WiSe15 AK Uebungen

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Vorstellung des AKs

Verantwortliche/r: Köln

Mittlerweile sind ein den meisten Studiengängen die größten Schäden der Bologna-Reform geheilt. Das reicht allerdings noch nicht dafür aus, dass das Studium auch Spaß macht und Sinn ergibt. Zu oft sehen sich (nicht nur) Studierende auf das Abarbeiten von Leistungsanforderungen zurück geworfen; stattdessen sollte die ursprüngliche Motivation für das Studium weiter entwickelt werden.

Das reicht allerdings oftmals noch nicht dafür aus, dass das Studium auch Spaß macht und Sinn ergibt. Zu oft sehen sich (nicht nur) Studierende auf das Abarbeiten von Leistungsanforderungen zurück geworfen; stattdessen sollte die ursprüngliche Motivation für das Studium weiter entwickelt werden.

Übungsbetrieb

Leider bestehen Übungen zu oft darin, dass nur Musterlösungen mehr oder weniger kommentiert angeschrieben werden. Wir denken, dass das auch daran liegt, dass man in vielen Studiengängen eine Mindestpunktzahl in den Übungen für die Klausurzulassungen erreichen muss. Immer wieder werden deshalb auch Klausurzulassungen ab- oder angeschafft, oder verändert. Die Abschaffung von Klausurzulassungen reicht aber noch nicht, um zu einem sinnvollen Übungsbetrieb zu kommen. Worauf kommt es sonst noch an?

Praktika

An den meisten Unis läuft es ganz klassisch: Fertige Versuche; Hefte so oft korrigieren, bis sie gut sind. Auch wenn man viel dabei lernt, ist die Motivationslage oft nur mäßig und es wird viel abgeschrieben. Immer wieder hört mn von anderen Modellen, die in irgendwelchen Nischen existieren (z.B. kein Nachbessern, dafür mehr Rückmeldung, alle müssen sich selbst Versuche ausdenken etc.). Unsere Frage: Wo gibt es Alternativen zum klassischen Betrieb, wie sind die Erfahrungen damit?

Projektarbeiten

Wer schon einmal eine Abschlussarbeit geschrieben hat und währenddessen vom Kollegen gefragt wurde, wie weit man denn sei, weil der die Ergebnisse zum Weiterarbeiten braucht, kennt den Unterschied: Arbeiten, um sich bewerten zu lassen und danach landet alles in der Tonne, oder etwas produzieren, was nützlich ist. Wir wollen diskutieren, ob z.B. Projektarbeiten (teilweise) Klausuren etc. ersetzen können. Was sind die Erfahrungen in Studiengängen, in denen es sowas schon gibt? Machen dann Noten noch Sinn? Oder gibt es dann nur "fertig" = gut genug, damit andere Lust haben, darauf aufzubauen, und "noch nicht fertig"?

Überschneidungen

Uns ist nicht ganz klar, was sich hinter dem WiSe15 AK Musterlösungen verbirgt. Macht es vielleicht Sinn, beide AKs zusammen zu legen?


Arbeitskreis: Übungen

Protokoll vom 20.11.2015

Beginn
16:30 Uhr
Ende
18:30 Uhr
Redeleitung
Stefan (Uni Köln)
Protokoll
Jan (Uni Köln)
Anwesende Fachschaften
RWTH Aachen,
HU Berlin,
TU Berlin,
Uni Bielefeld,
Uni Bochum,
TU Dresden,
Uni Düsseldorf,
TU Freiberg,
Uni Freiburg,
Uni Greifswald,
Uni Halle-Wittenberg,
Uni Heidelberg,
TU Ilmenau,
Uni Jena,
Uni Kiel,
Uni Köln,
Uni Konstanz,
LMU München,
TU München,
Uni Münster
Uni Oldenburg,
Uni Potsdam,
Uni Regensburg,
Uni Siegen,
Uni Wien,
Uni Wuppertal,
Uni Würzburg,

