Übungskonzepte: Unterschied zwischen den Versionen

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===Problemfelder===
===Problemfelder===
Allzu oft bestehen Lösungen daraus, dass alle eine richtige Lösung von der Tafel abschreiben und vielleicht erklärt bekommen. Sinn einer Übung ist aber, dass der Stoff der Vorlesung wiederholt und angewendet wird und insbesondere Ansätze und besonders schwierige Schritte und Aufgaben besprochen werden. Dass dies in der Praxis selten geschieht, liegt vor allem an folgenden Problemen.
Allzu oft bestehen Übungen daraus, dass alle eine richtige Lösung von der Tafel abschreiben und vielleicht erklärt bekommen. Sinn einer Übung ist aber, dass der Stoff der Vorlesung wiederholt und angewendet wird und insbesondere Ansätze und besonders schwierige Schritte und Aufgaben besprochen werden. Dass dies in der Praxis selten geschieht, liegt vor allem an folgenden Problemen.


====Kommunikation====
====Kommunikation====
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* kleinere Übungsgruppen
* kleinere Übungsgruppen
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| Doppelbesetzung ("Doppelstreckung") [https://zapf.wiki/%C3%9Cbungskonzepte_Erlangen-N%C3%BCrnberg erfolgreich erprobt] in Erlangen-Nürnberg
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| Ersatzpunkte fürs Vorstellen falscher Lösungen
| Ersatzpunkte fürs Vorstellen falscher Lösungen
| Wer in der Übung falsche Lösungen oder Teillösungen von aufgaben vorstellt, bei denen er Punktabzug bekommen hat, bekommt trotzdem die vollen Punkte
| Wer in der Übung falsche Lösungen oder Teillösungen von aufgaben vorstellt, bei denen er Punktabzug bekommen hat, bekommt trotzdem die vollen Punkte
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| Doppelbesetzung ("Doppelstreckung") [https://zapf.wiki/%C3%9Cbungskonzepte_Erlangen-N%C3%BCrnberg erfolgreich erprobt] in Erlangen-Nürnberg
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| Prä­senz­ü­bun­gen
| Prä­senz­ü­bun­gen
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* Ist in vielen Varianten faktisch mit An­we­sen­heits­pflicht verbunden, die z.B. in NRW verboten ist
* Ist in vielen Varianten faktisch mit An­we­sen­heits­pflicht verbunden, die z.B. in NRW verboten ist
* Die Übungen dauern normalerweise nicht so lange, wie man zum Rechnen von Zetteln braucht. Präsenzübungen können also nicht das normale Zettelrechnen ersetzen. Hat man beides, ist unklar, wann die Hausaufgaben besprochen werden sollen. Dieses Problem lässt sich nur durch eine erhebliche Ausdehnung der Dauer der Übungen lösen und kostet dementsprechend Geld
* Die Übungen dauern normalerweise nicht so lange, wie man zum Rechnen von Zetteln braucht. Präsenzübungen können also nicht das normale Zettelrechnen ersetzen. Hat man beides, ist unklar, wann die Hausaufgaben besprochen werden sollen. Dieses Problem lässt sich nur durch eine erhebliche Ausdehnung der Dauer der Übungen lösen und kostet dementsprechend Geld
* Wurde in der Kölner Mathematik erprobt. Dabei hat sich die Gefahr gezeigt, dass es passieren kann, dass alle einzeln stumm vor Aufgaben sitzen, zu unterschiedlichen Zeiten damit fertig werden, die einen zu früh, die anderen zu spät und am Ende einfach eine der Lösungen an die Tafel geschrieben wird. Das kann man sich dann auch sparen bzw. zu Hause machen. Präsenzübungen machen nur Sinn, wenn sie wie Schulunterricht gestaltet sind, als Stillarbeit sind sie Verschwendung wertvoller Übungszeit.
