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SoSe25 AK Schummeln im Physikstudium: Unterschied zwischen den Versionen

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* Sinnlose restriktive Anforderungen abschaffen (Hier hat die Bologna-Reform den direkten Einfluss auf Studienbedingungen gehabt)
* Sinnlose restriktive Anforderungen abschaffen (Hier hat die Bologna-Reform den direkten Einfluss auf Studienbedingungen gehabt)
* Verpflichtende Fortbildungen für Profs
* Verpflichtende Fortbildungen für Profs
    * Didaktik
** Didaktik
    * Antidiskriminierung
** Antidiskriminierung
    * gewaltfreie Kommunikation
** gewaltfreie Kommunikation
* Lehrpersonen müssen offen für Änderungen/Feedback sein, es einfordern & umsetzen
* Lehrpersonen müssen offen für Änderungen/Feedback sein, es einfordern & umsetzen
* Anforderungen an Lehre in Berufungen verschärfen/durchsetzen
* Anforderungen an Lehre in Berufungen verschärfen/durchsetzen

Aktuelle Version vom 4. Mai 2025, 09:26 Uhr

Vorstellung des AKs

Verantwortliche*r: Andy (Alumnus)

Einleitung und Ziel des AK
"Wissenschaftliche Redlichkeit ist eine wichtige Bedingung für den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt. Doch die reine Feststellung dessen ändert nichts daran, dass im heutigen universitären Ausbildungs- und Wissenschaftssystems aus strukturellen Gründen vielfach geschummelt wird. Anstatt einzelne Personen für ihre Unehrlichkeit zu verurteilen, müssten die dahinter verborgenen Ursachen und Probleme thematisiert werden. Wir glauben, dass ein offener Umgang mit und Austausch über das Schummeln ein Potenzial freisetzen kann, das Studium und die Wissenschaft so zu verändern, dass niemand mehr schummeln muss."

Mit diesem Absatz schließt der Beitrag Organisierte Halbbildung – Unorganisierter Widerstand? Schummeln im Studium nach Bologna. Und ich dachte mir beim Lesen, das kann man schon mal als Aufforderung für einen Arbeitskreis nehmen. Mein Ziel für den AK ist einerseits, häufige Formen des Schummelns im Physikstudium zu sammeln (die wir natürlich alle nur aus zweiter Hand kennen *hust hust*). Darauf aufbauend können wir dann überlegen, welche strukturellen Probleme jeweils dahinter liegen - und im besten Fall auch, welche Ideen wir hätten, wie es besser funktionieren würde.

Den oben genannten (und sehr lesenswerten) Artikel möchte ich aus Zeitgründen nur für eine kurze Motivation des Themas heranziehen. Lest ihn euch aber gerne im Vorfeld durch!

Handelt es sich um einen Folge-AK?
Nein.

Wer ist die Zielgruppe?
Alle ZaPFika, die Interesse an struktureller Weiterentwicklung des Physikstudiums haben.

Wie läuft der AK ab?
Kurzer Input zur Motivation, Austausch über häufige Formen des Schummelns, Auswertung und Diskussion über strukturelle Probleme.

Voraussetzungen (materielle und immaterielle)
Keine.

Materialien und weitere Informationen
Organisierte Halbbildung - unorganisierter Widerstand? Schummeln im Studium nach Bologna.

SoSe25 AK Schummeln im Physikstudium

Protokoll vom 02.05.2025

Beginn
17:37 Uhr
Ende
19:00 Uhr
Redeleitung
Andy Drotloff (Alumni)
Protokoll
Simon Spier (JLU Gießen)
Anwesende Fachschaften
Universität Bayreuth,
Humboldt-Universität zu Berlin,
Universität Bremen,
Technische Universität Chemnitz,
Technische Universität Darmstadt,
Technische Universität Dresden,
Heinrich Heine Universität Düsseldorf (Naturwissenschaften),
Justus-Liebig-Universität Gießen,
Georg-August-Universität Göttingen,
Universität Greifswald,
Technische Universität Kaiserslautern-Landau - Kaiserslautern,
Technische Universität Kaiserslautern-Landau - Landau,
Karlsruher Institut für Technologie,
Universität zu Köln,
Philipps-Universität Marburg,
Universität Münster

Protokoll

https://pads.zapf.in/SoSe25_Erlangen_AK_Schummeln_im_Physikstudium

Erste 7 Minuten wurden weggeschummelt.