Einleitung/Ziel des AK

AK war ursprünglich als Top im Austausch-AK geplant. Deshalb nimmt der Austausch über den status quo an den verschiedenen Hochschulen hier die meiste Zeit ein. In Köln haben wir einen langen Weg der Verbesserung unser Studiengänge hinter uns. Vor allem wurden dabei Restriktionen wie die Beschränkung der Anzahl der Klausurversuche beseitigt. Das heißt aber noch nicht, dass das Studium deshalb Spaß macht/motivierend ist/die Motivation weiter entwickelt anstatt sie zu ersticken. Ausgangsmotivation für den AK war deshalb, zu schauen, wie der Stand anderswo ist, und zu diskutieren, was jeweils die nächsten Schritte sind. Zentrale Frage war auch: Mit welchen Argumenten hat man es zu tun? Was hält man davon? Womit sind andere weiter gekommen? Z.B.: "Muss man Menschen manchmal auch zu ihrem Glück zwingen oder ist was an dem vermeintlichen Glück faul, wenn man dazu gezwungen werden muss?" Wie begegnet man paternalistischem Zynismus: "Für manche ist es dann ja auch besser, wenn sie irgendwann raus geschmissen werden, von alleine verstehen sie nie, dass sie am falschen Ort sind. Und in 30 Jahren werden sie dankbar sein."

Protokoll

Vorstellungsrunde mit Kurzberichten, was Stand der Studiengangsentwicklung vor Ort ist Aachen: Übergreifende Studienordnung, wenig Änderung. In Übungen ist immer 50% Zulassungsbeschränkung für die Klausur, keinen Bonussystem für Klausuren

HU Berlin: Integrierter Kurs nach Nolting wurde (nicht ganz im Sinne der Fachschaft) abgeschafft. Scheiterte teilweise an der Umsetzung. Jetzt 50% Grenze, um Leistungspunkte für Übungen zu bekommen, keine Zulassungsbeschränkung zu Übungen. Fachschaft ist mäßig zufrieden.

TU Berlin: Übungspunkte teilweise Zulassungsvoraussetzung für Klausur, teilweise auch als Zusatzpunkte in Klausur(aber selten scheinbar, profabhängig). In Mathe werden Hausaufgaben korrigiert zurückgegeben und müssen verbessert werden.

Bielefeld: Keine begrenzte Klausurversuchszahl. 50% Zulassungsbeschränkung meist, teilweise auch 75% Abgabepflicht.

Dresden: Freiversuchsregelung bei Klausuren. Zulassungsbedingungen und/oder Bonuspunkte Profabhängig. Auch Schwierigkeitsgrad der Blätter stark abhängig von Prof und Übungsleiter.->Führt zu Frustration in manchen Fächern, dadurch nicht zufriedenstellend und schlecht für Motivation

Düsseldorf: Zulassung und Übungsgestaltung stark Profabhängig. Teilweise 'ganz oder gar nicht'-Prinzip bei Aufgaben(0 Punkte wenn falsch). Gewünschtes AK Ziel: eine Richtlinie für Profs

Freiberg: Haben keinen eigenen Physikstudiengang. Es besteht keine Anwesenheitspflicht. Übungsgestaltung Profabhängig. Gewünschtes AK Ziel: Zettel für Übungsgruppenleiter zur Verbesserung der Übungen, um es weniger willkürlich zu machen

Freiburg: 50% Regelung, fast immer. Studis müssen mind. einmalig vorrechnen indem sie in der Übung 50% der Aufgaben ankreuzen, die sie bearbeitet haben und dann zufällig ausgewählt werden vorzurechnen. Wünschen sich Input für Praktikumsgestaltung, weil gerade Neugestaltung

TU München: In ersten 2 Semestern haben Prüfungen nur 2 Versuche. Ansonsten nur begrenzt durch Regelstudienzeit (8 Semester). Bei Überschreitung wird man rausgeworfen. Übungen müssen unabh. von Klausur sein. Keine Zulassungsbeschränkung. Bonus für 0.3 Notenpunkte in Klausur durch vorheriges der Übungen möglich. Große Unterschiede der Übungen in Exp und Theo. Exp ist einheitlich geregelt, mit Schema F zur Orientierung der Aufgabensteller. In Theo uneinheitlich und meist keine Musterlösungen - gerade in den ersten 2 Semestern ein Problem.

Einwurf/Frage(Greifswald): Warum ist Studieren in Regelstudienzeit ein Problem? Wo ist das Problem fertig zu werden?

