [x] Universität Konstanz
  • [ ] Fachhochschule Lübeck
  • [x] Ludwig-Maximilians-Universität München
  • [ ] Technische Universität München
  • [ ] Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • [ ] Philipps-Universität Marburg
  • [x] Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • [ ] Universität Potsdam
  • [ ] Universität Regensburg
  • [ ] Universität Rostock
  • [x] Universität des Saarlandes
  • [x] Universität Siegen
  • [ ] Eberhard Karls Universität Tübingen
  • [x] Julius-Maximilians-Universität Würzburg
  • [ ] Technische Universität Wien
  • [ ] Universität Wien
  • [ ] Fachhochschule Wildau
  • [ ] Bergische Universität Wuppertal
  • [ ] Universität Zürich

Wichtige Informationen zum AK

Einleitung/Ziel des AK

Im Rahmen der Bachelor-Master-Umstellung vor gut 10 Jahren haben sehr viele und weitreichende Änderungen an unseren Studiengängen auf einmal stattgefunden. Spätestens seit den Bildungsstreiks 2009 ist klar, dass die Ergebnisse nicht gerade ideal waren. Seitdem hat es an fast allen Unis zahlreiche größere oder kleinere Veränderungen an den Studiengängen gegeben. Wir meinen es ist Zeit, die mal Revue passieren zu lassen und ein bisschen prinzipieller zu reflektieren, zumal viele Überarbeitungen ohne philosophisch-theoretische Background-Diskussionen an Hand konkreter Ärgernisse und Schwierigkeiten des Alltages teils von der Hand in den Mund entwickelt wurden.

Idee dieses Workshops ist es, dass einzelne Fachschaften in kurzen Inputs versuchen, rote Fäden / die Kernüberlegung hinter der bisherigen aber auch angedachten Weiterentwicklung ihrer Studiengänge (ideologiekritisch) vor- und zur Diskussion zu stellen. Wenn Ihr dazu mit einem Input beitragen wollt, tragt Euch bitte in die Liste der roten Fäden ein. Wenn dabei zu viele "Fäden" heraus kommen sollten, werden wir zu Beginn kurz klären, welche Priorität haben und welche wir in einen Bier-AK und / oder Nachfolge-AK verschieben.

Rote Fäden

  • Integration der Mathematik ins Studium (Köln)

Die Integration der Mathematik ins Studium liegt meist irgendwo zwischen eigenständigen Mathe-Halb-Bachelor und in Physik-Veranstaltungen integrierte Exkurse. Doch warum ist sie allzu oft so unerfreulich? Die Grundthese bei der Reakkreditierung in Köln war, dass das entfremdete Lernen von Hilfswissenschaften, Methoden usw. auf Vorrat der eigentliche Kern des Problems ist. Wir werden diese These kurz erläutern, vorstellen, wie dieses Problem bei uns beantwortet wurde und was eine radikale Lösung gewesen wäre, die man sich bei uns (noch) nicht getraut hat.

  • Lernen aus Widersprüchen (Köln)

Bei der Arbeit im Kölner Schülerlabor, wo Lehramtsstudis mit Schüler*innen an Themen wie Klima und Klimawandel arbeiten, wurde entwickelt, dass das systematische Arbeiten mit Widersprüchen (bezüglich der Interessen ebenso wie der fachlichen Vorstellungen) in mehrerlei Hinsicht sehr produktiv ist. Wir sind der Meinung, dass das prinzipiell auch fürs Studium gelten müsste und wollen einige Überlegungen zur Debatte stellen, was dies einerseits für die Übungen bedeuten könnte, und wie sich gemäß dieser Logik das Anfängerpraktikum ohne großen Aufwand deutlich sinnvoller gestalten lassen müssten. Brainwork in progress.

  • Lernen wie eine Geisteswissenschaftler*in? Spiralcurricula im Physik-Studium (Köln)

Unserer Beobachtung nach stimmen die Vorstellungen, wie naturwissenschaftliches Lernen funktioniere (streng systematisch aufeinander aufbauend) eher so halb. Die These ist: Wo es klappt ist immer auch ganz schön viel Hermeneutik - eine typisch geisteswissenschaftliche Methode - im Spiel. Stimmt diese These, wäre eine Konsequenz, Studiengänge gemäß eines Spiralcurriculums aufzubauen. Das wollen wir beispielhaft an den Kölner Ba-Studiengängen zeigen.