Einführung

  • Artikel "Schummeln im Studium nach Bologna" steigt ein mit einer Analyse der Situation
    • Beobachtung: Widersprüchliche Situation zwischen eigenem Anspruch (Intrinsische Motivation viel zu lernen) und gesellschaftlichem Anspruch (Schnell studieren und auf Arbeitsmarkt)
    • Bologna-Strukturen unterstützen ersten Punkt
    • wie war Studium vor Bologna: AK Opa berichtet
    • Zitat aus dem Artikel ("Eigentlich...")
    • 00-10er Jahre: Proteste, Streiks gegen Bologna-Umstellung
    • Mittlerweile Protestwellen abgeebbt, es gibt aber immernoch viel Widerstand von Studis. Dieser hat sich ins private verlagert (Privatisierte Widerständigkeit) = Schummeln als Protestform, die nicht (klar) sichtbar wird
    • Schummeln als unsichtbare Protestform stützt das System mehr, als es ihm schadet.
    • Schummeln, wiss. Fehlverhalten skandalisiert und moralisiert; individuelles Fehlverhalten (nicht Strukturell)
  • Ziel des AK: Schummeln ist nicht Okay! Aber wir wollen die Fehler des Systems dadurch aufzeigen.

Sammlung von Schummelfällen (Wie wird geschummelt?)

  • Zeit sparen, Arbeitsaufwand + Stress reduzieren:
    • ChatGPT
    • Integralrechner, WolframAlpha
    • Praktika:
      • Althefte/-protokolle größtenteils abschreiben (Problem: Anforderungen sind unklar)
      • Fälschen von Messreihen
      • Absichtlich korrumpierte Dateien abgeben, um Zeit zu gewinnen
    • Übungsblätter sollen gemeinsam gelöst werden; fertige Lösungen werden stumpf abgeschrieben
    • Korrektorika nach Tipps fragen (sofern nicht Teil des didaktischen konzepts)
    • Rechenwege nicht sauber aufschreiben und hoffen, dass es trotzdem ausreicht
  • Noten Verbesserung:
    • Cherry Picking: Sehr sehr viele Module machen und sich nur die besten anrechnen lassen
    • Teilweise gezielt veraltete Module besucht, die offiziell weniger CP geben sollten, aber für mehr angerechnet werden (Lücke in Studiengangsplanung, Doppelverwendung)
    • Strategisch Studiengänge oder Studienordnungen wechseln (bzw. nicht wechseln)
    • Studium Generale ausnutzen; Strategische Modulwahlen (besonders einfache Module)
    • Nach mündlichen Prüfungen mit Profs verhandeln
      • Bessere Note?
      • Durchfallen lassen für 2. Versuch
    • Modul erst hören, wenn "gute:r" Prof es hält
  • Exmatrikulierung vermeiden:
    • Strategischer Studiengangswechsel
  • "Sinnlose" Arbeit vermeiden
    • Vorrechnen wird von Tutorika nicht aufgeschrieben und am Ende gesagt, es hätten alle gemacht
    • Vorrechnen mit Zettel in der Hand (der nicht der eigene ist) und reines Abschreiben
    • Anwesenheitspflicht: einer geht hin und trägt viele ein
  • Zusätzliches Übungsmaterial bzw. zielgerichtete Vorbereitung:
    • Repository mit Altklausuren, Übungszetteln, Lösungen, Praktika
      • Gegen den Willen der Profs
      • Mit Wissen der Profs
    • Wissen, wo Prof die Aufgaben her nimmt
  • Rechtliche/Äußere Vorgaben umgehen:
    • Abschlussarbeiten anmelden, wenn nur noch (wenig) geschrieben werden muss
      • teilweise mit Zustimmung der Betreuende oder der Dozierenden (kostenlose Arbeitskraft)
  • Bestehen absichern
    • Übertriebene Anforderungen ausgleichen (evtl auch übergeordnete Kategorie)
  • Zeit gewinnen um bessere Leistung mit weniger Stress zu erreichen
    • wieder auf "bessere:n" Prof warten und Arbeiten später anmelden