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| Un­ter­stüt­zung beim Selbst­ler­nen
| Un­ter­stüt­zung beim Selbst­ler­nen
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| Erfolgreiche Bearbeitung der Zettel ergibt Bonuspunkte in der Klausur.
| Erfolgreiche Bearbeitung der Zettel ergibt Bonuspunkte in der Klausur.
| style="background:#FFEBAD" | neutral
| style="background:#FFEBAD" | neutral
| style="background:#FFCBCB" | kon­tra­pro­duk­tiv in der klassischen Form, siehe Varianten
| style="background:#F5A9BC" | kon­tra­pro­duk­tiv in der klassischen Form und bei zu "wertvollen" Bonuspunkten, kann bei richtiger Gestaltung das Abschreibe-Problem aber auch gegenüber der klassischen Klausurzulassung entschärfen. Siehe Varianten und Anmerkungen
| style="background:#FFEBAD" | neutral
| style="background:#FFEBAD" | neutral
| style="background:#FFEBAD" | neutral
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| style="background:#FFEBAD" | neutral
| style="background:#FFEBAD" | neutral
| Wird eine Mindestpunktzahl erreicht, bekommt man eine feste Zahl an Bonuspunkten in der Klausur. Dies lindert den Abschreibe-Anreiz auf das Maß der klassischen Klausurzulassung. (LMU München)
| Wird eine Mindestpunktzahl erreicht, bekommt man eine feste Zahl an Bonuspunkten in der Klausur. Dies lindert den Abschreibe-Anreiz auf das Maß der klassischen Klausurzulassung. (LMU München)
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| u.a. fs-physik@uni-koeln.de
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* Lindert den Druck, jede Woche etwas abliefern zu müssen
* Lindert den Druck, jede Woche etwas abliefern zu müssen
* Bei klassischer Klausurzulassung ist der Anreiz abzuschreiben vorbei, sobald genügend Punkte erreicht sind. Bei Bonuspunkten statt klassischer Klausurzulassung existiert der Anreiz abzuschreiben bei allen Studis bis zum Ende des Semesters.
* Bei klassischer Klausurzulassung ist der Anreiz abzuschreiben vorbei, sobald genügend Punkte erreicht sind. Bei Bonuspunkten statt klassischer Klausurzulassung existiert der Anreiz abzuschreiben bei allen Studis bis zum Ende des Semesters.
* Vielfach im Einsatz
* Vielfach im Einsatz
* Evaluation in Köln hat gezeigt, dass es sehr davon abhängt, wie viel die Punkte wert sind. Es gibt sehr gute Erfahrungen, wenn durch die Bonuspunkte zwischen 5 und 10 % der Klausurpunkte erreicht werden können. Sind die Bonuspunkte mehr wert, führt es zur problematisierten Abschreiberei und dem Leistungsdruck, der eigentlich verhindert werden soll. Dennoch reicht dies als Anreiz offenbar aus. Es wurden deutlich mehr Übungen und auch bis zum Semesterende abgegeben als bei herkömmlicher Klausurzulassung. Es wurde auch weniger abgeschrieben und in der Folge mehr in den Übungen diskutiert. Die Entwicklung wurde von studierenden wie Dozierenden sehr positiv bewertet, die klausurergebnisse waren deutlich besser als sonst. Noch niedrigere Wertigkeit der Punkte wurde bisher (Stand 2017) nicht erprobt.
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| Fließ­text-Feed­back
| Fließ­text-Feed­back
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* durch Studis erstellt
* durch Studis erstellt
* durch Ü-Leiter*innen erstellt
* durch Ü-Leiter*innen erstellt
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| fs-physik@uni-koeln.de
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* Falls durch Studis erstellt ggf. als Alternative zu klas­si­scher Klau­sur­zu­las­sung geeignet
* Falls durch Studis erstellt ggf. als Alternative zu klas­si­scher Klau­sur­zu­las­sung geeignet
* Erschwert Aufgaben-Recycling, falls mit klassischer Klau­sur­zu­las­sung verbunden
* Erschwert Aufgaben-Recycling, falls mit klassischer Klau­sur­zu­las­sung verbunden
* Ergebnis der Erprobung in Köln (von Ü-Leiter*innen erstellte Lösungen): die Qualität der Musterlösungen scheint ziemlich egal zu sein, auch recht fehlerhafte lieblose Skizzen sind kein Problem. Entscheidend ist, dass sie zusammen mit den korrigierten Übungszetteln vor der eigentlichen Übung zur Verfügung gestellt werden, sodass die Studierenden sie zur Vorbereitung nutzen können und Studierende und Ü-Leiter*innen in den Übungen gemeinsam überlegen können, was wirklich an die Tafel muss, sodass man tatsächlich Zeit für Wichtiges gewinnt. erst nach der Übung zur Verfügung gestellte Musterlösungen kann man sich auch sparen, sie haben so gut wie keinen Effekt, egal wie gut sie gemacht sind. Die Befürchtung, dass Musterlösungen dazu führen könnten, dass weniger Studierende zu den Übungen kommen, hat sich in keiner der erprobten Varianten bestätigt.