  • Gottgegebene Motivation versus Zuckerbrot und Peitsche? Oder gibt es auch was Erfreulicheres? (Köln)

Standardargumentation in Gremien ist: Die einen sind halt intrinsisch motiviert und für die anderen braucht man Zuckerbrot&Peitsche, damit sie nicht untergehen. Wir wollen dies an Hand zweier kurzer Textausschnitte zur Diskussion stellen: Einer Stellungnahme der Kölner Fachschaft gegen Klausurzulassungen, die klassisch neuhumanistisch argumentiert, dass diese Rechnung außer acht lässt, dass Zuckerbrot&Peitsche für die Unmotrivierten oft die Motivation der ursprünglich Motivierten zerstört und zudem eine Anmaßung ist. Der zweite Textausschnitt (Abschnitt "Sachentbundenheit und Normierung") stammt aus der Kritischen Psychologie und geht nochmal deutlich darüber hinaus, indem er begründet, warum das Konzept von intrinsischer und extrinsischer Motivation als Ganzes verfehlt ist und worauf es stattdessen ankommt.

  • Starres Curriculum vs. Ausrichtung auf verschiedene Typen von Studis (LMU München bzw. Alumni (Margret))

In vielen Physikstudiengängen gibt es ein relativ festes Curriculum von mindestens 20 ECTS im Semester, die gerade in den ersten Semestern auch sinnvollerweise genau in der vorgegebenen Reihenfolge absolviert werden sollen. Ebenso sind 'Pflichtbestandteile' wie die regelmäßige Abgabe von Übungsaufgaben üblich. So ein Aufbau richtet sich an einen Typ Student*in: Vollzeitstudent*in, der oder die direkt nach dem Abi studiert und die gesamte Zeit fürs Studium aufbringt. Nun haben aber die vergangenen Jahre (vielleicht zunehmend?) gezeigt, dass es noch andere Typen von Studis gibt: Viele arbeiten neben dem Studium, habem vorher eine Ausbildung gemacht (und entsprechend liegt die Schulmathematik schon etwas zurück), wollen im Fernstudium studieren etc. Um dem gerecht zu werden, diskutieren viele Unis zum Beispiel die Einführung vom Teilzeitstudium. Was dabei gerade in Physikstudiengängen auffällt, ist, dass das Studium an vielen Unis völlig auf den oben genannten 'Standard-Studi' ausgerichtet ist und sich gar nicht so einfach flexibler gestalten lässt. Es entsteht der Eindruck, dass sich das vollgepackte 'Grundcurriculum' mit seinen aufeinander aufbauenden Modulen gar nicht dafür eignet. Oder doch? Siehe auch Visualisierung der inhaltlichen Abhängigkeiten zwischen Modulen am Beispiel des Ba of science in Köln

Protokoll

Es wurden folgende große Themen zur Diskussion und Abstimmung gestellt (Im Wiki unter EInleitung näher erläutert):

  • Integration der Mathematik ins Studium
  • Lernen aus Widersprüchen
  • Lernen wie eine Geisteswissenschaftler*in? Spiralcurricula im Physik-Studium
  • Gottgegebene Motivation versus Zuckerbrot und Peitsche? Oder gibt es auch was Erfreulicheres?
  • Starres Curriculum vs. Ausrichtung auf verschiedene Typen von Studis

Nach Vorstellung und Abstimmung wurden zwei dieser Themen ausführlich diskutiert.

Starres Curriculum vs. Ausrichtung auf verschiedene Typen von Studis

Input (LMU München)

