Probleme und Lösungen für Studierende mit Nebenfach Physik

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Die folgende Handreichung ist das Ergebnis des Physik für Nebenfachstudierende AKs der Zapf Berlin SoSe17 und Siegen WiSe 17. Hierbei haben wir die Situation der Exportveranstaltungen anderer Unis betrachtet und analysiert. Damit sind Veranstaltungen gemeint, die der jeweilige Physikbereich für andere Fachbereiche dieser Universität anbietet. Im Zuge dessen haben wir versucht Probleme/Symptome, Ursachen und mögliche Lösungen zu formulieren.

Als eine Kernursache der meisten Probleme hat sich das fehlende Wissen über die jeweils anderen Fachrichtungen herausgestellt. Dies äußert sich sowohl von Seiten der Dozierenden, die Exportveranstaltungen halten, aber auch bei den Studierenden, die diese besuchen. Im Folgenden sind die Symptome aufgeführt mit möglichen Ursachen und Lösungen.

Vorlesungen werden als zu schwer empfunden

Oft schlagen die Dozierenden ein höheres Niveau an, als es real erforderlich für die Nebenfachstudierenden ist. Dies kann durch Unwissen der Anforderungen der anderen Fachrichtungen bedingt sein. Dies scheint besonders möglich, wenn die Dozierenden häufiger wechseln und sich nicht die Mühe machen, sich nur für ein Semester mit anderen Fächern auseinander zu setzen.

Lösungen

  • Die Dozierenden können sich mit den Studiendekan*innen der betroffenen Fachbereiche in Verbindung setzen und sich von diesen in Sachen Umfang und Inhalte beraten zu lassen. Es ist sicherlich im Interesse der Studiendekan*innen, Vorlesungen für ihre Studierenden verbessern.
  • Ein Modell aus den USA besteht darin, dass die Dozierenden als Aufgabe gibt, eine gewisse Stoffmenge durchzuarbeiten, und anschließend die Studierenden einen Wissenstest schreiben lassen. Anhand dieses Tests können die Dozierenden dann erkennen welche Inhalte nicht verstanden wurden und ihre Vorlesung darauf konzentrieren.
  • Ein Physikvorkurs kann den Einstieg in die Physik - inbesondere für Leute, die diese in der Oberstufe abgewählt haben - erleichtern, behandelt aber nicht die eigentlichen Ursachen.
  • Die Dozierenden müssen die Evluationen verwenden um wichtiges Feedback zu erhalten und verarbeiten zu können.
  • Sofern die Uni die nötigen Mittel hat und es tatsächlich notwendig ist, hat sich gezeigt, dass eine eigene WiMi-Stelle, die sich nur mit der Lehre von Physik für Nebenfachstudierenden beschäftigt, zu besseren Vorlesungen führt, da sich diese Person nur mit dieser Aufgabe beschäftigen muss. (Natürlich relativ utopisch)

Studierende haben kein Interesse an Physik

Für Nebenfachstudierende scheint es auch des Öfteren an der reinen Motivation für die Physik zu liegen, sodass sie (zu) wenig Arbeit in die Vorlesung stecken.

Lösungen

  • Ein Vorkurs, der von den jeweiligen Fachbereichen selbst angeboten wird, kann dazu genutzt werden. Dieser vermittelt nicht nur die Physik durch Dozierenden, die die Anforderungen der Studierenden kennen, sondern ermöglicht es auch den Nutzen und die Notwendigkeit der Physik zu motivieren.
  • Vernetzung der Fachbereiche und Fachschaften baut Barrieren ab und erhöht Verständnis für die jeweils andere Position.
  • Eigene Dozierende sollten in Vorlesungen die Gelegenheit nutzen, Bezüge zur Physik einzubauen (wenn tatsächlich benötigt) um den Studierenden aufzuzeigen, dass sie die Physik tatsächlich in normalen Vorlesungen brauchen.

Allgemein: Probleme mit Dozierenden

Unabhängig davon welche Problem sich mit Dozierenden ergeben, kann es sein, dass sich diese nicht auflösen. Hier scheint Kommunikation das zentrale Mittel.

Lösungen

  • Auf professoraler Ebene sollten sich Studiendekan*innen in Verbindung setzen um gemeinsam mit betroffenen Dozierenden Lösungen zu finden.
  • Auch die Fachschaften beider Fachbereiche sollten einen Kommunikationskanal von betroffenen Studierenden bis zu betroffenen Dozierenden bilden. Dadurch, dass die Physikfachschaft die Dozierenden wahrscheinlich kennt, kann sie deutlich besser mit ihnen kommunizieren.


Die Situation der Praktika

Auch bei den Praktika für Nebenfachstudierende, in der Regel dem Grundpraktkium, können Probleme auftreten.

Häufig werden Nebenfachstudierenden im Grundpraktium die gleichen oder fast die gleichen Aufgaben gestellt, und die Tutoren verlangen die gleichen Leistungen wie von Hauptfachstudierenden. Nebenfachstudierenden die gleichen Anforderungen im Grundpraktikum zu stellen ist gerade imm Bezug auf Vorbereitung und Herleitungen unverhältnismäßig, da ihnen hierfür Grundlagen fehlen und ihr Studium dieses Wissen in den meisten Fällen auch nicht erfordert.

Die Ausrichtenden müssen sich darüber bewusst sein, dass Nebenfachstudierende mit anderen Voraussetzungen, häufig schon durch die höhere schulische Laufbahn bedingt, kommen und ihre Erwartungen dementsprechend anpassen.

Hierbei sollte insbesondere bedacht und ergründet werden, welchen Sinn das Praktikum für das Studium der jeweiligen Fächer hat, denn die zu erlernenden Fähigkeiten können zumindest teilweise von denjenigen, die die Hauptfachstudierenden erlernen sollen, abweichen.

Wichtig ist hingegen trotzdem, dass auch Nebenfachstudierende das gute wissenschaftliche Arbeiten, also den Umgang mit Geräten, die korrekte Erfassung von Messdaten, sowie den Umgang mit Messunsicherheiten erlernen. Diese Fähigkeiten sind ohnehin auch für Studienanfänger*innen im Physikstudium noch nicht ausgebildet und müssen von diesen genauso erlernt werden.

Auch sollten Nebenfachstudierende die Resultate ihrer Versuche in einen Bezug zu ihrem Studium setzen können, was auch das Verständnis und die Motivation für das Praktikum erhöhen könnte. Ein Vorschlag hierzu, der auch teilweise schon praktiziert wird, ist, eine physikalisch anspruchsvolle Aufgabe für Nebenfachstudierende zu streichen und durch eine Aufgabe zu ersezen, die Bezüge zum jeweiligen Studienfach herstellt. Somit könnte die bei Nebenfachstudierenden anzunehmende Erhöhung der durchschnittlichen Vorbereitungszeit kompensiert werden, in dem sie eigenes Grundlagenwissen in der Vorbereitung verwenden können.