WiSe09 AK Studienberatung

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\begin{Protokoll}{Studienberatung}

\moderation{Max Klinger} \protokollant{Benedikt Rehle} \teilnehmer{FU Berlin, U Düsseldorf, HU Berlin, U Konstanz, U Bochum, U Karlsruhe, TU München, U Bonn, U Saarbrücken, U Greifswald, U München, U Bielefeld}

\sitzungsort{Mathematisches Institut LMU München, C111} \sitzungsdatum{13.11.2009} \sitzungsbeginn{16:15} \sitzungsende{17:45}

\protokollKopf

Der AK Studienberatung befasste sich mit der Frage, wie Studienberatung vor und während des Physikstudiums gestaltet werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei beim Thema Studienabbruch und auf dem Umgang mit den Opfern bestehender und zukünftiger restriktiver Prüfungs-Wiederholungs-Regelungen (Stichwort: Härtefallantrag). Die folgenden Auflistungspunkte entstammen keiner Tagesordnung, sondern stellen eine inhaltliche Gliederung der weitestgehend freien Diskussion dar. Es wird außerdem auf die Ergebnisse des gleichnamigen AKs auf der letzten ZaPF verwiesen.

\topic{Erfahrungsaustausch: Wie funktioniert Studienberatung an den verschiedenen Unis}

An praktisch allen Universitäten existiert eine zentrale Studienberatung, die jedoch aufgrund fehlender Fachkompetenzen für unser Thema nur wenig Bedeutung besitzt. Sie wurde deshalb in der folgenden Aufzählung ausgeblendet.

\begin{Meinungen} \item[FU Berlin] Detaillierte Informationen zum Studienablauf gibt die Fachschaft. Außerdem existiert eine Hiwi-Stelle für Studienberatung (die jedoch womöglich nicht kompetent bei Fragen bzgl. Bachelor ist). Das Angebot einer regelmäßigen Sprechstunde fand keine große Resonanz. \item[U Düsseldorf] Die ständig besetzte Fachschaft berät in Studienfragen. Außerdem bietet sie ein semesterbegleitendes Fachschaftstutorium mit Infons zur Studienordnung etc. an. Ansonsten gibt es Fachstudienberatung nur durch die Professoren, die die Studiengänge entwarfen. \item[HU Berlin] Hier fiel die obligatorische zentrale Studienberatung z.T. durch Fehlinformation vor Studienbeginn auf. Es gibt eine studentische Studienberatung; außerdem ein Mentorenprogramm, bei dem die Erstis in Mentorengruppen unter der Leitung älterer Semester aufgeteilt werden (Gruppengröße < 10). Die Organisation wird von einer Hiwi-Stelle wahrgenommen. Zusätzlich dazu existiert ein Mentorenprogramm, in dem Professoren als Mentoren fungieren. \item[U Konstanz] Die Studienberatung wird fast vollständig von einem sehr kompetenten Fachbereichsreferenten wahrgenommen. \item[U Bochum] Fachstudienberatung durch zwei Doktoren (Bachelor/Master) sowie einer Kraft für das Lehramt. Ein Mentorenprogramm mit Betreuung durch wissenschaftliche Mitarbeiter fand keine große Resonanz. \item[U Karlsruhe] Es gibt eine universitäre Fachstudienberatung. Gesteigerte Bedeutung kommt in diesem Gebiet zunehmend der psychologischen Beratungsstelle des Studentenwerks zu, deren Inanspruchnahme in den vergangenen Jahren stark zunahm. \item[TU München] Die Fachstudienberatung wird von einem sehr kompetenten Referenten des Dekans (gleichzeitig Vorsitzender des Prüfungsausschusses) durchgeführt. \item[U Bonn] Es gibt ein Mentorenprogramm mit professoraler Betreung, dessen Effizienz maßgeblich vom jeweiligen Dozenten abhängt. Die Fachschaft dient vor allem vor dem Studium als Anlaufstelle. Die Fachstudienberatung hat tägliche Sprechstunden. Zu Beginn jedes Semesters findet fachsemesterspezifisch eine Gesamt-Studienberatung im Plenumsformat statt. Studierende mit unterdurchschnittlichen Studienleistungen werden angeschrieben und zur Studienberatung eingeladen. \item[U Saarbrücken] Es gibt eine Fachstudienberatung und ein studiengebührenfinanziertes universitäres Mentorenprogramm, das jedoch nur bedingt studienberatend wirkt. Größeren Einfluss haben dahingehend engagierte ProfessorInnen (z.B. Betreuung von Erstsemestern/weiblichen Studierenden, Workshop am Ende des ersten Semesters). \item[U Greifswald] Es gibt eine Fachstudienberatung durch einen Privatdozenten. \item[U München] Die Fachstudienberatung wird von zwei halben Stellen wahrgenommen (Auskünfte jedoch oft inkorrekt oder zu restriktiv). \item[U Bielefeld] Nach Ärger mit der zentralen Studienberatung funktioniert mittlerweile die Weiterleitung bei Fachfragenan an die Fachberatung. Große Akzeptanz findet die Fachstudienberatung durch eine studentische Hilfskraft. Nur in Ausnahmefällen ist die Konsultation des Studiendekans bzgl. offizieller Anfragen an die Studienberatung nötig. Zusätzlich werden Beratungsaktionen für Erstsemester angeboten. Die Studienberatung durch Professoren findet nur geringe Resonanz und kommt allenfalls bei Fachfragen höherer Semester zum Einsatz. \end{meinungen}