Das Physikstudium in Teilzeit ist eigentlich vernünftig nicht wirklich möglich. Wieso muss dieses so starr und verschult sein? Alles ist auf einen Typus StudierendeR ausgerichtet: Vollzeit, nach der Schule und ohne Job, Kind oder anderes. Wie kann also ein Curriculum so gestaltet werden, dass es mehr Menschen/Typen zugänglich ist? Gibt es den Musterstudenten, auf den das Studium ausgerichtet ist, überhaupt? Darf es so ausgerichtet sein, dass es systematisch Menschen ausschließt? Aufeinander aufbauende Module (z.B. Mathe Grundlage) verhindern einen sinnvollen Studienverlauf in Teilzeit. Zudem schränken die wöchentlichen und regelmäßigen Abgaben und die Auslegung von Veranstaltungen auf Präsenz ein. Es gibt keine Möglichkeit abends oder am Wochende zu studieren.
Neben den Veranstaltungen selbst spielt die Struktur der Prüfungen auch eine Rolle. Umfragen unter Studis ergaben, dass 75% der Befragten einzelne Prüfungen gegenüber veranstaltungsübergreifenden bevorzugen, u.a. auch weil sie flexibler einteilbar sind. (Deckt sich mit Erfahrungen auf Frankfurt, wo dies auf Druck von Studis und Profs gemeinsam geändert wurde). Allerdings gibt es auch Argumente, die für veranstaltungsübergreifende Prüfungen sprechen und es hängt auch von der Form der Prüfungen ab.
1) Wie viele Auflagen im Studienplan muss es geben? Am besten sind so wenig Verpflichtungen wie möglich, um Flexibiltät so weit wie möglich zu bewahren.
2) Man muss weg kommen vom starren Aufbau und Modellen, die nicht nur die zu studierenden Vwranstaltungen vorschreiben (was auch schon fraglich ist), sondern auch noch deren Reihenfolge, und mehr Wahlmöglichkeiten lassen um flexiblen Konzepten Raum zu lassen (So wird es für alternative Studienkonzepte einfacher).

Diskussion

Diskussionsstrang “Wann sind die Veranstaltungen?”
  • Köln: Ein Problem ist, dass es für einige Veranstaltungen keinen Ausweichtermin gibt, in Köln besonders im Praktikum, das jedes Semester am gleichen Wochentag angeboten wird.
  • Siegen: Das Problem liegt in Siegen eher bei aufeinanderbauenden Modulen und nur jährlichem Angebot. Dadurch verzögert sich das Studium vieler Studis lange.
Diskussionsstrang “Darstellung der Studiengänge”

Beiträge hauptsächlich aus Köln:

  • Oft gibt es faktisch mehr sinnvolle Studienverläufe als suggeriert. Studienpläne sind absolut kontraproduktiv, denn
  • Sie führen zu Panik und Hinterherrennen, wenn Leute “raus” sind, anstatt Orientierung zu ermöglichen.
  • Sie führen nicht zum Nachdenken, was sinnvoll ist.
  • Eine Lösung der Kölner Mathematik für dieses Problem besteht darin nicht den Studienverlaufsplan zu präsentieren, sondern mehrere verschiedene, die sich widersprechen aber gleichberechtigt sind.
  • Die Kölner Physik-Fachschaft präsentiert stattdessen einen Plan der inhaltlichen Abhängigkeiten, an Hand dessen sich die Studierende selbst einen sinnvollen Studienverlaufsplan erstellen können: http://fs-physik.uni-koeln.de/wordpress/wp-content/uploads/2015/07/Bacheloruebersicht_v5.png. [Ergänzung im Nachhinein: Ähnliche Ideen werden derzeit in der Naturwissenschaftsdidaktik unter dem Stichwort “learning progressions” diskutiert und erforscht.]
Diskussionsstrang “Schwierigkeiten bei der Orientierung am ‘Regelstudi’”
  • Köln: Wenn es vorgeschriebene (oder gefühlt vorgeschriebene) feste Studienverläufe gibt, werden studentische Arbeitsgruppen auseinander gerissen, nur weil manche eine Klausur bestehen und andere nicht.
  • Siegen: Eine Schwierigkeit ist auch, dass viele Veranstaltungen nur einmal im Jahr und nicht in jedem Semester angeboten werden.
  • Köln: Lücken, die durch seltenes Anbieten von Modulen enstehen, können durch Studium Integrale gefüllt werden.
  • LMU: Den Profs fehlt das Bewusstsein für alternative Studierende, mit anderem Konzept. Daher rührt auch die Idee nach einem rotem Faden: Richten wir uns nach dem “Regelstudi” oder bleiben wir offen für möglichst viele?
  • Saarbrücken: Was macht eigentlich den “Idealstudi” aus? Er kommt generell im Aufbau klar, dennoch gibt es Unterschiede mit unterschiedlichen Zugängen zu Theorie und Experimentalphysik. Macht dann Verknüpfung von beidem Sinn? Es ist schwierig bis unmöglich DEN “Idealstudi” zu konstruieren.
  • Köln: Es gibt viele verschieden Arten zu studieren und somit ist der “Regelstudi” eigentlich selten.
  • Jena: Hier gibt es den Versuch Fakultäten aufzudrücken, im Master eine feste Reihenfolge zu veröffentlichen wurde gestartet. Aber dies ist eher im Sinne der Transperanz statt einer Umstrukturierung
  • LMU München: “Wer kann Physik hier studieren?” wird wenig gefragt, sondern viel mehr “Wie bau ich das Studium für Vollzeit Studi aus?”
  • LMU: Abseits vom Studienplan sind auch die Profs problematisch. Sie halten sich nicht an die verabredeten Inhalte der einzelnen Module, sondern stimmen diese flexibel auch den “Standardstudi” des jeweiligen Jahrganges ab, was zu Schwierigkeiten führt, wenn Studierende aus dem Standardstudienverlauf ihres Jahrganges ausscheren.
  • Saarbrücken: Dieses Problem gibt es an der Uni des Saarlandes nicht: Das Pflichtprogramm pro Modul steht an der Uni des Saarlandes fest und zwischen aufeinander aufbauenden Veranstaltungen wechseln die Profs, sodass sie nicht ohne umfangreichere Absprachen Inhalte von einer in die nächste Vorlesung schieben können.
Diskussionsstrag “Integriertes versus flexibles Studium”
  • LMU: Das Grundkonzept sind dort integrierte Kurse mit Theorie und Experimental Profs und entsprechenden Übungen. Dies ist ein extrem großes Modul (ca. 12 CPs) und macht es für Teilzeitstudierende schwierig. Allerdings bietet dies gute Verknüpfung der beiden Bereiche.
  • Oldenburg: Oldenburg findet es positiv, wenn das Studium aufeinander aufbaut. So wird mehr Stoff vermittelt.
  • Köln: Spiralcurricula können eine sinnvolle Antwort auf dieses Problem sein; sie können helfen, die Abhängigkeiten zwischen Veranstaltungen zu reduzieren, ohne alles zusammenhanglos zu machen: Sie ermöglichen verschiedene Stränge von Veranstaltungen, die die Themen der Physik jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick nehmen. (Z.B. Experimentalphysik I bis X, Theoretische Physik I bis Y, Praktikum I - Z) Innerhalb der Stränge gibt es zwar inhaltliche Abhängigkeiten, aber zwischen den Strängen lassen sich die Abhängigkeiten minimieren, weil es nicht unbedingt relevant ist, aus welcher Perspektive ein Thema zuerst betrachtet wird.
  • Saarbrücken: Wie stark ist Spiralcurriculum schon in Fachbereichen ausgeprägt? Denn der Experimentalteil vor der Theorie zu hören sei durchaus extrem sinnvoll.
  • Köln: Stimmt teilweise zu: Die Theorie zuerst ist anspruchsvoller aber nicht unmöglich. Es gibt recht viele unabhängige Stränge, auch wenn einige Module aufeinander aufbauen. Eine komplette Unabhängigkeit herzustellen ist extrem schwierig, aber die Abhängigkeiten zu reduzieren, könnte ein Ziel bei der Weiterentwicklung der Studiengänge sein. In Köln wird derzeit etwa der folgende Vorschlag für die Theorie diskutiert: Einen historisch-genetischer Zugang in der Theorie (wie bei Lehramt) als zusätzlichen Zugang zu modern-abstrakten Zugang anbieten um Spirale zu erweitern. Momentaner Stand ist, dass viel hin und her gewechselt wird.
Weitere Diskussionspunkte
  • Saarbrücken: Die Zulassungsbeschränkungen sind vom Prof abhängig und in Mathe muss es immer neu gemacht werden. (Einspruch Köln: Rechtswidrig nach EU Recht). Man hätte persönliche Wahlmöglichkeiten und Orientierungsphase gut gefunden, so merkt man vor der Bachelorarbeit, was man eigentlich will. Es gibt nun ein neues Konzept durch den MINT Studiengang, der dies gut umsetzt.
  • Köln: Wahlmöglichkeiten führen zu mehr Reflexion. Durch Studienplan fällt diese Reflexion weg auch wenn das Ergebniss eventuell das gleiche ist. Miniforschungsprojekte zeigen Forschung insbesondere für Bachelorarbeitsuchende und können gegebenenfalls auch Klausuren oder andere Prüfungsleistungen ersetzen.