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| Prämisse, dass niemand alles problemlos kann
| Prämisse, dass niemand alles problemlos kann
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* Zusätzlich Literaturhinweise
* Zusätzlich Literaturhinweise
* Mehr Aufgaben, als ein Studi normalerweise machen sollte, sodass jedeR persönliche Auswahl treffen kann / muss. Bei Klausurversuchen ist es dann notwendig, dass es irgendwelche Regeln für die Wahl gibt und Studis ihre Wahl irgendwie kommunizieren.
* Mehr Aufgaben, als ein Studi normalerweise machen sollte, sodass jedeR persönliche Auswahl treffen kann / muss. Bei Klausurversuchen ist es dann notwendig, dass es irgendwelche Regeln für die Wahl gibt und Studis ihre Wahl irgendwie kommunizieren.
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| fs-physik@uni-koeln.de
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| Bei Versuchen in Köln hat sich heraus gestellt, dass die Erläuterungen oftmals für die Studierenden unverständlich und damit wenig hilfreich sind, manchmal aber auch sehr hilfreich. Das hängt offenbar sehr davon ab, wer sie schreibt. Es ist noch ungeklärt, wie das verbessert werden kann, ob man sowas etwa in einer Schulung vermitteln sollte.
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| Mehr­fach­kor­rek­tur
| Mehr­fach­kor­rek­tur
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| style="background:#FFEBAD" | neutral
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| fs-physik@uni-koeln.de
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| In Köln erfolgreich erprobt. Etwa 20-30% der Studierenden nutzen die Möglichkeit tatsächlich, um sich vorzubereiten (mehr, wenn es gleichzeitig Musterlösungen gibt, die pünktlich zur Verfügung stehen), für den Rest gibt es keinen Unterschied, schadet aber auch nicht. Zur praktischen Umsetzung hat es sich bewährt, offene Boxen mit Hängeregistern für die einzelnen Boxen im beaufsichtigten Qomputer-Pool aufzustellen. Es wird gut damit umgegangen, es werden z.B. nicht Übungen raus genommen und an der falschen Stelle wieder zurückgelegt, chaotisiert oder spioniert, was zu Beginn befürchtet worden war.
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| Übungs­stel­ler­*in leitet selbst eine Übung
| Übungs­stel­ler­*in leitet selbst eine Übung
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* Als hochschuldidaktische Fortbildung (leider gehen die üblichen Angebote an den Problemen vorbei)
* Als hochschuldidaktische Fortbildung (leider gehen die üblichen Angebote an den Problemen vorbei)
* Mit alten und neuen Ü-Leiter*innen zur Reflexion und Erfahrungsweitergabe
* Mit alten und neuen Ü-Leiter*innen zur Reflexion und Erfahrungsweitergabe
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| fs-physik@uni-koeln.de
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* Wenn die Seminare ar­beits­grup­pen­ü­ber­grei­fend sind, ist es besonders hilfreich für Ü-Leiter*innen, deren Vorgesetzte wenig für gute Lehre übrig haben,
* Wenn die Seminare ar­beits­grup­pen­ü­ber­grei­fend sind, ist es besonders hilfreich für Ü-Leiter*innen, deren Vorgesetzte wenig für gute Lehre übrig haben,
* In Bielefeld gibt es sowas in der Mathematik.
* In Bielefeld gibt es sowas in der Mathematik.
* Gibt es in Köln in der Mathematik und der Physik, durchgeführt durch didaktisch fortgebildeten Mathematiker, positive Rückmeldungen, die Inhalte der Fortbildung beschränken sich aber darauf, wie man Übungen aktivierend gestaltet. Was noch etwas zu wenig dabei vorkommt: Wie erklärt man Dinge so, dass man sie versteht? Wie versteht man auf Grund falscher / schlechter Lösungen, wo genau die Studierenden stehen und was man sinnvollerweise nochmal wiederholen sollte etc.
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* [[Übungskonzepte Linz]]
* [[Übungskonzepte Linz]]
* [[Übungskonzepte Erlangen-Nürnberg]]
* [[Übungskonzepte Erlangen-Nürnberg]]
[[Kategorie:Übungen/Tutorien]]