\topic{Härtefallanträge} In vielen Bachelor-/Masterstudiengängen ist die Wiederholbarkeit von Klausuren stark eingeschränkt. Wer die formalen Vorgaben verfehlt, muss einen sogenannten Härtefallantrag stellen. U Karlsruhe äußert die Angst, dass dies für die Studierenden zunehmend eine Belastung darstellt. Der Zulauf zur psychologischen Beratung des Studentenwerks habe sich in den letzten Jahren bereits verdoppelt. U Karlsruhe möchte eine Diskussion darüber, wie man mit betroffenen StudentInnen umgehen soll. U Bonn weist auf die Möglichkeit hin, dass man bei Ausscheiden aus einem Studiengang aufgrund solcher Regelungen normalerweise an anderen Unis weiterstudieren kann, da die Fehlleistungen üblicherweise nicht festgehalten werden. U Bielefeld rät, man solle die Betroffenen an die psychologische Beratung verweisen, anstatt selbst psychologisch tätig zu werden. Tipp: Veröffentlichung eines How-tos "`Härtefallantrag"' auf der Fachschaftshomepage. HU Berlin weist darauf hin, dass Ausnahmeregelungen bei schwierigen Umständen (Krankheit etc.) immer möglich sind. A und O für die Fachschaftsarbeit auf diesem Gebiet seien gute Kontake zum Prüfungsamt. Interessant sind die Regelungen der U Bielefeld: Dort kann bei Wohlwollen des Dozenten jedes Modul beliebig oft wiederholt werden - unabhängig davon, ob das Modul bereits bestanden wurde und ohne Zeitbegrenzung.

\topic{Studienberatung vor der Studium} TU München spricht das Problem an, bei der Studienwahl aufgrund schlechter Studienberatung orientierungslos zu sein und keine Vorstellung davon zu haben, was es bedeutet, Physik zu studieren. U München verweist auf das Beispiel des Probestudiums, das an der LMU jährlich mit rund 450 teilnehmenden Oberstufenschülern in der letzten Sommerferienwoche stattfindet. Dieses bietet einen realitätsnahen Einblick in das (Physik-)Studium und der Zulauf ist trotz minimaler Werbung massiv. HU Berlin wirft die Frage auf, inwiefern vorstudiale Beratung überhaupt den geforderten Ansprüchen gerecht werden kann, da ein Studienbeginn zwangsläufig immer ein Sprung ins kalte Wasser ist. U Bielefeld weist darauf hin, dass letztlich jeder Studieninteressierte die Fakultäts-Homepage konsultiert. Ein F.A.Q. rund ums Thema Studium kann hier große Wirkung entfalten, außerdem sollte der Verweis auf die studentische Studienberatung nicht fehlen. U Bonn betont, dass vor allem der Zeitaufwand eines Physikstudiums von den beratenden Stellen oft nicht ausreichend deutlich gemacht wird und U Bielefeld ergänzt, dass dies auch ein wichtiger Punkt für die Orientierungsphase ist.

\topic{Studienberatung während des Studium} Es werden die Vor- und Nachteile studentischer Studienberatung abgewogen. HU Berlin erklärt dazu, dass Beratung durch Studenten näher am Studium/Studierenden sei als jede universitäre Studienberatung. U Bonn wirft ein, dass diese jedoch keine Rechtssicherheit bieten könne. U München verweist darauf, dass seit Einführung der Orientierungsphase die Zahl der entsprechenden Anfragen massiv gesunken sei und U Bonn regt an, dass die Regelung zusätzlich in Schriftform verfügbar gemacht werden können (z.B. als Teil des Modulhandbuches). Auf Anfrage von U Bielefeld erläutert U Bonn Sinn und Nutzen des Bonner Systems, bei dem zu Beginn jedes Semesters für jeden Jahrgang eine Studienberatung in Plenumsform durchgeführt wird. Probleme beträfen oft eine Vielzahl an Studenten; diese könnten somit effizient gelöst werden. Außderdem würden die Studierenden so auf eventuelle Probleme aufmerksam. U Bielefeld gibt zu bedenken, dass viele Leute ihre Fragen nicht in einem Plenum stellen wollen. Außerdem sollte jeder Studierende Eigenverantwortung für sein Studium zeigen und dies notfalls auch durch die mehr oder minder drastischen Folgen falscher Studienorganisation lernen. Diese These findet im Plenum überwiegend keine Zustimmung.