Gottgegebene Motivation versus Zuckerbrot und Peitsche?

Input (Köln)

Durch die Debatte über Zulassungen kam die Frage auf, inwiefern es sinnvoll ist, Studis zum Glück zu zwingen, damit sie nicht durchfallen und ihr Studium nicht abbrechen. Die Stellungnahme von der Fachschaft Physik aus Köln kritisiert, dass extrinsische Motivationsversuche intrinsische Motivation und die Voraussetzungen für offenen Dialog untergraben. Aus der Kritischen Psychologie gibt es dagegen eine grundsätzliche Kritik an der klassischen Gegenüberstellung von intrinsischer und extrinsischer Motivation.

Einschub: Erfahrungen zum Thema Klausurzulassungen
  • Bochum: Die Klausurzulassung ist nur für mündliche Prüfungen und manche Scheine können nur durch Hausaufgaben erworben werden.
  • Würzburg: Es gibt ein Ankreuzsystem und du kreuzt an was du kannst und bei Fehler oder Stocken wird gemeinsam weiter entwickelt. Jetzt ist die Zulassung verboten und wurde ersetzt durch Bonuspunkte.
  • Saarbrücken: In der Theorie gibt es einen klassischen Übungsbetrieb, in der Experimentalphysik eher ein Ankreuzsystem (teilweise mit Bonus).
  • Köln: Es gibt im Wiki eine Sammlung der Übungskonzepte mit ausführlicher Tabelle, wo jeder seine Konzepte eintragen kann.

    Input Text Stellungnahme gegen extrinsische Motivation

    Die Stellungnahme der Fachschaft Physik Uni Köln zur Zulassungsdebatte wird vorgestellt.

Diskussion der Stellungnahme
  • Saarbrücken: Ein Aufzwingen ist an sich nicht verkehrt, aber die Umsetzung viel zu strikt. Zum Beispiel könnte man sagen, dass ab 50% Bonusunkte einsetzen.
  • Zurück zur Stellungnahme; deren Argumentation ist: Es sollte eigenen Interessen ohne Zwang nachgegangen werden und man sollte zurück zur intrinsischen Motivation gehen. Also müssen Räume geschaffen werden, wo diese zur Geltung kommt, statt sie einzuengen und zu zerstören.
  • LMU: Sie würde gerne auf Montessori-Art studieren, also frei bestimmen über die Lerninhalte und das Tempo, sowie über die Art des Lernens (Audio, visuell, etc).
  • Köln: Eine kleine Ergänzung zu Montessori: Die Idee ist: Kinder spielen nicht, sie arbeiten an ihrer Entwicklung. Dabei stehen zu bestimmten Zeitpunkten bestimmte ENtwicklungsarbeiten an, ohne die es nicht weiter gehen kann. Versucht man stattdessen andere Schritte zu erzwingen, können Dinge hundert mal wiederholt werden, aber stoßen auf Blockaden und nicht auf fruchtbaren Boden. (Eine Strömung der Sonderpädagogik versucht gemäß dieser Logik, Schritte, an denen es hakt, weil sie in der Kindheit übergangen wurden, heraus zu finden und anzustoßen.).
  • LMU: Die Arbeit durch Kontrolle ist schon aus der Schule bekannt und eingeprägt. So ist beim Anfang vom Studium eine Umerziehung zum freien Denken und Lernen notwendig.
  • Aachen: Das Problem mit dem Paper ist, dass es schlechte Übungsgruppen thematisiert aber nicht die Zulassung an sich und das Weglassen dieser führt nicht zum Ziel.
  • Köln: Das stimmt so nicht: Einerseits: Restriktionen sind oft eine (schlechte und hilflose) Anwtwort auf Übungen, die nicht so gut sind, dass die Leute von sich aus mitarbeiten. Andererseits: Das Weglassen der Zulassung führt nicht automatisch zu guten Übungen, aber es ist notwendig, um in die richtige Richtung weiter zu gehen. Z.B. behindern Regeleungen, die Abschreiben fördern, dass in den Übungen offen gesprochen wird, weil die Leute Angst haben, aufzufliegen.
  • HUB: Als Übungsleiter ist mir egal, wer abschreibt und die Menschen, die abschreiben, sind mir auch einfach egal. (Gegensatz zu Kölner Erfahrung und Einstellung)
  • LMU: Die HRK sagt ungefähr: “Lehrende sollten Vertrauen in die Motivation der Lernenden haben”.
  • Siegen: Zu HUB: Alle greifen auf kursierende Musterlösung zurück. Wer wirklich motiviert und strukturiert ist, kann sich gut selber helfen. Aber für anderen ist lange Betreuung hilfreich, da Menschen durch die Schule verkorkst sind und nicht immer aufgefangen werden.
Input Text “Begabung, Eignung, Leistung”

