WiSe11 AK Self Assessment

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Self Assessment-Tests, das heißt (üblicherweise online durchgeführte) Selbsteinstufungstests, gibt es bereits an einigen Universitäten. Sie sollen Studieninteressierten helfen, ihre Eignung für das Studium selbst einzuschätzen, so dass letztendlich die Abbrecherquoten sinken. Die Teilnahme am Test ist teils freiwillig, teils verpflichtend, aber das Testergebnis ist bisher an keinem Fachbereich ausschlaggebend für die Aufnahme ins Studium.

Das Zentrum für Evaluation und Medien (ZEM) in Bonn ist an der Einführung des Online-Self-Assessment (OSA) in Bonn beteiligt (hier weitere Informationen zur Arbeit des ZEM). Zwei Mitarbeiterinnen des ZEM informieren uns in einem Vortrag über OSA, danach ist Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch.


Protokoll

Protokoll vom 25.11.2011

Beginn: 14:23

Ende: 16:00

Redeleitung: Nils Krane (FU Berlin)

Protokoll: Fabian Mierbach (Bonn)

Anwesende: Uni Augsburg, FU Berlin, HU Berlin, Uni Bonn, Uni Bremen, TU Dresden, Uni Dortmund Uni Düsseldorf, Uni Frankfurt, Uni Goettingen, Uni Heidelberg, Uni Jena, TU Kaiserslautern, Uni Konstanz, Uni Leipzig, LMU München, Uni Würzburg


Das Zentrum für Evaluation und Methoden der Uni Bonn stellt sein Online Self-Assessment System (OSA) vor.

Gründe für ein OSA

  • Seit der Bolognareform hat sich der Orientierungsbedarf bei Studieninteressierten erhöht.
  • Der Vergleich mit dem Studium der Eltern, Verwandten und Freunden ist nicht mehr so leicht möglich.
  • Die Studienabbrecherquoten sind anhaltend hoch.
  • Die Unis stehen untereinander in einer Wettbewerbssituation, bei der ein OSA einen Standortvorteil bringen kann.
  • Der "‘moderne"’ Student erwartet ein OSA

Aachen, Bochum, Freiburg und die Nordunis betreiben bereits ein OSA, wobei hier zwischen fachspezifischen OSAs und fächerübergreifenden OSAs unterschieden wird.

Ziele des Projektes in Bonn

  • Studieninteressierten realistische Erwartungen und das Anspruchsniveau eines Studiums verdeutlichen
  • Passende Studierende für einen Studiengang zu finden
  • Höhere Zufriedenheit und besseren Noten
  • weniger Abbrecher und Studiengangwechsler
  • niedrige Hürde für den Erstkontakt mit zukünftigen Studierenden (Hauptzielgruppe Abiturienten)

Konzept als zweistufiges Onlineportal

  • Erste Ebende mit allgemeinen Informationen zu Stadt, Uni, Wohnen, Finanzierung...
  • Zweite Ebene mit fachspezifischen Informationen zum Studiengang wie Berufsperspektiven, Studieninhalt und ein Test
  • Zeitaufwand 45-60min für den Test

Was soll ein OSA leisten?

  • Entscheidungshilfe für Studieninteressierte durch detaillierte Rückmeldung eines Studienorientierungstests, passt der Studiengang/die Uni zu mir oder ich zum Studiengang?
  • Kompetenztest: Logik, persönliches Interesse und Erwartungen an den Studiengang (erspart Frust bei Dozenten und Studierenden im falschen Fach)
  • Dem Studieninteressierten die Anforderungen des Studiums zu verdeutlichen (trifft die Leistungsbereitschaft mit den Anforderungen überein)
    • Was will ich und was bin ich bereit zu leisten


Möglichkeiten und Grenzen von OSA

  • Schnelle und gezielte Verbreitung von Informationen
  • Erstellung eines Stärken- und Schwächenprofils des Studieninteressierten
  • Unterstützung in der Studienberatung → Ressourcenschonung
  • direkter Abruf von Daten seitens der Hochschule

Was kann ein OSA nicht leisten

  • Ein OSA kann die persönliche Beratung nicht ersetzen sondern nur ergänzen
  • Ein OSA hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es wird nur ein Eindruck vermittelt
  • Es ist Selbstbetrug möglich
  • Persönliche Umstände werden nicht berücksichtigt (wird der Test alkoholisiert durchgeführt)
  • Ist der Studieninteressierte zur Selbsteinschätzung fähig?

Klassifikation

Punkte die ein OSA klassifizieren: Information und Marketing ↔ Passungsanalyse und Selbstselektion
Fachspezifisch ↔ Fachübergreifend
Schwerpunkt auf Kompetenzen ↔ Schwerpunkt auf Interessen und Erwartungen
Integration in zentrales Beratungs- und Serviceangebot ↔ Institutsintere Angebote
Beratung für grundständige Studiengänge ↔ Beratung für weiterführende Studiengänge
Empirische Qualitätssicherung ↔ keine (empirische) Qualitätssicherung
Freiwillige Teilnahme ↔ Teilnahme obligatorisch
Im Bonner OSA sind bis jetzt 17 Bachelorstudiengänge vertreten.
Zur Qualitätssicherung wird das Ergebnis des OSAs mit der Bachelornote verglichen.