\topic{Erkennung von und Umgang mit Studienabbrechern} FU Berlin fragt an, inwiefern an anderen Universitäten Studierende mit Versäumnissen oder unterdurchschnittlichen Kursleistungen registriert werden und ob Hilfe angeboten wird. HU Berlin verweist auf die Eigenverantwortlichkeit der Studenten, stellt jedoch klar, dass Beratungsangebote ausreichend bekannt gemacht werden müssten. An der U Bielefeld wird momentan im Dekanat über den Vorschlag diskutiert, Studierende am Ende des 3. und 5. Semesters pauschal anzuschreiben und auf die Problematik nicht bestandener Klausuren aufmerksam zu machen. Allerdings ist die Befürchtung, dass dies in der Uni-Spam-Flut schlicht ignoriert wird. U Bonn verweist auf die in Bonn parktizierte Möglichkeit, an den zentralen Anlaufpunkten der Fakultätshomepage über studienberatungsrelevante Themen zu informieren. U Konstanz berichtet von Überlegungen der Fakultät, Studierenden, die zu Beginn des Physikstudiums ungeeignet erscheinen, schnell zu einem Studienabbruch zu raten, da so Kosten für die Fakultät vermieden werden können. U Bielefeld setzt dagegen, dass die Studenten das von alleine verstehen und präferiert das Prinzip der natürlichen Selektion. HU Berlin ergänzt, dass jedoch zweifelnde Studierende mit Informationen bzgl. etwaiger Wechselfristen in ein anderes Studienfach etc. versorgt werden sollten. U München gibt zu bedenken, dass Studenten in großen Unis für die Fakultät sogar rentabel sein können. Als Nebenprodukt kommt auf, dass an der U Bonn und U Karlsruhe im Fall einer Änderung der Studienordnung sämtliche Studierenden automatisch auf die neue Ordnung wechseln müssen. Das Plenum erklärt, dass dies eigentlich nicht sein darf, da man nach der Studienordnung zu Beginn des Studiums studiert und in einen eventuellen Wechsel einwilligen muss. HU Berlin gibt zu bedenken, dass dies für "`redaktionelle Änderungen"' wohl möglich sei.

\topic{Nutzen/Etablierung von Tutorenprogrammen} FU Berlin würde gerne ein Tutoren-/Mentorenprogramm ins Leben rufen und fragt an, wie macht man etwas derartiges gut gestaltet. HU Berlin berichtet vom gut funktionierenden System, in dem ehrenamtliche studentische Mentoren nicht nicht nur Studienberatung, sondern auch studentisches Leben betreuen (d.h. Kneipenabende etc.). Es wird die Empfehlung gegeben, die aufwändige Organisation einer bezahlten Stelle zu übertragen. U Saarbrücken führt als Negativbeispiel das eigene System an, in dem alle Tutoren bezahlt werden, was sich jedoch nicht positiv auf Qualifikation und Motivation der Mentoren auswirkt. U Düsseldorf rät dringend dazu, die zukünftigen Tutoren aus einer breiten Studentenmasse und nicht nur aus fachschaftsnahen Kreisen zu akquirieren. U Bielefeld warnt vor dem eigenen System, in dem die Qualität der Mentor-Bewerber durch ein Bewerbungsverfahren sicher gestellt werden soll. Die Mühe der Bewerbung nimmt jedoch kaum einer auf sich. HU Berlin betont erneut, dass materielle Anreize ineffizient sind und stattdessen das Bild des spaßbringenden und coolen Mentorjobs propagiert werden muss. An der HU Berlin wird dies erfolgreich durchgeführt. U Bonn warnt vor einer Kinderkrankheit des eigenen Systems, bei dem professorale Mentoren keinen Kontakt zu ihrem Schützlingen aufnehmen konnten, da diese bei der Anmeldung nicht in die diesbezügliche Weitergabe ihrer e-Mail-Adresse eingewilligt hatten.

\end{Protokoll}