Potsdam: Bei vielen ist Problem, dass bei Nichtbestehen von Erstsemesterveranstaltungen sich folgende anstauen. Leute belegen anfangs teils zu wenige CP. Irgendwann wird es dann knapp, gerade auch wenn man einmal durchgefallen ist, diese dann noch aufzuholen.

Wer anders: Viele fallen durch Mathe durch. Ist grade am Anfang ein Problem.

Bochum: Gerade die ersten vier Semester ist die Kombi Theo und Mathe schwer unter einen Hut zubringen, wenn man in einem durchfällt.

Münster: Haben kombinierte Kurse. Dadurch hat man früh Theorie, womit viele zu Beginn überfordert sind.

Köln: Spezialisierung sehr spät. Viele Leute studieren in Teilzeit mit Job nebenher. Studienberatung drängt nicht auf Regelstudienzeit(weder die offizielle, noch die Fachschaft).

Ilmenau: 5.6% nur in Regelstudienzeit. Im 5ten Semester Industriepraktikum (weil zu lang) ist kaum mit einem direkt anschließenden Bachelorarbeit vereinbar, somit rutscht man schnell ins 7te Semester. Außerdem Veranstaltungen nur alle 2 Semester, was bei einmaligen nicht bestehen alles verrücken kann.

Wer anderes: Sind keine große Uni, sodass Kapazitäten für Praktikum fehlen. Versuche können nur selten nachgeholt werden.

HU: Klausur darf nur einmal im Jahr geschrieben werden, sodass bei nicht bestehen direkt 1 Jahr Pause. Beim Durchfallen im 6ten Semester kommt man somit direkt ins 8te. Somit mehr als die Hälfte über Regelstudienzeit.

Greifswald: Wird viel Wert auf Regelstudienzeit gelegt. Durch den großen Druck hohe Abbrecherquote.

...weiter mit Vorstellungsrunde...

Halle Wittenberg: 50% Hürde für Klausurzulassungen. 3 Klausurversuche(mündliche). Hoffnung auf Einheitlichkeit - nicht so sehr vom Prof abhängen sollte es.

Heidelberg: Im ersten Semester Mathe 50% Zulassungsbedingung plus 2 mal vorrechnen. In Exp.Physik muss 60% richtig sein. In Theo muss nur vorgerechnet werden - dann ist man zugelassen. Keine Anwesenheitspflicht bei Übungen. Erfahrungsgemäß sagen alte Studis, dass 50% am Anfang Sinn macht, in späteren Semestern jedoch nicht mehr. Erhofft sich vom AK: Würden gerne wissen wie es an anderen Unis läuft.

Ilmenau: Regelungen sind da, wenn auch eigentlich nicht zulässig. 50% muss erreicht werden zur Prüfungszulassung - allerdings wird viel unter der Hand und unkompliziert gehandhabt. Keine Anwesenheitspflicht. In Exp kann das Vorrechnen an Tafel eine Notentendenz am Ende ausmachen. Freiwillige Scheinklausuren, große Abschlussprüfungen am Modulende.

Uni München: Studienordnung ist von 2007, also seit Einführung des Bachelors. Da danach nie überarbeitet, recht unflexibel. Allerdings keine Klausurvoraussetzungen. Nur eine von 4 GOP muss innerhalb der ersten 4 Semester bestanden werden, somit keine Begrenzung der Studiendauer. Dies verlängert das Studium jedoch erfahrungsgemäß nicht/kaum. Keine Anwesenheitspflicht.

Aus Zeitgründen wird Vorstellungsrunde abgekürzt. Geht nun in angeregte und vielseitige Diskussion über. Es werden viele Probleme angesprochen. Gesprächsbedarf ist hoch.

Potsdam: Problem: Übungsgestaltung und Bewertung sehr von Übungsleiter abhängig, die Sachen nicht anerkennen.

Uni Oldenburg: Keine Vorrechenpflicht in Übungen, aber Bonuspunkte möglich. Problem: Musterlösungen, nach denen korrigiert wurden, wollten bestimmte Lösungswege, obwohl es weitere richtige gab, die dann als nicht anerkannt wurden.