Bonner OSA allgemeiner Aufbau

  • (freiwillige) Fragen zur Person: Demographie, Berufliche Situation, Studiensicherheit
  • Erwartung an Inhalte und Anforderungen des Fachstudiums (Ja, es gibt viel Mathe in der Psychologie.)
  • Leistungsaufgaben zur allg. und fachspezifischen Studienkompetenz (Mathematik, Textverständnis, logisches Denken...)
  • Ergebnisrückmeldung an den Studieninteressierten mit einer Empfehlung für eine weitere Orientierung, sowie Literaturhinweise und Fachstudienberatung
  • Evaluation (hat das OSA dir gefallen? Stärken, Schwächen, Verbesserungsvorschläge)

Phasen der OSA-Entwicklung (Dauer ca. 8 Monate in einem Fach)

  • Anforderungsanalyse erstellen: Was sollen Studierende leisten, vergleichbar mit einer Stellenausschreibung
  • Übersetzen der Anforderungen in Fragen und Testverfahren (Open Source Software: Testmaker aus Aachen)
  • Optimierung: Test an Schülern und Studierenden. Wird das Erwartungsprofil getroffen und wieviel Zeit wird für das OSA benötigt
  • Qualitätssicherung, Begleitforschung und Berichte an und von Fachbereichen

Status Quo in Bonn

  • 17 Fächer mit fachspezifischem Anteil im OSA
  • über 27k Nutzer
  • Nutzerbewertung “gut”
  • 86% fühlen sich gut beraten
  • 72% betrachten das OSA als Entscheidungshilfe für die Studienwahl
  • 93% wollen das Angebot weiter empfehlen
  • häufig Berichte über Selbstbestätigung, aber auch Berichte über Aha-Erlebnisse

Ausblick

  • Bald für alle Studiengänge an der Uni Bonn
  • Erweiterung der Begleitforschung
  • Erweiterung auf Master, Minor und Lehramt
  • Erweiterung für internationale Studierende

Langfristig soll NRW-weit ein OSA zur Studienberatung eingerichtet werden (vergleiche www.wasstudiereich.de), sowie die entwiclung fremdsprachlicher Angebotskomponenten.

Allgemeine OSA Angebote

  • Orientierungstest des Landes BW (www.was-studiere-ich.de)
  • Studienwahl NRW (www.studienwahl-nrw.de)
  • BORAKEL der Ruhr-Universität Bochum (www.borakel.de)
  • Orientierungs-Self-Assessment der RWTH Aachen (www.assess.rwth-aachen.de)
  • Study Finder der Universität des Saarlandes (www.uni-
  • saarland.de/info/schueler/study-finder.html)
  • OSA für das Studienfach Physik bzw. für naturwissenschaftliche Studienfelder
  • OSA B.Sc. Physik der Universität Freiburg (http://osa.uni-freiburg.de/physik)
  • OSA Mathematik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen (www.assess.rwth-
  • aachen.de)
  • OSA Mathematik und Naturwissenschaften des Verbundes Norddeutscher
  • Universitäten (www.selfassessment.uni-nordverbund.de; vgl. RWTH Aachen)

Fragen zum Bonner OSA

Die persönliche Entwicklung kann im OSA nicht vorausgesehen werden.
Jedem Fach ist es überlassen sich abschreckend oder werbend darzustellen.
Um den zukünftigen Mathematikstudenten ihr Fach zu beschreiben, werden Aufgaben wie das Ziegenproblem (oder der Zonk) gestellt. Die Aufgabe wird gestellt, das benötigte Rüstzeug beschrieben und hinterher der Lösungsweg dargestellt.
In der Physik gibt es 3 Teile im fachspezifischen Bereich: Vektorrechnung, Schulphysik (Luftdruckmessung) und Astrophysik (Durchmesser von Jupiter)
Fachvertreter formulieren ein fachspezifisches Interessenfeld, welches dann vom ZEM den allgemeinen Fragen zugeordnet wird.
Die Umsetzung eines OSAs ist in den Naturwissenschaften einfacher als beispielsweise in den Geisteswissenschaften.
Die Charakteranforderungen sind für viele Studiengänge ähnlich, die Studiengangentscheidung muss durch fachspezifische Tests durchgeführt werden, nicht durch allgemeine Fragen.
Eine psychologische Hilfe bei der Fragenentwicklung ist wichtig! Wie formuliere ich Fragen zur Biophysik? Ich schaue mir im TV Dokumentationen über Thema X an. Trifft zu, trifft weniger zu... Besser man bezieht Fragen auf ein Berufsfeld. Romanistik bildet nicht zum Übersetzter aus...
{Zusammenfassung} Das System des OSA wurde vorgestellt. Diskutiert wurde die Fragestellung, inwieweit ein OSA dem Studieninteressierten weiterhilft, vor allem im Vergleich zu einer Informationswebpage. Es gab viel diskussionsbedarf, daher soll dieser AK in Bochum fortgeführt werden. Nach Möglichkeit soll ein Referent eingeladen werden, der das Borakel auf der nächsten ZaPF vorstellt.