Sammlung von Schummelgründen (Was führt zum Schummeln?)

  • Übertriebene Anforderungen (sozial (Profs, Eltern, etc.), regulatorisch, o.Ä.)
    • im Modul
    • im Semester
  • Prekäre Finanzsituation
    • finanzielle Abhängigkeit (Eltern, Staat,...) mit Anforderungen
    • Arbeitsverhältnis
  • Care-Arbeit
  • Notendruck (direkt extern oder eigener Anspruch)
  • Versagensangst
  • Unklare Anforderungen
  • Sinnfreie Anforderungen
  • Diskriminierung
   * Klassismus
   * Rassismus
   * Ableismus
   * weitere -ismen
  • Zu restriktive Regeln/Bedingungen im Studium
  • Didaktisches Versagen/schlechte Lehre
  • Konflikt mit Lehrenden
  • Wiederholungen und sinnlose Fleißarbeit
  • Wiedersprüchliche Anforderungen
  • Ehrenamt
  • Fachfremde Anforderungen/fehlende Kompetenzen ausgleichen
  • Negative Feedback Loop (bspw: Übungen werden extra schwieriger ("unschaffbar") gemacht, um Hilfen durch LLMs auszugleichen und Menschen schummeln dann erst recht)

Was muss sich ändern, damit diese Gründe wegfallen?

  • Sinnlose restriktive Anforderungen abschaffen (Hier hat die Bologna-Reform den direkten Einfluss auf Studienbedingungen gehabt)
  • Verpflichtende Fortbildungen für Profs
    • Didaktik
    • Antidiskriminierung
    • gewaltfreie Kommunikation
  • Lehrpersonen müssen offen für Änderungen/Feedback sein, es einfordern & umsetzen
  • Anforderungen an Lehre in Berufungen verschärfen/durchsetzen
  • Mehr (Macht für) Studierende in ALLEN Unigremien! (Für dieses Thema besonders Berufungskommissionen)
  • Verstärktes Beratungs- und Hilfsangebot
  • Leistungsgesellschaft abschaffen/entgegenwirken (+ Kapitalismus abschaffen)
  • Studienfinanzierung sicherstellen
  • Soziale Ungleichheit/Ungerechtigkeit bekämpfen, abbauen und ausgleichen
  • Flexibilität im Studium vergrößern

Überlegungen zu Berunfungsverfahren

  • Wie kommt man an mehr Infos über die normale Lehre des Prof-Kandidaten, als über den einen Vortrag
    • Düsseldorf: Lehrproben werden von verschiedenen Studis besucht und die geben ihre Einschätzungen an die Studis in den Gremien weiter, damit landet das im Protokoll der Berufungskommission
    • Bremen: Leider wird sich da nicht so sehr dran gehalten


Zusammenfassung/Ausblick

Wir haben die Betrachtung von Schummel-Methoden genutzt, um gemeinsam herauszuarbeiten welche Faktoren Menschen dazu bringen, nicht so zu studieren wie "vorgesehen". Damit haben wir hoffentlich alle ein etwas besseres Verständnis von Studienbedingungen in der heutigen Zeit bekommen, und in welchen Bereichen wir diese gerne verändern würden.