ZiP Gleichstellung

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AK Gleichstellung

Protokoll vom 19.05.2012
Beginn: 10:45
Ende: 12:32
Redeleitung: Tobi (Uni Düsseldorf)
Protokoll: Anja (FU Berlin)
Anwesende:
FU Berlin, HU Berlin, Uni Bielefeld, Uni Bonn, TU Chemnitz, BTU Cottbus, TU Dresden, Uni Düsseldorf, Uni Frankfurt, Uni Hamburg, Uni Heidelberg, Uni Kiel, Uni Münster, Uni Wuppertal,

Einleitung/Ziel des AKs

Ziel des AK Gleichstellung auf dieser ZaPF ist zunächst Information über und Diskussion zum Thema Diversity Management.

Protokoll

Vortrag Die historische Entwicklung von Diversity Management

Tobi (Düsseldorf) hält in Form eines PowerPoint-Karaoke einen Vortrag von Dr. Günther Vedder[1], Leibniz Universität Hannover über Diversity Management und geht darin unter anderem auf die Studie Workforce 2000 ein. Die enthaltenen Informationen sind im Wesentlichen im Netz, beispielsweise auf wikipedia.org, verfügbar.
In dem Workshop, dem die Präsentation entstammt, wurde unter anderem die Gruppe der Teilnehmer nach verschiedenen Kriterien sortiert und räumlich getrennt, um jedem die jeweilige Zugehörigkeit zu Mehr- und Minderheiten zu verdeutlichen.

Diskussion

Aus der Frage, inwiefern Diversity Management für uns als Physikfachschaften von Relevanz ist und wie dieses aussehen soll, ergab sich untenstehender Diskussionsverlauf. Es gibt insbesondere folgende Berührungspunkte mit der Fachschaftsarbeit:

  • Motivation und Zusammenarbeit verschiedenster Physikercharaktere in der Fachschaft
  • Mentoring
  • Aufmerksamkeit bei Planung von Veranstaltungen (z.B. Verköstigung)
  • Chancen und Hürden für männliche und weibliche Studierende in der Physik

Chronologischer Verlauf der Diskussion:

  • Münster: Welche Probleme gibt es bei euch in diesem Bereich?
  • Hamburg: Brauchen wir Diversity Management? Es besteht möglicherweise die Gefahr der positiven Diskriminierung.
  • Bonn: Allein das Gespräch im AK sensibilisiert schon zum Thema und ist deshalb sinnvoll.
  • Düsseldorf: Sensibilisierung geschieht nicht von selbst, erst danach kann z.B. der Sinn der gezielten Anwerbung türkischsprachiger Polizisten verstanden werden.
  • Münster: Toleranz sollte für jeden Fachschaftler selbstverständlich sein. Die geringe Frauenquote in der Physik ist künstlich, daher soll eine Erhöhung angestrebt werden.
  • Dresden informiert: Es gibt extra Übungsgruppen für Frauen. Die Idee war, dass Frauen nicht im Konkurrenzkampf mit den männlichen Mitstudenten stehen. Von Seiten der Frauen war die Resonanz bisher positiv.
  • Sind gesonderte Übungsgruppen für Lehrämtler Diskriminierung?
    • Hamburg: möglicherweise positive Diskriminierung durch einfachere Veranstaltungen, allerdings dürfen die Studierenden zwischen Lehramts- und Bachelorübung wählen
    • Das Ziel des Studienganges - Bildung hinsichtlich Pädagogik und mindestens zwei Fächern - erfordert Anpassungen im Vergleich zum Physik-Bachelor.
  • Münster: Differenzierte Werbung für Fachschaftsveranstaltungen ist nicht sinnvoll oder praktikabel, vielmehr sollte die Physik als verbindendes Element betont werden.
  • Meinungen zu getrennten Übungsgruppen für Männer und Frauen:
    • Dresden: Viele Studentinnen stehen leider noch nicht über etwaigen Vergleichen mit Kommilitonen.
    • Bonn: Fachliche Zusammenarbeit zwischen Angehörigen unterschiedlichen Geschlechts ist förderlich und soll nicht verhindert werden.
    • Münster: Konkurrenzdenken wird nicht durch Trennung gelöst, vielmehr ist Förderung hilfreich und Orientierung an Vorbildern.
  • Hamburg: Prinzipiell sollten andere Rollen als die des Studierenden der Physik an der Universität für jeden selbst irrelevant sein.
  • HU Berlin (Karina): Es besteht der Eindruck dass Wahrnehmung von Versagen von Studentinnen im universitären Umfeld stärker ist. Frauen sollen nicht als Mittel dazu angesehen werden, ein besseres Arbeitsklima zu schaffen.
  • Düsseldorf: anderer Eindruck: Versagen und Erfolg beider Geschlechter wird gleich wahrgenommen.
  • Dresden: An Girls’- und Boys’-Days wird jeweils ein verzerrtes Bild der Realität vermittelt.
  • Münster: Ziel dieser Veranstaltungen ist Aufzeigen der Möglichkeiten, kein Abbild der Realität.
  • Dresden: Diversity Management wird in Dresden zum Beispiel durch gemeinsame Freizeitveranstaltungen von Physikern und Psychologen praktiziert.
  • Dresden: Es gibt sehr wohl Beispiele für Diskriminierung von Frauen, unter anderem wird Attraktivität als Grund für beruflichen Erfolg (Tittenbonus) unterstellt.
  • Dresden: Getrennte Übungsgruppen sind keine Lösung, liefern aber konkret positive Ergebnisse.
  • Münster: Sowohl Leistung als auch Versagen von Frauen wird nicht objektiv betrachtet. Quoten sollten kein Einstellungsgrund sein, aber sie bieten die Chance, Veränderung zementierter Verhältnisse zu beginnen.
  • HU Berlin (Jonas): Änderung der Arbeitsatmosphäre geschieht automatisch durch Verhaltensanpassung auf beiden Seiten.
  • Hamburg: Explizit hervorzuheben, dass das Physikstudium für Frauen machbar ist, verschärft das Rollenbild. Keine Frau muss sich nur aufgrund der Tatsache, dass sie eine Frau ist, für irgendetwas rechtfertigen.
  • HU Berlin (Karina): Mädchen sollen nicht den Eindruck bekommen, dass Geschlecht und Erfolg im Physikstudium korreliert sind, was suggeriert wird, indem man ihnen explizit weibliche Vorbilder zeigt. Erfolg durch gutes Aussehen (Tittenbonus) sollte sowieso keine Frage sein.
  • Frankfurt: Frauen als Physikerinnen sind nichts Besonderes, aber wir müssen trotzdem über Missstände (mangelnde Gleichstellung) reden.
  • Wuppertal: Getrennte Übungsgruppen verbessern nur oberflächlich etwas, letztendlich muss die Wurzel des Problems angegangen werden. Solange die Frauenquote so gering ist, beeinträchtigt die Frage nach dem Geschlecht die Anonymität von Evaluationsbögen.
  • Dresden: Frauenförderung kann auch nicht geschlechterspezifisch verwendet werden, z.B. bei gemeinsamer Anfahrt zur ZaPF, welche teilweise aus diesen Töpfen finanziert wird.
  • HU Berlin (Karina): Schüler sollen sich gar nicht erst der Unterschiede, welche nach klassischem Rollenbild gelten, bewusst werden.
  • Hamburg: Wichtig ist Chancengleichheit statt Gleichmacherei im Sinne von Diversity Management, Unterschiede können genutzt werden.
  • Münster: Es muss auf die momentane Lage hingewiesen und sensibilisiert werden, bis die Probleme gelöst sind. Selbst erlebte Diskriminierung spiegelt vielleicht nicht wider, wie gravierend die Schwierigkeiten tatsächlich sind. Momentan sollte gezielte Frauenförderung beibehalten werden, langfristig soll Chancengleichheit herrschen.
  • Bielefeld: die Gesellschaft evolviert aus der der Steinzeit, welche biologisch begründet ist. Physiker heute sind nicht schuld an der Benachteiligung der Frau in der Physik. Aktuelle Förderung, z.B. der Girls’Day, ist sinnvoll.
  • HU Berlin (Jonas): Im Sportunterricht können Unterschiede zwischen Angehörigen unterschiedlicher Geschlechter nicht vernachlässigt werden, sollen aber neutral betrachtet werden. Insgesamt sollen diese nicht ignoriert, aber einfach nicht bewertet werden.
  • Frankfurt: Die Menschheit hat den Anspruch, zivilisiert zu sein und darf sich deshalb nicht einfach als Ergebnis von Evolution betrachten.
  • Wuppertal: Ich wäre wahrscheinlich ein schlechter Jäger. Haltung von Menschen lässt sich nicht schnell verändern, das wird dauern und es soll die Selbstverständlichkeit von Gleichberechtigung vermittelt werden.
  • HU Berlin (Karina): Zu viel Aufregung/Gerede um das Thema ist nur schädlich, es muss schlicht gehandelt werden. Biologische Unterschiede sind da, aber für die Wissenschaft irrelevant.
  • Münster: Es gibt nie nur einen einzigen Grund für die herrschende Ungleichheit, insbesondere auch nicht Evolution oder körperliche Unterschiede. Die Beschäftigung mit Diversity Management ist durchaus sinnvoll. Diskriminierung ist sogar im Scherz schädlich.
  • Bonn: Evolution ist allerdings bei Betrachtung der Ursachen mangelnder Gleichstellung auch nicht vernachlässigbar und sollte nicht tabuisiert werden.

Aus Zeitgründen wurde die Diskussion an dieser Stelle ergebnislos abgebrochen.

Zusammenfassung

Inhalt des AK Gleichstellung waren die Grundzüge von Diversity Management als wirtschaftswissenschaftliche Herangehensweise an Fragen der Gleichstellung und eine dadurch angeregte offene Diskussion. Von keinem der Teilnehmer wurde bestritten, dass es auch in der Physik mangelnde Gleichstellung der Geschlechter gibt und Chancengleichheit angestrebt werden soll. Speziell anhand der Themen Girls’Day und getrennte Übungsgruppen wurde diskutiert, ob und inwiefern aktuell praktizierte oberflächliche Maß nahmen zur Erleichterung im Rahmen der herrschenden Diskriminierung langfristig förderlich und sinnvoll sein können. Im Wesentlichen wurde jeweils von Teilen des Arbeitskreises einerseits befürwortet, bei potentiell zukünftigen Physikerinnen zunächst ein Bewusstsein ihrer Benachteiligung und anschließ end gezielt Vorteile für sie zu schaffen und andererseits gefordert, an Physik interessierten Frauen und Mädchen keinen Grund zu der Annahme zu geben, ihr Vorhaben wäre aufgrund des Geschlechts anders zu bewerten und damit Selbstverständlichkeit zu schaffen.

  1. zu erreichen unter guenther.vedder@wa.uni-hannover.de, weiß aber noch nichts vom Arbeitskreis. Einladung auf die ZaPF vermutlich machbar.