Gemeinsames Lesen des Abschnittes “Sachentbundenheit und Normierung” aus dem Text “Begabung, Eignung, Leistung”. Der Text stammt aus dem Bereich Kritische Psychologie. Die Kritische Theorie baut auf die Arbeiten von Marx und Freud auf. Sie ist maßgeblich aus der Frage entstanden, wie es zum Faschismus kommen konnte.

Insgesamtes Meinungsbild ist, dass der Text zu schwer verständlich ist in der kurzen Zeit. Dennoch wird ein grobes Verständnis der Textpassage erarbeitet:
Begriffsklärung:

  • Intrinsische Motivation bezieht sich auf Tätigkeit selbst in dem Moment selbst und aus Spaß und Freude an der Sache selbst.
  • Extrinsische Motivation: Welche Belohnung habe ich als Resultat der Tatigkeit, so geht es nicht um den Inhalt des Lernens und Belohnung abgekoppelt vom Lernen an sich.

Kritik von Markard

  • Ein Problem ist “die Begrenzung dieser Konzeotion, in der nämlich die Frage nach der Sache, um die es geht, reduziert ist auf Aspekte der Tätigkeit selber: So ist es eben für manche Leute interessant, aus kleinen Plastikteilen Flugzeuge zusammenzusetzen. Der Geltungsbereich intrinsischer Motivation beschränkt sich auf quasi selbstbefriedigende Aktivitäten. Was das weit verbreitete Konzeot der intrinsischen Motivation nicht abbilden kann, ist eine Anstrengung nicht nur um ihrer selbst willen, sondern mit dem Ziel, eine Sache zu kapieren und dies auf die damit verbundenen Möglichkeiten der Erweiterung von Verfügung und Lebensqualität zu beziehen.”
  • Problem bezogen aufs Studium: Lerninhalte sind nicht gekoppelt zu Dingen, die einen im Alltag beschäftigen und führt so zu Entfemdung. Es ist nicht klar, was das tägliche Lernen (jenseits extrinsischer Motivation wie Noten etc.) mit der “Möglichkeit der Erweiterung von Verfügung und Lebensqualität” zu tun hat.
Diskussion des Inputs “Begabung, Eignung, Leistung”
  • Jena: Intrinsische Motivation wird grundsätzlich für erstrebenswert gehalten.
  • LMU: Ein Beispiel von einem guten Prof an der eigenen Uni: Er nimmt immer Bezug auf seine Motivation zu dem Thema, welches im Anschluss behandelt wird, sodass Zusammenhänge und der Sinn klar sind. Nach langer Zeit der Auseinandersetzung wird jedes Thema interessant und durch Verständnis kommt Spaß von alleine.
  • LMU: Eine mögliche Lösung für den Konflikt wäre ein kompetenzorientiertes Lernen, denn diese bezieht die Motivation mit ein. (Anmerkung Köln: Kompetenzorientierung ist sehr widersprüchlich und wird teilweise auch genutzt, um die Inhalte für egal zu erklären. Dann wäre das kontraproduktiv.)
  • Köln: Meist gibt es einen Bezug der Lerninhalte zur “Möglichkeit der Erweiterung von Verfügung und Lebensqualität” oder hat ihn zumindest historisch gegeben. (dies kann auch ein nicht so toller sein, z.B. Opportunismus, Kriegsvorbereitung etc.) Oft wäre schon sehr damit geholfen, wenn der offen gelegt statt wie üblich versteckt würde, sodas sich alle darauf beziehen können - im Positiven (“So habe ich das noch gar nicht gesehen, das ist ja wirklcih interessant.”) wie im Negativen (“Mag sein, dass das vor 50 Jahren mal spannend war, aber heute verschwende ich nicht meine Zeit damit, sondern kann es guten Gewissens bleiben lassen und stattdessen XY tun.”). Die Motivation könnte u.a. gefördert werden durch Erklärungen und Offenlegung der Ideen, welche Gedanken die Menschen hatten, die eben diese Konzepte entwickelt haben und auch der historischer Kontext trägt dazu bei.