Frage: Kann man Vorschrift zu einheitlicher Methodenvermittlung einführen? Antwort aus Köln: Soweit er weiß, ist eine Verpflichtung nicht möglich. Ansprechen der Profs kann aber sinnvoll sein.

Weiter mit Berichten. Uni Wien: Traditionell Ankreuzsystem wie in Freiburg(siehe oben). Keine Musterlösungen, Vorrechnen müssen alle Studis, allerdings zufällig ausgewählt. Bewertungsgrundlage ist die Art der Präsentation der Lösung, teilweise noch eine kleine Prüfung.

Es kommt ein Verfahrensvorschlag, die Ergebnisse der BaMa-Umfrage zu in die Diskussion mit einfließen zu lassen.

Ein paar der Umfrageergebnisse: 2/3 gaben an: Hausübung mit schriftlicher Korrektur sollte Bestandteil von Übungsaufgaben sein. Wunsch nach vertiefenden Diskussionen in den Übungen. Viele wünschen sich Vorrechnen durch Lehrende, etwas weniger als die Hälfte finden Vorrechnen durch Studis auch gut. Kurzvorträge in Übungen nicht gewünscht. Bewertung: Übungen sollten durchaus Bestandteil der Modulprüfung sein wünschen sich viele. 1/4 wünscht sich kein Einfließen in die Endnote

Es folgt eine rege Diskussion bezüglich Bonuspunkte durch Übungen oder nicht. Frage: Ist denn Abschreiben nicht besser als sich gar nicht mit den Aufgaben zu beschäftigen? Beitrag: Es wird eh schon abgeschrieben, wegen 50% Hürde. Deswegen wären Bonuspunkte gar nicht schlimm, sondern tatsächlich schön. Vorschlag: zwangsweise Vorrechnen in Übung und dann eventuelles Aberkennen von Punkten, wenn nicht verstanden trotz vorhandener Lösung, reduziert das Abschreiben stark, bzw. man beschäftigt sich immerhin damit beim Abschreiben. Beitrag: Abschreiben ist nicht gleich Abschreiben. Stupides Abschreiben oder nachvollziehen und dann hinpinseln. Recherche- und Diskussionsaufgaben verhindern Abschreiben, sind super, sind aber nicht in allen Veranstaltungen sinnvoll. 'Points by effort' bringt auch Punkte, wenn du weit rechnest und dann schreibst warum du nicht mehr weiter kommst. Erfahrung aus Köln: Bei Lehrämtlern gibt's 'Learning By Teaching' - ältere Studis leiten Übungsgruppen. Klappt super. Beitrag: Wenn Tutoren auch den Background der Aufgabe abfragen, findet man leicht Leute die abschreiben. Wenn Profs Abschreiber finden wollen, schaffen sie das auch.

...Zeit geht zu ende


Zusammenfassung

Es gab extrem großen Diskussionsbedarf, sowie eine große Bandbreite an "Problemen" mit denen die Anwesenden unzufrieden waren. Eine Anleitung für die ideale Übung zu entwickeln wurde nicht als sinnvoll erachtet, da es nicht DEN richtigen Weg gibt und aus Gründen der Diversität auch mehr als nur eine Methode geben sollte. Außerdem kam bei vielen auch heraus, dass es nicht unbedingt strukturelle, sondern oft eher personenabhängige Probleme sind. Auch eine Resolution auf dem Gebiet wird schwierig, weil kein allgemeiner Konsens besteht und es zu verschiedene rechtliche Grundlagen an verschiedenen Unis gibt.

Ist der Bedarf vorhanden den bisherigen Stand an der eigenen Uni zu verändern, finden sich viele Ideen und Inspirationen oben.

Ideen:

  • Im Wiki Tabelle mit Übersicht anlegen, was an den verschiedenen Hochschulen die Rahmenbedingungen / Gestaltung von Übungen / Praktika sind
  • Im Wiki nicht übliche Sonderlösungen als Anregung für Leute, die vor Ort die Studiengänge weiter entwickeln wollen, dokumentieren. Besonders wichtig dabei: Welche Probleme sollen mit den Maßnahmen gelöst werden? Was sind die Erfahrungen? Welche Ansprechpartner*innen gibt es, wenn man davon lernen will?

Inzwischen realisiert.