  • Würzburg: Viele Studis wollen das gar nicht. Sie wollen einfach nur sachlich den Stoff und die Inhalten vermittelt bekommen. (Einwand: Text sagt alle seien Verdorben durch extrinsische Motivation)
  • Saarbrücken: Der historische Kontext kann auch demotivierend sein, wenn man sich vergleicht mit diesen Leuten. Es kann nicht auf jeden Rücksicht genommen werden. Das Konzept kann auf einige passen, andere fallen wieder raus.
  • Siegen: Die Motivationen sind total unterschiedlich und nicht Aufgabe der Profs herauszufinden, welche Motivation auf wen passt. Es liegt in der eigenen Verantwortung sich seine passenden Motivation zu suchen und sollte nicht zetralisiert werden.
  • LMU: Die Anwendungsmotivation steht im Gegensatz zur historische Motivation. Die LMU schließt an Siegen an. Wenn Lernen an sich nicht Spaß macht, muss man selbst Bezug herstellen und sich ein Problem stellen, welches Spaß bereitet.
  • Köln: In Köln wird in manchen Veranstaltungen erfolgreich Learning by Teaching angewandt: Lehrämtler bringen Schülern oder Nebenfächlern etwas bei und dadurch steigert sich die Motivation der Studis enorm! Einfach durch sozialen Kontakt und Verantwortung.
  • Saarbrücken: Mehrere Faktoren spielen eine Rolle, auch viel das persönliche Umfeld und die Umstände. Es gibt nicht nur die zwei Kategorien extrinsisch und intrinsisch, sondern viel mehr Faktoren, die nicht schwarz/weiß sind. Auch extrinsisch an sich ist komplexer als vorhanden und nicht vohanden. Es gibt extrem viele Abstufungen.
  • Siegen: Alleine die Motivation des Profs ist schon unglaublich entscheidend.
  • Köln: Das mag ja einerseits stimmen, andererseits heißt das ja nicht, dass man diese Fragen ins Private verschieben muss. Es ist ja auch sehr schade, dass man von den Ideen und Interessen der anderen so wenig erfährt. Viele vergessen auch nach einigen Semestern ihre Motivation, da sie nicht aufgegriffen wird, bzw. frühestens in der Promotion und das ist dann eher zu spät. Auf FS-Fahrten spielen wir manchmal ein Spiel, bei dem jedeR aufschreiben muss, warum er/sie mit dem Physikstudium angefangen hat, und dann müssen die anderen das zuordnen. Da kommt man eigentlich immer zu ganz erstaunlichen und spannenden Diskussionen.

Zusammenfassung

Starres Curriculum vs. Ausrichtung auf verschiedene Typen von Studis

Es gibt große Einigkeit darüber, dass das Studium so gestaltet werden sollte, dass es für alle zugänglich ist. Zudem führt mehr Flexibilität und Wahlmöglichkeiten zu mehr Reflexion im Studium. So könnten Ansätze wie ein Spiralcurriculum dazu genutzt werden, verschieden Zugänge zu Themen zu verschaffen.

Gottgegebene Motivation versus Zuckerbrot und Peitsche?

Die Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation ist nicht so einfach. Es gibt viele äußere Faktoren, welche eine Rolle spielen. Bleibt man bei der Einteilung in intrinsisch und extrinsisch stehen, wird vieles Relevante nicht berücksichtigt.
Grundsätzlich ist es aber gut, Freiräume für die intrinsische Motivation zu lassen. Speziell auf einzelne Motivationen einzugehen ist aber eine große Herausforderung.

Postersession

Es gab keine Postersession.